Tageblatt: Fiona Alexander, für diejenigen, die das Edinburgh Jazz & Blues Festival noch nicht kennen: Wie würden Sie in drei Sätzen beschreiben, was es so besonders macht?
Zur Person
Fiona Alexander ist seit 2020 Produzentin des Edinburgh Jazz and Blues Festival. Zuvor arbeitete sie sowohl für dieses Festival als auch für Jazz Scotland – eine Förderagentur für schottischen Jazz. Sie war für eine Vielzahl anderer Festivals in den Bereichen Film, Theater und allgemeine Kunst sowie für britische Konzertreihen in den Bereichen Folk, Country, Klassik und Jazz tätig. Als Partnerin von Direct Music war sie an der Herausgabe des Magazins Jazz Review beteiligt und produzierte weltweit Sponsorenveranstaltungen. Fiona Alexander ist außerdem Direktorin von Festivals Edinburgh, einem Zusammenschluss der elf größten Festivals der Stadt.
Fiona Alexander: Das Edinburgh Jazz & Blues Festival ist einzigartig. Es ist schwierig, ein Programm mit einer solchen Bandbreite, Tiefe und diesem Spirit zu finden. In über 100 Konzerten präsentieren wir alles von Straight-Ahead-Jazz und Deep Blues bis hin zu innovativen zeitgenössischen Werken und stellen dabei sowohl Talente der nächsten Generation als auch internationale Ikonen vor – doch was uns wirklich auszeichnet, ist unser Engagement für neue Kooperationen, originelle Auftragswerke und ein zugängliches, stadtweites Programm, das Menschen durch Musik zusammenbringt.
Auf der Website des Festivals steht: „Die Jazzszene Luxemburgs hat sich zu einem Innovationszentrum der europäischen Szene entwickelt.“ Können Sie das näher erläutern?
Die Jazzszene Luxemburgs spielt weit über ihrer Gewichtsklasse – sie ist ein Ort, an dem kreative Freiheit und musikalische Innovation gedeihen. Wir präsentieren bereits zum zweiten Mal eine Jazzsession aus Luxemburg, und jedes Mal sind wir von dem Abenteuergeist und den interkulturellen Einflüssen in den Werken beeindruckt. Luxemburg ist ein kleines Land mit einer bemerkenswert offenen und zukunftsorientierten Szene, und diese Energie überträgt sich auf eine Musik, die auf der europäischen Bühne frisch, mutig und relevant wirkt.

Es treten verschiedene Künstler*innen aus Luxemburg beim Festival auf – wie kam die Auswahl zustande?
Die Auswahl trafen wir sehr bewusst: Wir wollten einen authentischen Einblick in die lebendige Szene Luxemburgs bieten und nicht nur eine Handvoll Namen präsentieren. Das bedeutete, ein breites stilistisches Spektrum zu programmieren – von experimentelleren Ensembles bis hin zu Groove-orientierten Bands. Es geht darum, unserem Publikum ein echtes Gefühl für die Tiefe, Breite und Qualität dessen zu vermitteln, was in Luxemburg gerade passiert.
Luxemburg ist selbst seit Jahren Gastgeberland renommierter Jazzfestivals, darunter „Like a Jazz Machine“ in Düdelingen. Wie wichtig sind diese Events in Europa?
Festivals wie „Like a Jazz Machine“ spielen eine entscheidende Rolle dabei, luxemburgische Künstler auf ein internationales Niveau zu heben. Sie schaffen Plattformen, auf denen lokale Talente neue Projekte entwickeln, neben großen Namen auftreten, von europäischen Veranstaltern entdeckt werden und internationale Kontakte knüpfen können. Diese Veranstaltungen sind Sprungbretter – nicht nur für die Karriereentwicklung, sondern auch für die Positionierung Luxemburgs als ernstzunehmender Akteur in der europäischen Jazzszene.
Spark – Jazz from Luxembourg
2023 war die luxemburgische Jazz-Szene zum ersten Mal beim Edinburgh Jazz & Blues Festival (11.-20. Juli 2025) vertreten, dieses Jahr geht die Partnerschaft zwischen den Veranstaltenden und Kultur | lx in die zweite Runde: Maxime Bender und sein Trio, Michel Meis (Kolibri), Veda Bartringer, Saxitude sowie Joël Metz reisen dafür nach Schottland. Unter dem Slogan „Spark – Jazz from Luxembourg“ erhält das internationale Publikum Einblicke in den Jazz aus dem Großherzogtum. Der Saxophonist Joël Metz tritt außerdem mit der schottischen Gruppe rund um den Bassisten Brodie Laird-Jarvie auf. Wen jetzt die Lust aufs Festival packt: Auf der Website ejbf.co.uk gibt es das Programm im Überblick.
Einige dieser Festivals wurden erst vor wenigen Jahren ins Leben gerufen, beispielsweise „Jazzorwhatever?!“ in Wiltz (2024). Das lässt den Schluss zu: Jazz bleibt ein Genre, das Menschen und Konzertveranstaltende anspricht.
Jazz ist heute relevanter und lebendiger denn je, nicht nur als Musikform, sondern auch als Raum für Innovation und kulturellen Austausch. Vor Ort beobachten wir, dass ein jüngeres Publikum auf neue Weise mit Jazz in Kontakt kommt, oft durch hybride Projekte, die verschiedene Genres und Einflüsse miteinander verbinden. International entwickelt sich Jazz weiterhin als globale Sprache, und Festivals wie die in Luxemburg sind entscheidend für die Förderung dieser Entwicklung, indem sie Künstler unterstützen, die den Sound und den Geist des zeitgenössischen Jazz neu definieren.
Festivals wie die in Luxemburg sind entscheidend für die Förderung dieser Entwicklung, indem sie Künstler unterstützen, die den Sound und den Geist des zeitgenössischen Jazz neu definieren
Was sind Ihre persönlichen Höhepunkte beim diesjährigen Festival?
Zwei unserer führenden schottischen Musiker haben ganz besondere Projekte im diesjährigen Programm. Der Pianist Fergus McCreadie leitet eine All-Star-Performance zu Ehren des 50-jährigen Jubiläums von John Coltranes „A Love Supreme“, und der Trompeter Colin Steele präsentiert neue Musik seiner zehnköpfigen Band Stramash. Es ist eine einzigartige Band, die ein Jazzquintett mit Dudelsäcken, Geigen und Pfeifen verbindet. Wir sind auch sehr stolz darauf, so viele starke Frauen im Programm zu haben. Zu den Höhepunkten zählen das rein weibliche, polnische Quartett O.N.E., die Bassistin Anneleen Boehme, die Sängerin Anaïs Reno und natürlich die luxemburgische Gitarristin Veda Bartringer.
De Maart

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