Donnerstag30. Oktober 2025

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Ein herber VerlustTriers erster Sternekoch verliert seinen Stern – Das sagen Gäste dazu

Ein herber Verlust / Triers erster Sternekoch verliert seinen Stern – Das sagen Gäste dazu
Wolfgang Becker beim großen Volksfreund-Schnitzeltest Foto: DT

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Wolfgang Becker verliert seinen Stern. Dabei hat er auch zuletzt noch die Gäste überzeugt. Diese haben einige aufmunternden Worte für den Trierer Starkoch.

Freitagabend auf dem Schiff Marie Astrid. Bei der exklusiven Eröffnungsveranstaltung von Mythos Mosel richtet Sternekoch Wolfgang Becker die letzten Details auf seinen Tellern. Von ihm gibt es marinierten Hiramasa Kingfish (Gelbschwanzmakrele) und Yellowfin Tuna (Gelbflossenthunfisch).

Die Besucher erleben ihn bei guter Laune. Das Fischgericht von Becker sei richtig gut gewesen, heißt es nach der Veranstaltung. Dass der erste Sternekoch Triers vier Tage später seinen verbliebenen Michelinstern verlieren wird, ahnt da noch niemand.

Kreativ und klassisch, aber ohne Stern

So sieht der fertige marinierte Hiramasa Kingfish (Gelbschwanzmakrele) und Yellowfin Tuna (Gelbflossenthunfisch) von Mythos Mosel aus
So sieht der fertige marinierte Hiramasa Kingfish (Gelbschwanzmakrele) und Yellowfin Tuna (Gelbflossenthunfisch) von Mythos Mosel aus Foto: TV/Verona Kerl

Doch am Dienstag ist es so weit. Der Gourmetführer Michelin entzieht dem Trierer seinen Stern. Warum? Das begründet die Redaktion nicht. Beckers Küche beschreibt der Gourmetführer auch immer noch als „kreativ“ und „klassisch“.

Becker selbst hat sich mittlerweile zu dem Verlust des Sterns geäußert. Vor einem Vierteljahrhundert hat der einflussreiche Gourmetführer den ersten Sternekoch Triers erstmalig mit einem Stern ausgezeichnet. Da war Becker 32 Jahre alt.

Steile Erfolgsgeschichte bis 2021

Zuvor macht er nach einer Winzerlehre eine Ausbildung zum Koch. Später arbeitet er unter anderem im Drei-Sterne-Restaurant Schwarzwaldstube in Baiersbronn unter Gourmetkoch Harald Wohlfahrt. Doch 1994 kehrt Becker in den elterlichen Betrieb in Trier-Olewig zurück, den er 1997 gemeinsam mit seiner Frau übernimmt.

So beginnt eine kulinarische und gastronomische Erfolgsgeschichte. 2000 erhält er seinen ersten Stern als erster Trierer Koch. „Mitten im Eröffnungsstress tauchte plötzlich ein einzelner Herr auf und fragte, ob er noch einen Tisch haben könne“, beschreibt Becker damals im Volksfreund die erstmalige Berührung mit der Gourmet-Redaktion. „Am nächsten Morgen stand der einsame Gast wieder vor der Tür, zeigte sich sehr angetan und gab sich als Redakteur des Michelin-Führers zu erkennen.“

Kein Stern, aber zwei Bestecke für Tischkultur und Ambiente sowie die Garantie für die Registrierung waren Becker danach sicher. Darüber, dass er tatsächlich einen Stern bekommt, informiert ihn die Redaktion des Gourmetguides nicht. Womöglich hat ein Kollege des ersten Testessers die endgültige Entscheidung nach einem Inkognito-Besuch bei Beckers getroffen.

Neben dem Stammhaus entsteht 2005 Beckers Hotel und Restaurant. Bis 2008 packt der Koch noch eine Schippe drauf. Der Guide Michelin 2009 zeichnet ihn mit einem zweiten Stern aus. „Mit einem Doppel-Stern in einer anderen Liga“, titelte der Trierische Volksfreund damals. Und Becker sagte: „Wir genießen den Moment und freuen uns. Mit dem zweiten Stern haben wir einen Coup gelandet.“

Auch wenn Beckers Exkurs an den Posthof, wo er mit Beckers XO zwei Jahre lang ein weiteres Restaurant betrieb, als Misserfolg gewertet werden dürfte, läuft es in Olewig danach fantastisch. Bis 2021 – zum Höhepunkt der Coronapandemie und den Einschränkungen für Gastronomen – hält der Höhenflug an. Doch in diesem Jahr erkennt der Guide Michelin dem Zwei-Sterne-Koch einen Stern ab. Warum? Das erfährt Becker nie. „Für mich war das ein gravierender Moment, weil ich gar nicht daran gedacht habe, dass so etwas anstehen könnte. Ich hätte mit vielem gerechnet, aber damit nicht“, sagt er damals gegenüber dem Volksfreund.

Wolfgang Becker (vorne rechts) und sein Team richten bei Mythos Mosel seinen marinierten Hiramasa Kingfish (Gelbschwanzmakrele) und Yellowfin Tuna (Gelbflossenthunfisch) an
Wolfgang Becker (vorne rechts) und sein Team richten bei Mythos Mosel seinen marinierten Hiramasa Kingfish (Gelbschwanzmakrele) und Yellowfin Tuna (Gelbflossenthunfisch) an Foto: TV/Verona Kerl

Gäste halten zu Wolfgang Becker

Während die Kritiker ihn fallen lassen, halten seine Gäste danach zu Becker. Viele spenden ihm Trost und versichern, dass sie ihn weiter unterstützen möchten. Ein Facebook-Nutzer hat beispielsweise diese aufmunternden Worte: „Wenn Wolfgang Becker noch mal einen oder mehrere braucht, wird er noch mal einen bekommen. Ganz sicher.“ „Am Ende des Tages, ist die beste Bestätigung, die, die von den Stammgästen und Gäste kommt. Und natürlich, dass der Laden weiterhin gut läuft und wirtschaftlich erfolgreich ist. Wolfgang Becker ist schon lange im Beruf und weiß, was seine Gäste sich wünschen und wie er und sein Team sie glücklich macht. Mit oder ohne Stern!“, fasst eine Nutzerin die Stimmung auf der Social-Media-Plattform zusammen.

Dem Koch scheint die Unterstützung seiner Gäste und Fans sicher. In der Gastroszene ist von einer „krassen Fehlentscheidung“ die Rede. Eigentlich habe Becker sich den Stern verdient, heißt es dort.

Andere vermuten, dass die Aberkennung des Sterns womöglich nicht an den Kochkünsten, sondern am Drumherum liege. Das habe sich zuletzt nicht so positiv entwickelt in Olewig. Die Wahrheit wird wohl kaum ans Licht kommen. Transparenz gibt es beim Guide Michelin traditionell wenig.