Ehe Chris Rodesch sein Auftaktspiel bei einem Grand-Slam-Turnier bestreiten konnte, gab es schon Aufruhr. Kurz bevor die Spiele der ersten Runde um 12 Uhr losgingen, erklärte sein Gegner aus Spanien, Pablo Carreno Busta, „forfait“. So kam es, dass ein Lucky Loser nachrückte: Rodesch musste sich kurzfristig auf den Chilenen Cristian Garin (ATP 110) einstellen. Der Chilene stand 2022 bereits im Viertelfinale von Wimbledon und hat insgesamt fünf ATP-Titel gesammelt. Der 29-Jährige feierte in seiner Karriere zwei Siege gegen Top-Ten-Spieler: 2019 schlug er in München Alexander Zverev, 2022 in Madrid Daniil Medwedew. Garin zählt zu den besten chilenischen Tennisspielern und könnte im September noch mal auf Rodesch treffen. Dann muss Luxemburg im Davis Cup in Chile antreten.
Rodesch ließ sich davon aber nicht beirren. „Es war mir egal, gegen wen ich spiele. Es ist keine Entschuldigung, dass ich einen anderen Gegner bekommen habe“, sagte Rodesch nach der Partie. „Das gehört im Tennis zu. Ich spiele gegen einen guten Spieler und bin froh, gegen ihn gespielt zu haben. Ich will gegen die Besten antreten.“
Erster Satz im Tiebreak
Der erste Satz verlief von Anfang bis Ende gleichwertig. Sowohl der Chilene als auch der Luxemburger brachten ihre Aufschläge souverän durch. Erst beim Stand von 3:4 aus Sicht von Rodesch schaffte es Garin, den Luxemburger in Gefahr zu bringen. Garin erarbeitete sich einen Breakball, den Rodesch aber abwehren konnte. Als der Chilene dann seinen Aufschlag zum 6:5 durchbrachte, musste Rodesch kämpfen. Garin verschaffte sich gleich zwei Satzbälle, die Rodesch aber abwehren konnte – und dann brachte er sein Aufschlagspiel durch.
Es kam also zum Tiebreak, in dem Rodesch einen starken Start hinlegte: Er gewann gleich das erste Aufschlagspiel des Chilenen und auch seine beiden Aufschläge (3:0). Der Chilene kämpfte sich jedoch zum 5:5 zurück, doch den ersten Satzball gab es für Rodesch (6:5), den er aber nicht verwandeln konnte (6:6). Erst verschaffte sich dann Garin erneut die Chance auf den Satzgewinn (6:7), anschließend hatte Rodesch Satzball (8:7). Am Ende war es jedoch Garin, der nach 57 Minuten seinen dritten Satzball verwandeln konnte (10:8).
„Congrats to you“
Der zweite Satz begann ebenfalls ausgeglichen (2:2), ehe Rodesch sein Aufschlagspiel abgeben musste (2:3). Es sollte entscheidend sein, da der Chilene nicht mehr patzte: Zwar hatte Rodesch beim Stand von 4:5 gleich drei Breakbälle, doch am Ende erhöhte der Chilene auf 0:2 in den Sätzen (4:6). Auch im dritten Satz ging es lange auf Augenhöhe zu, ehe Garin in der entscheidenden Phase erneut zuschlug. Beim Stand von 4:4 rang er dem Luxemburger den Aufschlag ab (4:5) und entschied damit die Partie (4:6). Nach 2:16 Stunden musste Rodesch Court 10 als Verlierer verlassen.
„Ich bin enttäuscht, aber ich kann extrem froh sein, wie ich heute gespielt habe“, sagte Rodesch. „Ich habe mir Chancen erspielt. Im ersten Satz habe ich nicht mein bestes Tennis gespielt, aber ich bin mental drin geblieben und habe mein Bestes gegeben.“ Seinem Gegenüber zollte er vollsten Respekt: „Er hat die Tür immer dann zugemacht, wenn ich Chancen hatte. Ich muss sagen, ‚congrats to you’. Er hat einfach zu gut gespielt. Er hatte das Momentum auf seiner Seite. Ich habe ein bisschen Lehrgeld bezahlt, aber bin extrem froh, diese Erfahrung gemacht zu haben.“
Alcaraz muss über fünf Sätze gehen
Titelverteidiger Carlos Alcaraz hat sich in einem Kraftakt über mehr als vier Stunden und fünf Sätze in die zweite Runde des Rasen-Klassikers in Wimbledon gemüht. Der spanische Topstar rang den aufopferungsvoll kämpfenden Italiener Fabio Fognini am Montag bei über 30 Grad nur mit größter Anstrengung 7:5, 6:7 (5:7), 7:5, 2:6, 6:1 nieder und zog in die zweite Runde ein. Es war der 19. Sieg in Serie für Alcaraz. Der fünfmalige Grand-Slam-Champion jagt im Südwesten Londons seinen dritten Wimbledon-Titel in Folge. Nach Wimbledon reiste der 22-Jährige, der bei einem Grand Slam noch nie in der ersten Runde ausgeschieden ist, mit drei Turniersiegen in Folge im Gepäck – darunter dem Triumph bei den French Open nach einem epischen Finale gegen Jannik Sinner (Italien).
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