Jasper Philipsen krümmte sich am Straßenrand vor Schmerzen und realisierte wohl langsam, dass sein elfter Etappensieg bei der Tour de France erst einmal auf sich warten muss. Schon früh im Verlauf der 112. Ausgabe der dreiwöchigen Rundfahrt müssen die Fans auf einen Star verzichten: Das Ausscheiden des belgischen Profis infolge eines unglücklichen Sturzes dämpfte die Stimmung der zahlreichen Zuschauer im Norden Frankreichs und der Fans an den Bildschirmen.
Philipsen kam danach direkt ins Krankenhaus. Philip Roodhooft, Teamchef des Alpecin-Rennstalls, war sichtlich betroffen. „Natürlich sorgt das für Emotionen. Auch das Ergebnis von heute ist irrelevant“, sagte er und konnte noch keine Details zum Ausmaß der Verletzungen nennen. „Jasper is down“, sagte er auf Englisch.
Der 27-Jährige, der die Auftaktetappe in Lille gewonnen und danach kurzzeitig das Gelbe Trikot getragen hatte, musste die Rundfahrt beenden. 60 km vor dem Ziel einer bis dahin gerade zu langweiligen Etappe krachte es auf der schnurgeraden Départements-Straße 186 im Örtchen Isbergues gewaltig: Der Franzose Bryan Coquard geriet beim ersten Zwischensprint bei Vollspeed ins Schlingern und räumte den schuld- wie chancenlosen Philipsen ab. Dieser krachte auf den Rücken, unter dem zerrissenen Trikot zeichneten sich große blutende Wunden ab. Schnell war klar: Es geht nicht weiter.
Auch Evenepoel stürzt
Damit verliert die Tour ihren besten Sprinter der letzten Jahre. 2024 hatte der 27-Jährige drei, 2023 sogar vier Etappen und das Grüne Trikot gewonnen. In Lille hatte er zum Auftakt überlegen gewonnen, einen Tag später übernahm sein Teamkollegen Mathieu van der Poel mit dem Sieg in Boulogne-sur-Mer das Gelbe Trikot.
Auch endete damit die Traumstart-Euphorie im Alpecin-Team schlagartig. Philipsen hatte am Samstag die erste Etappe gewonnen und Gelb geholt, am Sonntag siegte van der Poel und übernahm die Gesamtführung, Philipsen fuhr im Grünen Trikot des besten Sprinters weiter.
Im Finale krachte es dann noch mehrmals, unter anderem kam Belgiens Olympiasieger Remco Evenepoel zu Fall. Während der Vorjahresdritte wohl glimpflich davonkam, erwischte es Jordi Meeus, den Topsprinter des Red-Bull-Teams, wohl schwerer. Der belgische Europameister Tim Merlier sicherte sich nach den größtenteils flachen 178,3 Kilometern den Tagessieg. Der Italiener Jonathan Milan wurde bei seiner Debüt-Tour Zweitplatzierter.
Duell der Favoriten am Dienstag
An der Spitze der Gesamtwertung gab es keine Änderungen. Der Niederländer van der Poel steht weiter mit vier Sekunden vor Titelverteidiger Tadej Pogacar und sechs Sekunden vor dem Dänen Jonas Vingegaard an der Spitze.
Am Montag ließen es die Profis vor dem unglücklichen Vorfall um Philipsen über weite Strecken ruhig angehen. Am vierten Tour-Tag am Dienstag wartet ein anspruchsvolles Finale auf die Radprofis – dort könnten sich auch Pogacar und Vingegaard wieder auszeichnen. Auf den letzten 50 Kilometern von Amiens nach Rouen warten je zwei Anstiege der dritten und vierten Kategorie. Fünf Kilometer vor dem Ziel wartet dabei die gefürchtete Rampe von Saint-Hilaire mit bis zu 16 Prozent Steigung. Hier dürfte es zu einem Duell der Favoriten um Tadej Pogacar und Herausforderer Jonas Vingegaard kommen. (dpa/SID)
Im Überblick
112. Tour de France, 3. Etappe: Valenciennes – Dunkerque (178,3 km):
1. Tim Merlier (Belgien/Soudal Quick-Step) 4:16:55 Stunden, 2. Jonathan Milan (Italien/Lidl-Trek), 3. Phil Bauhaus (Deutschland/Bahrain Victorious), 4. Sören Waerenskjold (Dänemark/Uno-X Mobility), 5. Pavel Bittner (Tschechien/Picnic PostNL), 6. Biniam Girmay (Eritrea/Intermarché-Wanty), 7. Kaden Groves (Australien/Alpecin-Deceuninck), 8. Danny van Poppel (Niederlande/Red Bull-Bora-hansgrohe), 9. Pascal Ackermann (Deutschland/Israel-Premier Tech), 10. Amaury Capiot (Belgien/Arkea-B&B Hotels) alle gleiche Zeit
Stand in der Gesamtwertung nach 3 von 21 Etappen:
1. Mathieu van der Poel (Niederlande/Alpecin-Deceuninck) 12:55:37 Stunden, 2. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Emirates-XRG) 0:04 Minuten zurück, 3. Jonas Vingegaard (Dänemark/Visma – Lease a Bike) 0:06, 4. Kévin Vauquelin (Frankreich/Arkea-B&B Hotels) 0:10, 5. Matteo Jorgenson (USA/Visma-Lease a Bike), 6. Enric Mas (Spanien/Movistar) alle gleiche Zeit, 7. Joseph Blackmore (Großbritannien/Israel-Premier Tech) 0:41, 8. Tobias Halland Johannessen (Norwegen/Uno-X Mobility), 9. Ben O’Connor (Australien/Jayco AlUla) alle gleiche Zeit, 10. Buchmann 0:49
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können