Samstag18. Oktober 2025

Demaart De Maart

Strafzettel in Luxemburg Welche Pendler bezahlen – und welche nicht? 

Strafzettel in Luxemburg  / Welche Pendler bezahlen – und welche nicht? 
Bloß nicht zu viel Gas geben: das Streckenradar am Tunnel Markusberg an der A13 Foto: Editpress-Archiv/Fabrizio Pizzolante

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Flash before my eyes – now it’s time to… pay! Oder auch nicht. Denn bei weitem nicht alle Verkehrssünder bezahlen ihre Strafzettel auch. Auch die Grenzgänger haben noch einige offene Rechnungen beim Luxemburger Staat. 

Erst leuchtet es rot, dann flucht irgendwo in Luxemburg ein Autofahrer. Ganze 383.692 Mal ist das im vergangenen Jahr passiert. Allein vor den stationären Radarfallen an den Straßenrändern des Großherzogtums. Deren Anteil am „Avertissements taxés“-Kuchen der Luxemburger Polizei ist nämlich nicht klein: 88,3 Prozent aller Strafzettel stellten 2024 die grauen Kisten und Säulen aus.

Luxemburgs Blitzer

Nicht ganz neun Jahre ist es her, seit der erste stationäre Blitzer in Luxemburg aufgebaut wurde. Anfang Dezember 2015 wurde der erste überhaupt aufgebaut – an der N11 zwischen Waldhof und Gonderingen. Ein halbes Jahr zuvor hatte das Parlament ein Gesetz verabschiedet, das den Aufbau von 20 fixen Blitzern an besonders unfallträchtigen Stellen im Luxemburger Straßennetz vorsah. Inzwischen gibt es insgesamt 36 Blitzer: 27 Geschwindigkeitsblitzer, fünf Streckenradare und vier Ampelblitzer.

Insgesamt hat die Polizei im vergangenen Jahr 434.799 Verwarnungen ausgestellt, wie aus ihrem Tätigkeitsbericht hervorgeht. Das sind aber bei weitem nicht alle Verstöße gegen den „Code de la route“, die Autofahrer auf ihrem Weg durchs Großherzogtum begangen haben. Laut Transportministerium wurden 2024 insgesamt 888.557 „Avertissements taxés“ (AT) ausgestellt. Für die Statistiknerds: Jedes in Luxemburg zugelassene Auto – davon gab es Ende 2024 immerhin 618.380 – hat somit im vergangenen Jahr durchschnittlich 1,43 Protokolle eingeheimst.

From Luxembourg with Love

Aber ganz so einfach lässt sich diese Rechnung in einem Land wie Luxemburg selbstverständlich nicht machen. Da fast die Hälfte der Arbeitnehmer Grenzgänger sind, ist es nur natürlich, dass auch die lieben Nachbarn hier und da ein Erinnerungsfoto am Straßenrand machen. Und das sind nicht wenige, wie Zahlen des „Service de contrôle et de sanction automatisés“ (CSA) zeigen, die dem Tageblatt vorliegen. 2024 wurden über den CSA insgesamt 239.085 AT an Adressen in Luxemburg zugestellt – die Grenzgänger aus den drei Luxemburger Nachbarländern kamen in dieser Erhebung auf 108.867 Protokolle, also 45 Prozent 

Wenig verwunderlich, dass die größte Grenzgängergruppe 2024 auch die meisten CSA-Strafzettel zugestellt bekommen hat: 58.306 AT wurden nach Frankreich geschickt. Den Belgiern kamen 26.724 Protokolle zuteil, den Deutschen 23.837. Auch, was die Zahlungsmoral angeht, gibt es Unterschiede. Das Tageblatt berichtete bereits vor zwei Jahren darüber – und am Trend hat sich nicht viel geändert. Während 90 Prozent der erwischten Fahrer von in Luxemburg zugelassenen Pkw ihren Strafzettel beglichen haben, waren es bei denen aus Frankreich nur 72 Prozent, bei Autos aus Deutschland und Belgien nur 85 Prozent. 

26,5 Millionen Euro Schulden beim Staat

Was bleibt, sind offene Rechnungen. Die Schulden, die Verkehrssünder aller Länder insgesamt beim Luxemburger Staat haben, sind nicht gerade klein und wachsen stetig weiter. Von den 888.557 AT aus dem vergangenen Jahr wurden laut Daten aus dem Innenministerium nur 704.457 bezahlt – eine Quote von unter 80 Prozent. Die Bußgelder aus den unbezahlten Tickets summieren sich alleine im Jahr 2024 auf 7,3 Millionen Euro. Die Tendenz: steigend; im Jahr zuvor lag diese Zahl noch bei 5,6 Millionen Euro. „Bei einem Anstieg der Gesamtzahl der ausgestellten Avertissements taxés ist auch eine Zunahme der unbezahlten Avertissements taxés zu erwarten“, erklärt das Transportministerium dazu nüchtern. Tatsächlich wurden 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, 200.000 Protokolle weniger verteilt. Insgesamt ist der Luxemburger Strafzettel-Schuldenberg in den vergangenen fünf Jahren aber kräftig gewachsen – auf eine Höhe von 26,5 Millionen Euro.

In welchen Maßen sich die öffentliche Hand auf das Einkommen aus den AT stützt? Der Durchschnittswert der unbezahlten AT betrug im Jahr 2024 rund 39 Euro. Auf alle 888.557 verteilten Protokolle hochgerechnet käme da fürs vergangene Jahr ein nettes Sümmchen zusammen: 34,5 Millionen Euro. Und die Zahl der Strafzettel wächst. Allein die Luxemburger Polizei stellte im vergangenen Jahr 8,5 Prozent mehr aus, als im Jahr zuvor.

Müller Erwin
19. Juni 2025 - 14.29

Vielleicht haben unsere deutschen Nachbarn doch die richtige Idee gehabt, mal 2 Wochen lang Granzkontrollen zu unsere Nachbarn und alles auf der Stelle einkassieren was noch aussteht oder Auto abgeben, das Hilft.

Phil
19. Juni 2025 - 8.52

Ist das wirklich erstaunlich?
Wenn man das Resultat solcher Analysen vor vornherein kennt und sich trotzdem darüber wundern tut, liegt der Gedanke nahe, dass man einer Frau Backes und ihrem Ministère de la Mobilité et des Travaux publics eine äusserst naive Gutgläubigkeit an die Zahlungmoral der ausländischen Verkehrdeliquenten unterstellen kann.

le mec
18. Juni 2025 - 10.58

Logo, etwas anderes konnte nicht erwartet werden. Et maintenant en français s.v.p.

Nomi
18. Juni 2025 - 10.55

Plaquenerkennung ob den Grenzen, an dann bezuehlen oder Auto stell setzen !!