Montag22. Dezember 2025

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Flop auf Apple TV+Warum „Fountain of Youth“ von Guy Ritchie enttäuscht

Flop auf Apple TV+ / Warum „Fountain of Youth“ von Guy Ritchie enttäuscht
Der Cast von links nach rechts: Eiza González, John Krasinski und Natalie Portman in „Fountain of Youth“ (Rating: 1,5/5) Foto: Dan Smith/Courtesy of Apple 

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AppleTV+ zeigt Guy Ritchies neuen Film „Fountain of Youth“ – ein Abenteuer von großer dramaturgischer Routine. Trotz großer Schauspiel-Namen und exotischer Kulisse bleibt die Suche nach dem Jungbrunnen erstaunlich frei von erzählerischem Ehrgeiz.

Mit „Fountain of Youth“ präsentiert Guy Ritchie einen Film, der sich offen in die Tradition von Indiana Jones stellt: ein verborgenes Artefakt, ein Wettlauf gegen konkurrierende Schatzjäger, eine Spurensuche durch Kunst, Geschichte und ferne Länder. Im Zentrum stehen die entfremdeten Geschwister Luke (John Krasinski), ein abgehalfterter Kunstdieb, und Charlotte Purdue (Natalie Portman), eine renommierte Museumskuratorin. Der sterbenskranke Tech-Milliardär Owen Carver (Domhnall Gleeson) beauftragt sie, das sagenumwobene Geheimnis des ewigen Lebens zu finden. Die Jagd beginnt mit einem gestohlenen Gemälde in Bangkok und führt das Duo über London, Wien und Kairo bis zu den Pyramiden von Gizeh.

Die Hinweise sind in Kunstwerken des 17. Jahrhunderts verborgen, darunter Gemälde von Caravaggio, Rubens und Rembrandt. „Fountain of Youth“ ist zunächst ein stilisiertes Spiel mit vertrauten Versatzstücken: Kunstraub, Renaissance-Rätsel und exotische Schauplätze dienen vor allem als schmückendes Beiwerk, ohne der Geschichte Originalität zu verleihen. Natalie Portman und John Krasinski geben ein ungleiches Geschwisterpaar, das sich auseinandergelebt hat und sich eher unfreiwillig auf die gemeinsame Suche begibt. Das Duo jagt verschlüsselten Hinweisen in Gemälden und Manuskripten nach – eine klassische Schnitzeljagd mit episodischer Struktur, die den Film vorhersagbar macht. Jeder Schauplatz wird zur Postkarte, jede Szene zur Etappe auf einem Spielbrett, dessen Regeln zu deutlich sichtbar sind.

Touristischer Rundgang ohne Tiefe

Wo das klassische Abenteuerkino sich als Erfahrungsraum begreift, liefert „Fountain of Youth“ vor allem ein sorgfältig konstruiertes Content-Paket – klar formatiert, aber inhaltlich austauschbar. „Indiana Jones“ hat das Genre einst mit archäologischer Fabulierlust und einem tastbaren Sinn für Mythos geprägt. Die Welt, durch die der ikonische Held sich bewegt, war mehr als bloße Kulisse – sie war durchwirkt von Geschichte und Glauben. Die Suche nach Artefakten bedeutete dort auch eine Suche nach Wahrheit, nach Sinn und Identität. Auch jüngere Vertreter wie „National Treasure“ (2004) verstehen es, das Abenteuer mit einem erzählerischen Versprechen zu koppeln: Die Reise durch die amerikanische Geschichte wird zur Entdeckung nationaler Mythen, flankiert von tatsächlichem Wissen, das spielerisch vermittelt wird.

In den Dan-Brown-Verfilmungen, „Da Vinci Code“ (2005), „Illuminati“ (2008) oder „Inferno“ (2017) wiederum dient die Kunstgeschichte als erzählerischer Kompass – Gemälde und Skulpturen werden entschlüsselt, Kontexte erklärt, Bedeutungen verschoben. Das Abenteuer erschließt Weltwissen, nicht nur Räume. „Fountain of Youth“ bedient diesen Aspekt nicht. Kunstwerke werden betrachtet, aber nicht verstanden; Geschichte wird besucht, aber nicht befragt. Der stete Ortswechsel verleiht dem Film Bewegung, aber keinen Zug. So bleibt das Abenteuer eine Oberfläche: visuell reizvoll, inhaltlich flach.

Der Film selbst bemüht sich mehrfach, eine Art Tiefenbedeutung anzusprechen: „Die Reise ist das Ziel“ – lautet da ein wiederholt aufkommender Satz, der wohl auf inneres Wachstum, Versöhnung oder Selbsterkenntnis hindeuten soll. Doch gerade dieser Anspruch bleibt in „Fountain of Youth“ erzählerisch unerfüllt. Die Figuren verändern sich kaum, ihre Konflikte werden nur angedeutet. Die Reise führt durch Museen, Wüsten und Katakomben, doch sie erschließt keine Entwicklung. Was als Weg zur Wahrheit inszeniert ist, bleibt letztlich ein touristischer Rundgang. Ritchies Handschrift – sein Hang zur ironischen Brechung, zur Pose – findet hier keinen Gegenpol. Was fehlt, ist ein Moment des Innehaltens, des Staunens, des Begreifens. Statt Erkenntnis: nur Ablauf.