Grosbous bietet Himmel und Hölle eine Bühne. Buchstäblich. Im Innenhof des Kulturzentrums „Prommenhaff“ erhebt sich eine imposante Holzkonstruktion, gebaut von Vereinsmitgliedern, gespickt mit vielen Details, bereit für das neue Spektakel des Ensembles „Schankemännchen“. Das Stück trägt den Titel „Bei der Däiwel“. Ein theatralischer Höllenritt zwischen Fegefeuer, Engelstrompeten und irdischem Wahnsinn. Premiere ist am 17. Juli.
Am letzten Sonntag im Juni, bei fast höllischen Temperaturen von um die 30 Grad und nur hin und wieder einem himmlischen Lüftchen, trifft sich das Ensemble zur Durchlaufprobe. Autor und Regisseur Jemp Schuster gibt Anweisungen. Ruhig, erfahren, souverän. Sein Appell: „Viel trinken, damit keiner kollabiert.“ Dann läuft die Probe fast wie von selbst. Der Text sitzt, die Musik fließt, das Timing stimmt.
Überraschende Pointen
Was das Publikum erwartet? Eine himmlisch-höllische Satire mit überraschend irdischen Pointen. Unterhaltsam, spannend sowie abwechslungsreich und rhythmisch aufgebaut, durch Nutzung aller Ebenen der großen Bühne. Der Himmel, lichtdurchflutet, leidet an Elektrikermangel. „Problem mit dem Hauptschalter“, meint Petrus. In der Hölle spielen die Temperaturen verrückt, weil der Heizungsinstallateur fehlt. Ein Engel fühlt sich überflüssig, denn: „Statt Schutzengeln gibt’s heute Alarmanlagen.“ Doch warum um Gottes/Teufels willen hat die Reinigungskraft den Universalschlüssel zu allen Ebenen? Lassen Sie sich überraschen.
Zwischen Himmel und Hölle: die Bühne des Lebens, voll von Grausamkeit und enttäuschten Hoffnungen. Aus der Oper wird die Anatomie, aus Pathos kluge Beobachtung: „Bei allem, was passiert, ist nie einer allein schuld.“ Und wenn doch? „Et war net keen.“
Am Ende handeln die Mächte des Jenseits einen Deal aus: Luxemburger in die Hölle, Amerikaner in den Himmel. Warum? „Weil die noch an ihn glauben.“ Das Ensemble spielt mit Witz, Rhythmus und sichtbarem Spaß. Ein treffsicherer Mix aus Gesellschaftskritik, Fantasie und Spielfreude.
Nach der Probe gibt es kurze Rückmeldungen von Jemp Schuster und Christiane Thommes-Bach, Präsidentin der „Schankemännchen a.s.b.l.“. Alles im grünen Bereich. Und dann zieht die Truppe gemeinsam in den kühlen Keller des Prommenhaff. Zum Grillen, Lachen, Zusammensein. Kein forciertes Teambuilding, sondern echtes Theaterleben: engagiert, gemeinschaftlich, lebendig.
Fazit
Die „Schankemännchen a.s.b.l.“ ist ein Paradebeispiel gelebter regionaler Kultur. Ihre Freilichtaufführungen verbinden stets Lokalkolorit mit pointierter Gesellschaftskritik, humorvoll, nahbar und tiefgründig. Autor und Regisseur Jemp Schuster prägt das Ensemble mit unverwechselbarem Stil: Volkstheater mit Herz, Witz und Haltung.
Auf der Bühne stehen 29 Menschen zwischen 13 und 73 Jahren. Hinter den Kulissen sind rund 50 weitere Helfer im Einsatz. Viele mit lokalem und regionalem Stallgeruch. Nach der Premiere am 17. Juli sind noch weitere sieben Vorstellungen geplant. Das Budget: rund 100.000 Euro. Gut investiert in eine Produktion, die zeigt, wie viel Kraft in ehrenamtlichem Engagement stecken kann. Wer Lust auf Theater hat, das unterhält und zugleich den Nerv der Zeit trifft, ist bei „Bei der Däiwel“ ganz bestimmt nicht falsch.

Autor Jemp Schuster
Jemp Schuster, gebürtiger Grosbouser, zählt zu den prägenden Stimmen des luxemburgischen Literaturbetriebs und Theaters. Auch seine aktuelle Inszenierung „Bei der Däiwel“ ist typisch Schuster: tragikomisch, gesellschaftskritisch und zugänglich. Die Vorlage: Fragmente aus zwei Stücken von Ödön von Horváth. „Himmelwärts“ und „Glaube Liebe Hoffnung“. Daraus formt Schuster eine neue Geschichte: Ein junges Mädchen träumt von der Opernkarriere, wird abgewiesen, unterschreibt einen Pakt mit dem Teufel und zahlt am Ende den Preis.
Horváths Werke entstanden in den 1930er-Jahren, als sich Europa radikalisierte. Auch heute, sagt Schuster, seien rechte Strömungen wieder spürbar. Sein Stück ist ein Appell, Haltung zu zeigen. Mit „Bei der Däiwel“ führt Jemp Schuster Horváths lakonische Gesellschaftsanalyse ins Heute und bleibt dabei sich selbst treu: Er macht Theater mit Haltung, mit Humor und vor allem gemeinsam mit den Menschen, auch vielen Jugendlichen, die er dieses Mal mehr denn je ins große Ensemble einbindet.
Die Schankemännchen a.s.b.l.
Die Vereinigung „Schankemännchen a.s.b.l.“ wurde 1993 gegründet. Benannt nach dem ersten Theaterstück, das im selben Jahr unter freiem Himmel zur Eröffnung des neuen Kulturzentrums im „Prommenhaff“ in Grosbous aufgeführt wurde. Inspiriert von einer lokalen Sagengestalt und initiiert vom damaligen Schöffenrat. Jemp Schuster schrieb das Stück. Der Erfolg war überwältigend und legte den Grundstein für eine bis heute lebendige Theatertradition. „Bei der Däiwel“ ist die 17. Freilichtproduktion in 32 Jahren.
Die Legende vom „Schankemännchen“
Zwischen Préizerdaul und Grosbous soll einst das „Schankemännchen“ gespukt haben. In einer Zeit, als man abends noch Geistergeschichten im Schein der Öllampe erzählte. Der sagenhafte Störenfried war kein Untoter, sondern ein kleiner Gauner, der sich mit Schinken, Kohlköpfen und Kartoffeln durchs Leben schlug und dabei mit viel Lärm Angst verbreitete. Ob mit Holzschuhen, Knüppeln oder Knochen, der Krach gab ihm seinen Namen: Schankemännchen, das „Knochenmännchen“. Die älteren Dorfbewohner erinnern sich an Erzählungen ihrer Eltern und wie aus jeder Weitergabe ein wenig mehr Spuk wurde.
Zum zehnjährigen Bestehen der Vereinigung Schankemännchen a.s.b.l. schuf die Künstlerin Florence Hoffmann im Jahr 2003 eine Klangskulptur: mit Kopf, Füßen und einem Körper wie ein Windspiel, das ordentlich Lärm macht. Nach dem Umbau der Schule in Grosbous wird der legendäre Unruhestifter dort einen Ehrenplatz erhalten.
Praktisches
Gespielt wird am 17., 18., 19., 22., 23., 24., 25. und 26. Juli jeweils um 21 Uhr im „Prommenhaff“ in Grosbous. Der Eintritt beträgt 25 Euro, ermäßigt 15 Euro für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Infos und Reservierungen unter schankemaennchen.lu oder telefonisch unter 671 222 224.
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