Dienstag21. Oktober 2025

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TennisWimbledon calling: Chris Rodesch will Nervosität in positive Emotionen umwandeln

Tennis / Wimbledon calling: Chris Rodesch will Nervosität in positive Emotionen umwandeln
Chris Rodesch gab im Mai bei den French Open seine Grand-Slam-Premiere Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Rund ein Jahr nach dem Start seiner Profikarriere schlägt Chris Rodesch ab Montag in der Qualifikation von Wimbledon auf. Nachdem der 23-Jährige im Mai in Paris sein Grand-Slam-Debüt gefeiert hatte, hofft er nun, auf dem „heiligen Rasen“ von London sein erstes Match auf der großen Bühne zu gewinnen. Dafür muss er auf einem für ihn neuen Belag Nervosität in positive Emotionen umwandeln.

Als Zuschauer hat Chris Rodesch von den vier Grand Slams immer die Australian Open am liebsten verfolgt. „Das Niveau ist einfach extrem hoch. Nach der Off-Season sind alle fit, mental frisch und brennen auf den ersten Grand-Slam-Titel des Jahres.“ In seinem persönlichen Ranking folgte danach Wimbledon. Das Rasenturnier hat aufgrund seines speziellen Belags seinen ganz eigenen Charakter. 

Rodesch wird nun erstmals selbst auf dem „heiligen Rasen“ von London aufschlagen. Am Montag beginnt die Qualifikation des traditionsreichsten Tennisturniers der Welt. Das Spiel auf Gras ist für den 23-jährigen Luxemburger dabei Neuland: „Ich habe in meiner Vorbereitung zwei Challenger-Turniere in England gespielt. Davor hatte ich in meinem Leben noch nie auf Gras gespielt.“

Trotz der fehlenden Erfahrung will er Wimbledon jedoch nicht nur als Lernerlebnis in seinem ersten Profijahr sehen. „Wir haben den schwierigen Weg gewählt“, erklärt er. „Beide Vorbereitungsturniere waren extrem schwer. Wir hätten auch noch weiter auf Sand spielen können, wo die Wahrscheinlichkeit auf Punkte für die Weltrangliste größer gewesen wäre. Aber wir haben uns bewusst für die härtere Variante entschieden. Ich will mein erstes Mal in Wimbledon nicht nur als erste coole Erfahrung nehmen. Ich habe stattdessen versucht, mich an den Rasen zu gewöhnen, und hoffe, dass sich das auszahlen wird.“

Erste Erfahrungen auf Rasen

Dabei hofft Rodesch, seinen ersten Sieg bei einem Grand Slam einfahren zu können – etwas, das ihm bei seiner Premiere im Mai bei den French Open noch nicht gelang. Mit gemischten Gefühlen blickt er mit fünf Wochen Abstand darauf zurück. „Ich nehme viele positive Dinge mit, bereue aber im Nachhinein, dass ich in den entscheidenden Momenten nicht mein Tennis gespielt habe. Ich bin mit meiner Nervosität nicht gut umgegangen und habe einfach zu viel überlegt, anstatt einfach mein Spiel zu spielen“, so Rodesch „Jetzt habe ich diese Erfahrung in mir und weiß, was in Wimbledon auf mich zukommt. Nervös werde ich vor einem Grand Slam wohl auch noch mit 30 Jahren sein, aber ich muss versuchen, die Nervosität in positive Emotionen umzuwandeln.“

Bei seinen beiden Vorbereitungsturnieren kam der Luxemburger, der derzeit an Position 166 der Weltrangliste steht, auf drei Spiele (ein Sieg, zwei Niederlagen). „Es ist schade, dass ich nicht noch mehr Matches bekommen habe, denn ich habe mich auf dem Rasen zunehmend besser gefühlt und besser gespielt“, resümiert er. Trotzdem nimmt er wichtige Erkenntnisse mit: „Es ist extrem wichtig, fokussiert auf den Aufschlag und Return zu sein. Gras ist extrem schnell. Der Aufschlag und die ersten beiden Ballwechsel sind daher extrem wichtig.“

Wir haben uns bewusst für die härtere Variante entschieden. Ich will Wimbledon in meinem ersten Profijahr nicht nur als erste coole Erfahrung nehmen.

Chris Rodesch, über seine Vorbereitung

Das stellte Rodesch unter anderem auch beim Challenger in Nottingham fest, wo er den ehemaligen Top-40-Spieler Michail Kukuschkin bezwang – unter anderem mit 19 Assen. „Am Tag danach hat mein Aufschlag dann nicht mehr so gut funktioniert und ich bin ausgeschieden. Deswegen lag der Fokus im Training in den letzten Tagen auch darauf – und auf den Returns, um den Gegner unter Druck zu setzen.“

Dass in seinem Spiel noch viel Entwicklungspotenzial steckt, beschreibt Rodesch als „extrem positiv“. „Das zeigt, dass ich mich noch verbessern kann und nicht am Ende meiner Entwicklung bin.“ Es ist ein Motto, das er auch in seiner Karriere verfolgt. Denn nach einem rasanten Aufstieg – rund 600 Plätze innerhalb eines Jahres – befindet er sich nun in einer Phase, in der große Sprünge im Ranking schwerer geworden sind.

In einer Death Zone

„Ich bin jetzt in einer ‚death zone‘ angekommen. Die Positionen 100 bis 160 sind eine extrem schwere Phase. Man wird nicht viel belohnt, für das, was man macht“, so Rodesch. „Wenn man einen Challenger gewinnt, macht man vielleicht 20 Plätze gut. Man müsste drei, vier gewinnen, um in die Top 100 zu kommen. Das ist nicht so einfach. Ich hoffe aber, dass ich es hinbekomme, einen Lauf zu starten und in die Top 100 zu kommen. Das ist das Ziel.“

Ab Juli geht es für ihn zudem darum, erstmals Punkte in der Weltrangliste zu verteidigen – eine Herausforderung, die im ersten Profijahr noch keine Rolle spielte. „Ich konnte bisher immer frei aufspielen“, sagt Rodesch. „Jetzt komme ich in eine neue Situation. Ich habe in den letzten Monaten aber auch gelernt, nicht zu viel auf die Punkte zu schauen und nicht an die Konsequenzen zu denken. Das ist Gift für den Kopf. Ich muss das ausblenden, um mich zu 100 Prozent auf mein Spiel zu fokussieren.“

Das gilt auch für Wimbledon. Wer sein erster Gegner sein wird, zeigt die Auslosung am Sonntag. Doch egal, wer ihm gegenübersteht: „Ich will mein bestes Tennis zeigen und hoffe, ein paar Runden weiterzukommen.“

Wimbledon 2025

Qualifikation (3 Runden): 23. bis 26. Juni
1. bis 4. Runde: 30. Juni bis 7. Juli
Viertelfinale: 8. und 9. Juli
Halbfinale: 10. und 11. Juli
Damen-Finale: 12. Juli
Herren-Finale: 13. Juli
Preisgeld insgesamt: 53,5 Millionen Pfund
Titelverteidiger: Barbora Krejcikova und Carlos Alcaraz