Montag27. Oktober 2025

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Kuriositäten in KaylVersteckter Trödelmarkt: Léna hat sich mit „Batz“ ihren Traum erfüllt

Kuriositäten in Kayl / Versteckter Trödelmarkt: Léna hat sich mit „Batz“ ihren Traum erfüllt
Léna Pierrart betreibt seit Anfang 2024 den Trödelmarkt „Batz“ und erfüllte sich damit ihren Traum Foto: Editpress/Julien Garroy

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In einem Keller in Kayl schlummert ein verborgener Trödelmarkt – der Vintage-Shop „Batz“. Betreiberin Léna erzählt, wie sie dazu kam, das Geschäft im eigenen Haus zu eröffnen und was sich hinter der Arbeit als Stöberin verbirgt.

Das Haus in Kayl ist nicht zu verfehlen: Im Vorgarten sammeln sich aufgegliederte Deko-Artikel, neben dem Briefkasten steht ein antiker Ofen, an der Fassade hängt ein großes Schild mit der Aufschrift „Batz – Brocante sur rendez-vous“ (Trödelmarkt nach Vereinbarung). Léna Pierrart hat sich vor anderthalb Jahren einen Traum erfüllt und ihr eigenes Geschäft eröffnet, im hauseigenen Keller. „Ich war zuvor bereits als Verkäuferin im Discountladen tätig, als die Pandemie mir klarmachte, dass ich beruflich noch nicht angekommen war“, so die 28-Jährige. Sie war anfangs noch unentschlossen, wusste nicht, ob sie etwas mit Tieren oder Natur machen soll – bevor sie sich dann für das Trödeln entschied.

Schmuckliebhaber können bei der Auswahl im „Batz“ stöbern
Schmuckliebhaber können bei der Auswahl im „Batz“ stöbern Foto: Editpress/Lola Bourotte

„Eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen verknüpfe ich mit Trödelmarkt-Besuchen zusammen mit meinen damaligen Adoptiveltern“, erzählt Léna. „Also habe ich mich für dieses Geschäftsmodell entschieden – und ich liebe es.“ Ihr Lebensgefährte Dan besitzt ein Haus in Kayl: Als sich beide gemeinsam hier niederließen, entpuppte sich die ungenutzte Wohnfläche im Keller schnell als perfekter Lagerort für die antiken Errungenschaften und später als Geschäft und Begegnungsstätte für interessierte Käuferinnen und Käufer. Trotz Begeisterung betont die junge Unternehmerin, wie anstrengend es manchmal sei, selbstständig zu sein und alles alleine zu verwalten.

Exklusive Besichtigungen

Wer bei „Batz“ nach sogenanntem Ramsch sucht, ist an der falschen Adresse. „Ich treffe jedes Mal eine Auswahl und sortiere die Objekte aus, die nicht in meine Boutique passen“, so Léna. Sie räumt ebenfalls Wohnungen und Häuser und hilft den Menschen dabei, Möbel, Deko-Objekte und andere Gegenstände loszuwerden, ohne gleich alles zur Mülldeponie zu bringen. Dabei arbeitet sie eng mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern zusammen und spendet auch gegebenenfalls das ein oder andere Schmuckstück. Vom Hermès-Teller, Spiegelsammlungen über „Villeroy et Boch“-Keramik-Sammlungen bis hin zu asiatischen Skulpturen: Trödelfans wird eine große Auswahl geboten – auch wenn man teilweise tiefer in die Tasche greifen muss.

Léna setzt sich für das Upcycling von Gegenständen ein – ihre Weste wurde von einer Kollegin aus ehemaligen Gardinen gefertigt, ihr Schmuck aus beschädigten Keramik-Teilen
Léna setzt sich für das Upcycling von Gegenständen ein – ihre Weste wurde von einer Kollegin aus ehemaligen Gardinen gefertigt, ihr Schmuck aus beschädigten Keramik-Teilen Foto: Editpress/Julien Garroy

Die Adresse von „Batz“ ist im Internet nirgends zu finden: „Wir möchten unsere Privatadresse nicht öffentlich teilen“, erklärt die Betreiberin. „Wer zu uns kommen möchte, der muss sich vorher anmelden.“ Per Instagram und auf der Webseite (batz.lu) teilt Léna die offenen Tage ihres Trödelmarkts mit. Meldet man sich per Privatnachricht bei ihr, erhält man die genaue Adresse sowie einige Tipps für den Nachmittagsaufenthalt im Süden Luxemburgs, was der gebürtigen Französin sehr am Herzen liegt. „Ich mag den Tierpark auf dem Galgenberg in Esch sehr, auch den Wald hier in Kayl liebe ich“, schwärmt sie. „Ich möchte meinen Besuchern die Umgebung hier etwas näherbringen, manche haben eine längere Anreise hinter sich. Sie können zu mir kommen, in den örtlichen Restaurants essen und danach einen Verdauungsspaziergang machen.“

Möbel mit Geschichte

Ab kommendem Juli geht es für „Batz“ in die nächste Runde: Am Rathausplatz in Düdelingen wird ein Vintage/Second-Hand-Laden seine Türen öffnen – auch Léna wird dort einige ihrer Kuriositäten zum Verkauf anbieten. „Ich bin sehr aufgeregt, mir steht noch ein gutes Stück Arbeit bevor“, sagt die 28-Jährige. Durch die Eröffnung des Ladens im Düdelinger Stadtkern erhofft sie sich neue Kundschaft. Das Vintage-Geschäft soll außerdem Händlerinnen und Händler zusammenbringen und unter anderem Workshops rund um das Thema Upcycling anbieten.

Beim Verlassen des Hauses präsentiert Léna stolz ihre letzte Errungenschaft – Stühle aus dunklem, asiatischem Massivholz. „Ich gehe davon aus, dass es sich um sehr seltenes Holz handelt, das aus Ästen gewonnen wurde, die spezielle Wülsten an Bäumen formten“, erklärt sie. „Komm mit, ich zeige dir den passenden Tisch in meinem Kleintransporter gleich nebenan.“

Die junge Händlerin läuft aufgeregt aus dem Haus, öffnet den Kofferraum ihres Transporters und präsentiert stolz den aufwändig gestalteten Tisch, mit eingeschnitzten Drachenfiguren und Abstellmöglichkeiten auf mehreren Ebenen. Das Abfluss-Loch mittig des Tisches könnte laut Léna auf einen Tee-Tisch, die unterschiedlichen Ablagen möglicherweise auf die unterschiedlichen Etappen einer Tee-Zeremonie hinweisen. „Das ist das Schöne an meinem Job: Wenn ich etwas entdecke, geht die Recherche los und ich male mir Hunderte Szenarien aus, welche Geschichten das Objekt erzählen könnte – das ist einfach toll“, sagt sie und schließt ihren Transporter wieder ab.