
Foodtrucks haben während der Pandemie einen regelrechten Aufschwung erfahren. Die Imbisswagen haben sich auf Märkten und Festen etabliert und bis heute träumen angehende Truck-Besitzer vom erfolgreichen Geschäftsmodell. In Wahrheit ist die Arbeit im Straßengeschäft hart und schonungslos. Es ist ein Kampf ums Überleben. Während die Branche zurzeit mit den steigenden Kosten zu kämpfen hat, schwelt im Hintergrund das Verbot von Einwegverpackungen. Die Folge: Viele werfen bereits nach einem Jahr das Handtuch.
„Es ist kompliziert“, sagt Mzia, „und viel Arbeit.“ Zusammen mit Dimitrios bereitet sie seit 2020 im Foodtruck „Home Flavours“ griechische und georgische Spezialitäten zu. Das Land sei klein und die Konkurrenz groß, so Mzia. Obwohl die Verpackungs- und Lebensmittelpreise ständig steigen würden, könnte sie die Kosten nicht mehr an die Kunden weitergeben. Zu groß sei die Gefahr, sie zu verlieren. Zudem könnten die Kunden jederzeit zu den großen Einkaufszentren gehen. Mzia und Dimitrios müssen daher mehr arbeiten, gleichzeitig verbuchen sie 15 Prozent weniger Einnahmen als vor einem Jahr.
Mehr Arbeit für weniger Geld
Auch Maurizio und Gerson arbeiten länger. Sie betreiben den Pizzatruck „Verace“ seit 2018. Für Maurizio stellen die steigenden Kosten ein Problem dar. Allein die Preise für Brennholz hätten sich in den vergangenen sieben Jahren verdoppelt. „Wir sind froh über die vielen Events im Sommer“, sagt Maurizio. „Das hält uns über Wasser. Aber die Winter sind hart.“ Eigentlich hätten Pizzakartons seit dem ersten Januar 2025 nicht mehr benutzt werden dürfen. Vor drei Jahren stimmte das Parlament ein umstrittenes Reformpaket zur Abfallvermeidung. Ziel sollte es sein, bis Anfang 2025 alle Einwegverpackungen aus dem Gastronomiebereich zu verbannen.

Erst im Dezember 2024 machte die Regierung Frieden-Bettel Zugeständnisse an den Horeca-Bereich und beschloss im Regierungsrat einen Aufschub des Einwegverbots. Im Januar 2025 reichte Umweltminister Serge Wilmes einen Gesetzentwurf ein, der die Verpackungsregeln wieder maßgeblich lockern soll. Schalen und andere Behälter, die nicht aus Plastik sind, bleiben darin erlaubt. Ab 2028 müssten Gastronomen ihren Kunden lediglich die Möglichkeit von Mehrweggeschirr anbieten. Am 17. Juni 2025 erhob der Staatsrat in seinem Gutachten mehrere Einwände gegen den Gesetzentwurf, unter anderem weil er die EU-Vorgaben nicht respektiere. Es ist daher ungewiss, wie und wann die neuen Verpackungsregeln in Kraft treten.

Piotr und Sergiej nutzen derweil Schalen aus Bambus. Sie bieten in ihrem „Eastruck“ polnische Spezialitäten an. Die beiden sind Geschäftspartner. Einen Mitarbeiter könnten sie sich nicht leisten, so Piotr. An ihrem schlechtesten Tag verdienten sie 23 Euro. „Ob man gewinnt oder nicht, Steuern zahlt man sowieso“, sagt Piotr verbittert, „dabei haben wir Kinder, die wir ernähren müssen.“
Jede Woche stiegen die Preise
Dennoch blickt Piotr zuversichtlich nach vorn: „Ich bin zufrieden, aber es ist schwer. Man braucht viel Erfahrung und viele Freunde.“ Ihm zufolge würden die Foodtruck-Besitzer im Durchschnitt sieben Monate aushalten, bevor sie das Geschäft aufgeben. Viele träumten davon, mit dem eigenen Foodtruck das schnelle Geld zu verdienen. Dabei würden sie die laufenden Kosten unterschätzen. Piotr beziffert die Anschaffung eines Imbisswagens auf 80.000 Euro.
Doch auch die monatlichen Ausgaben schlagen zu Buche, wie Svenia, Eigentümerin von „La Casa Della Pasta“, weiß. Etwa 40.000 Euro muss die Unternehmerin jeden Monat an laufenden Kosten bezahlen. Darunter fallen unter anderem die Rechnungen für Fahrzeugwartung, Stellplätze, Löhne und Lebensmittel. „Vor einem Jahr wurden die Rohstoffpreise um 70 Prozent erhöht“, so Svenia. Jede Woche seien sie mit höheren Preisen konfrontiert gewesen.

15-Stunden-Tag
Um die steigenden Kosten decken zu können, müssen Svenia und Helene teilweise 15 Stunden am Tag arbeiten. Manchmal länger. Wie die anderen profitieren sie hauptsächlich von den vielen Festen im Sommer. Trotzdem gibt es Festivals, auf die sie wegen der hohen Abgaben verzichten müssen. Selbst der Markt der zweitgrößten Stadt des Landes, Esch, sei wegen der Gebühren uninteressant. Sie freuen sich deswegen, auf eine breite Stammkundschaft zählen zu können, so Helene. Das liege auch daran, dass sie ihr Angebot regelmäßig mit kreativen Pasta-Gerichten erweitern.
Als vor einem Jahr klar wurde, dass sie ihre Pappbecher durch ein Mehrwegsystem ersetzen müssten, wagten Svenia und Helene das Experiment und liehen sich Mehrwegbehälter. Die Einnahmen hätten Helene zufolge gerade so gereicht, um die Leihgebühr zu bezahlen. Das liege auch daran, dass die Pfandgebühr Kunden zurückschrecke, so Helene. Die Menschen, die etwas zum Mitnehmen bestellen, hätten kein Interesse daran, das Geschirr zurückzubringen. Vor allem Touristen tauchten einfach nicht mehr auf. Die beiden sind erleichtert, dass das neue Verpackungsgesetz erst mal auf Eis gelegt wurde.

De Maart
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