Am Donnerstagnachmittag lud das Polizeikommissariat des Luxemburger Bahnhofviertels auf Kaffee und Kuchen. Die erste Ausgabe des neuen Pilotprojekts „Op e Kaffi mat der Police“ fand ab 16 Uhr im Café „Bloom“ unweit der rue de Strasbourg statt. Der Chef der Polizeiwache, Robert Bauler, spricht von einem Erfolg: „Die Menschen hatten sehr konstruktive Fragen – es gab kein Beklagen rund um Probleme, die wir ohnehin nicht lösen können.“

Die Initiative soll Anwohnerinnen und Anwohner des „Garer Quartier“ dazu ermutigen, sich auf Augenhöhe mit den örtlichen Polizeibeamtinnen und -beamten auszutauschen und auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. „Das hier ist eine andere Atmosphäre als auf dem Kommissariat“, sagt Erster Hauptkommissar Gilles Zimmer. „Es ist uns wichtig, Missverständnisse auszuräumen und unsere Arbeit sowie Rechte zu beleuchten, um den Menschen zu erklären, wo unsere Grenzen liegen.“
Orgelspiel und Schwarzlicht
Dass es nicht für jedes Problem eine Lösung gibt, war den Besucherinnen und Besuchern an dem Nachmittag klar. So erzählte Margaret Hicks, dass sie seit 16 Jahren gemeinsam mit ihrem Mann in der rue des États-Unis zur Miete wohnt. „Ich komme ursprünglich aus den Vereinigten Staaten, aus Kalifornien“, so Frau Hicks. „Wir haben zuvor in Paris gelebt, uns aber dann in Luxemburg verliebt – wir sind hierhergezogen und haben ein kleines Unternehmen gegründet.“ Vor ihrer Garage, so die Amerikanerin, liege täglich Müll, Hinterlassenschaften von Drogenabhängigen wie Spritzen oder kleine Plastikampullen. „Ich entfernte den Müll anfangs täglich, bis ich das nicht mehr schaffte. Es nahm mich zu sehr mit und ich konnte und wollte es einfach nicht mehr tun“, sagte sie.

Die Anwohnerin hoffte auf Tipps von den Polizeibeamten, um ihre Einfahrt sicherer zu gestalten. Mit dem Vorschlag, eine Musikbox mit Sensor und Orgelspiel sowie eine Schwarzlicht-Lampe zu installieren, gingen Frau Hicks und ihr Gatte zufrieden nach Hause: „Die Musik soll ein Störfaktor sein und das Schwarzlicht verhindert offenbar, dass man seine Venen sehen kann, was eine Injektion unmöglich macht – darauf wäre ich nie gekommen.“
Platzverweis begrüßt
Das Sprachrohr und aktive Mitglied der Whatsapp-Gruppe „Quartier Gare – sécurité & propreté“ Patrick Reisdorff freute sich ebenfalls über den Austausch mit der Polizei: „Die Beamten sind sehr engagiert, ihnen ist eigentlich nichts vorzuwerfen“, so der Anwohner des Bahnhofviertels. „In meinen Augen ist es die Justiz, die auf ganzer Linie versagt.“ Er habe bereits Anfang Januar Strafanzeige gegen zwei mutmaßliche Drogendealer erstattet, bis heute allerdings noch keinen „Accusé de réception“ bekommen.

Die Aktion „Op e Kaffi mat der Police“ sei Herrn Reisdorff zufolge deswegen umso wichtiger und zeige die nötige Nähe gegenüber den frustrierten Anwohnern. Er begrüße außerdem den Platzverweis, der es der Polizei erlaubt, Personen zu entfernen, die den Zugang zu einem Gebäude blockieren. „Wir brauchen solche Möglichkeiten, es ist nämlich schlimm, morgens das Haus zu verlassen und Drogenabhängige oder Obdachlose im Hauseingang anzutreffen“, so Herr Reisdorff. Er stehe regelmäßig im Dialog mit der Polizei und wolle sie auch künftig aktiv bei ihrer Arbeit unterstützen.
Die Stimmung während der zweistündigen Gesprächsrunde war gelassen – und trotzdem ernst. „Die größten Sorgen wurden bezüglich des Drecks, der von drogenabhängigen Personen hinterlassen wird, und unzureichend gesicherter Häuser geäußert“, so Robert Bauler. „Op e Kaffi mat der Police“ soll künftig an verschiedenen Standorten des Bahnhofviertels ausgetragen werden und einer Vielzahl an Anwohnerinnen und Anwohnern die Möglichkeit bieten, sich bei Kaffee und Kuchen mit der Polizei zu unterhalten.
De Maart

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