Die Wahrheit liegt meist in der Mitte: So kann man die Diskussionen über die Umgestaltung der rue du Canal zu einer Einbahnstraße mit bidirektionalem Fahrradweg am Freitag im Escher Gemeinderat beschreiben. Jedenfalls ergriff der zuständige Schöffe Meris Sehovic („déi gréng“) beim abschließenden Tagesordnungspunkt „Temporäre Verkehrsreglemente“ die Gelegenheit, seine Sicht der Dinge darzulegen.
Absolut übertriebene Zahlen wären in den Raum geworfen worden, um für Polemik zu sorgen, so Sehovic sinngemäß. Er meinte damit die Anzahl an Parkplätzen, die für den neuen Fahrradweg weichen mussten. Es seien genau 17, präzisierte der Mobilitätsschöffe. Google Maps und Geoportail sagen vielleicht etwas anderes, doch Sehovic betonte, dass man die reglementierten Parkplätze gezählt habe. In der Vorstellung des Projekts in der Gemeinderatssitzung vom 4. April hatte er die Anzahl noch mit 10 bis 15 beziffert. Auch sagte Sehovic, dass der Austausch mit Anwohnern oder Geschäftsverband „lange vor der Polemik stattgefunden“ habe. Vor der Umwandlung aber hätte niemand mit ihnen gesprochen, bestätigten Anrainer dem Tageblatt. Sehovic wiederholte zudem, dass die Entscheidung für den Umbau einstimmig im Gemeinderat getroffen wurde und die Räte „vollumfänglich“ informiert gewesen seien. Er wiederholte zudem, dass die Entscheidung für den Umbau einstimmig im Gemeinderat getroffen wurde.
Was LSAP-Sprecher Steve Faltz bestritt. Faltz kritisierte genau wie Marc Baum („déi Lénk“) die Umsetzung, über die eben nicht in besagter Sitzung gesprochen worden sei, zumindest nicht im Detail. „Das Konzept war gut, die Umsetzung mangelhaft“, haute Marc Baum in die gleiche Kerbe. Es gäbe nichts Schlimmeres als ein gutes Konzept, das schlecht umgesetzt werde. Baum kritisierte, dass nicht genügend mit den Menschen aus dem Viertel gesprochen wurde und auch kein Informations-Flyer zum Umbau verteilt wurde. Und er stellte den Zeitpunkt der Umsetzung infrage, da gleichzeitig die Baustelle im Kohlenberg noch laufe und auch hier momentan Parkraum nicht zur Verfügung stehe.
17 + x
Wie auch immer, selbst wenn man von lediglich 17 weggefallenen Parkplätzen in der Kanalstraße ausgeht, so kommen noch all die Stellplätze entlang des Prinzenrings dazu, die dem Radweg weichen mussten. Auch könnte man die Dutzend Parkplätze in der Brillstraße mitrechnen, die vor zwei Jahren gestrichen wurden. Und das macht in der Summe dann doch ganz schön viel verschwundenen Parkraum ohne echte Alternativen aus.
Baum brachte einen weiteren Aspekt ins Spiel: die Sicherheit des neuen Radwegs. Der sei schon allein durch die Trennung der Spuren mit einem Bordstein nicht gegeben, so Baum. Sein Fazit: „Man hätte sich die ganze Diskussion sparen können“. Sehovic präzisierte, dass man den Abschluss der Arbeiten der Straßenbauverwaltung zum Radweg entlang des Prinzenrings antizipieren wollte und deshalb nicht warten konnte, bis die Baustelle im Kohlenberg beendet sei. „Ja, die Umsetzung war nicht perfekt“, gab Sehovic abschließend zu, „aber wir sind hier in einer temporären Logik und haben bereits Änderungen vorgenommen.“ Er verwies auf die zweite Phase, also die Umwandlung der temporären Maßnahme in eine dauerhafte.
In der Tat wurde der Radweg bereits stellenweise verengt, da die Kleinlastwagen der hier ansässigen Betriebe nicht mehr ohne weiteres in ihren Hof einbiegen konnten. Auch wurden die riesigen Blumenkästen durch kleinere ersetzt, da sonst Kinder schlecht zu erkennen gewesen wären beim Einbiegen in die Einfahrten oder Garagen. Und das Restaurant „Opus Mer“ erhielt seine Ladezone zurück. Fazit: Die Escher Verkehrsplaner werden in Zukunft noch Gelegenheit bekommen, ein wenig zu üben.
De Maart

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