Dienstag4. November 2025

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Einer bemerkenswerten Recherche der Journalisten Pia Oppel und Jean-Claude Franck des Radiosenders 100,7 ist es zu verdanken, dass vor einigen Wochen in der Caritas-Affäre neue, brisante Tatbestände zutage gefördert wurden, die erstaunlicherweise relativ wenig Beachtung in der öffentlichen Meinung fanden.

Und doch werfen dieselben elementare Fragen auf betreffend die damalige Sorglosigkeit, ja Leichtsinnigkeit der Caritas im Umgang mit Spendengeldern. Und sie lassen auch das Gebaren der Finanzdirektorin in einem noch dubioseren Licht erscheinen. Zudem geben sie Anlass zur Verwunderung über die bisherige Zurückhaltung des Generaldirektors in dieser Angelegenheit.

Was haben die genannten Journalisten herausgefunden ?

Im Januar 2023 und im März 2023, also ein Jahr bevor die Finanzdirektorin loslegt, finden Versuche statt, um die Caritas hereinzulegen. Einmal verlangt jemand, der sich per E-Mail ([email protected]) als Caritas-Generaldirektor ausgibt, sein Gehalt soll auf ein anderes Konto überwiesen werden. Ohne mit der Wimper zu zucken, wird dies von der entsprechenden Abteilung exekutiert. Glücklicherweise kann die Bank diesen Unfug verhindern.

Ein andermal, ebenfalls per E-Mail, verlangt ein (falscher) Caritas-Partner aus Bangladesch, dass Projektgelder in Höhe von 130.000 Euro auf ein Konto bei einer mexikanischen Bank überwiesen werden sollen. Auch in diesem Fall befolgt die zuständige Caritas-Stelle blindlings die Anweisung. Durch Zufall fragt der wirkliche Partner zur selben Zeit nach seinem Geld, sodass die Geldüberweisung in letzter Minute noch rückgängig gemacht werden kann.

Ein weiterer Betrugsversuch erfolgt im Mai 2023, als wieder jemand sich per Mail als Caritas-Generaldirektor ausgibt und eine Überweisung von 80.000 Euro auf ein Konto bei einer türkischen Bank verlangt. Diesmal wird richtig reagiert und die Angelegenheit wird an die Finanzdirektorin und an den Generaldirektor gemeldet. Daraufhin verfasst Letzterer eine Mitteilung an die zuständigen Verantwortlichen, also auch an die Finanzdirektorin, und warnt davor, dass diese Betrügereien sich wiederholen können und wiederholen werden. In dieser Mitteilung gibt der Generaldirektor ebenfalls Instruktionen, wie man in einem solchen Fall vorgehen soll.

Und dennoch, trotz dieser Vorwarnung, erfüllt die Finanzdirektorin neun Monate später den Wunsch einer Betrugsmail ([email protected]), ruiniert so in etwa fünf Monaten mit 120 Überweisungen die Caritas und gebärdet sich anschließend als Opfer eines Präsidententricks. Wer soll das heute noch glauben können?

Erstaunlicherweise hat der Generaldirektor bisher bei seinen öffentlichen Aussagen, zum Beispiel vor der parlamentarischen Spezialkommission, seine in 2023 getätigte schriftliche Betrugswarnung nicht erwähnt, obwohl dieselbe eindeutig zu seinen Gunsten und zu Ungunsten der Finanzdirektorin ist. Warum wohl?

Diese Fragen und andere werden mit Sicherheit nicht in der Spezialkommission gelöst, die 22 Mal tagte und nach eigenen Aussagen nicht viel erfahren konnte. Demnach gilt wohl: Außer Spesen nicht allzu viel gewesen, und die cleveren Journalisten sollen wie bisher mit Erfolg weiterbohren.