Mittwoch29. Oktober 2025

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Politischer MordEin Täter in Minnesota erschießt eine demokratische Politikerin und flieht

Politischer Mord / Ein Täter in Minnesota erschießt eine demokratische Politikerin und flieht
Beamte der Strafverfolgungsbehörden, darunter die örtliche Polizei, Sheriffs und das FBI, stehen weniger als eine Meile vom Unglücksort in Brooklyn Park, Minnesota entfernt. Die demokratische US-Politikerin Melissa Hortman und ihr Ehemann sind erschossen worden. US-Gouverneur Walz sprach von einer offenbar politisch motivierten Tat. Foto: Alex Kormann/Star Tribune/AP/dpa

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Eine demokratische Politikerin wird erschossen, ein Parteikollege schwer verletzt. Sie sind nicht die einzigen Opfer in Minnesota. Eine Debatte über politisch motivierte Gewalt ist entfacht.

Nach den tödlichen Schüssen im US-Bundesstaat Minnesota läuft eine großangelegte Fahndung nach dem Täter. Zugleich ist erneut eine Debatte über politisch motivierte Gewalt in den USA entbrannt. „Es ist furchtbar, dass sich Staatsbedienstete auf so konkrete und beängstigende Weise um ihre persönliche Sicherheit sorgen müssen“, sagte die demokratische US-Senatorin für Minnesota, Tina Smith, in einem Interview des Senders NPR.

Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) hatte ein bewaffneter Mann die demokratische Abgeordnete Melissa Hortman, die dem Parlament von Minnesota angehörte, und deren Ehemann Mark in ihrem Wohnhaus in der Stadt Brooklyn Park getötet. Bei einem weiteren Angriff im nahegelegenen Champlin wurden ein demokratischer Senator aus dem Parlament des Bundesstaats, John Hoffman, und dessen Ehefrau Yvette niedergeschossen und schwer verletzt. 

Die Behörden gehen von einem politischen Motiv hinter den Taten aus. Es besteht die Sorge, dass weitere Menschen in Gefahr sein könnten.

Die getötete Politikerin habe laut New York Times 2023 eine zentrale Rolle bei der Verabschiedung von Gesetzen gespielt, die das Recht auf Abtreibung ausweiteten, Marihuana für den Freizeitgebrauch legalisierten und Arbeitgeber verpflichteten, bezahlten Krankenurlaub anzubieten.

Rep. Melissa Hortman und Senator John Hoffman: Sie wurde getötet, er schwer verletzt
Rep. Melissa Hortman und Senator John Hoffman: Sie wurde getötet, er schwer verletzt Foto: AFP / Minnesota Senate photographer's office

Liste mit Namen von Amtsträgern

Senatorin Smith ist eine von mehreren Amtsträgerinnen und Amtsträgern auf einer Liste, die Einsatzkräfte neben einer größeren Menge Munition und einer zum Vatertag adressierten Grußkarte im Fahrzeug des mutmaßlichen Täters gefunden hatten. Laut dem US-Sender CNN standen auf der Liste unter anderem Politiker aus Minnesota und anderen Bundesstaaten sowie Befürworter des Rechts auf Abtreibung. Die Behörden gehen deshalb davon aus, dass möglicherweise weitere Menschen bedroht sein könnten.

Das zu wissen, habe sie beunruhigt, sagte Smith. Sie habe ihre Parteikollegen Hortman und Hoffman noch Stunden vor den Angriffen bei einem Festessen gesehen. „Es ist einfach schwer zu glauben, dass das vergangene Nacht passiert ist.“ 

Ähnlich äußerten sich etliche andere Politiker – Demokraten wie Republikaner. US-Präsident Donald Trump verurteilte die Tat in Minnesota scharf und sprach von einem „gezielten Angriff auf Staatsbedienstete“. Er kündigte an, alle Beteiligten „mit der vollen Härte des Gesetzes“ verfolgen zu lassen. Sein demokratischer Amtsvorgänger Joe Biden rief auf der Plattform X zu Geschlossenheit gegen politisch motivierte Gewalt auf. Hass und Extremismus dürften in den USA keinen Platz finden.

57 Jahre alter Tatverdächtiger noch nicht gefasst

Der Täter war auch in der Nacht zu Sonntag noch auf der Flucht. Verdächtigt wird ein 57 Jahre alter Mann, der Recherchen von US-Medien zufolge bei einer privaten Sicherheitsfirma beschäftigt ist. Auf der Website des Unternehmens heißt es demnach, er habe Einsätze in Krisenregionen wie dem Westjordanland, dem Gazastreifen und dem Libanon absolviert und sei unter anderem auch von Angehörigen des US-Militärs ausgebildet worden. „Nähern Sie sich ihm nicht. Er ist als bewaffnet und gefährlich einzustufen“, sagte ein Behördenvertreter. 

Die Bevölkerung wurde bei der Fahndung um Mithilfe gebeten. Die Bundespolizei FBI setzte eine Belohnung von bis zu 50.000 US-Dollar (etwa 43.370 Euro) für Hinweise aus. Ob der mutmaßliche Täter allein handelte, ist bislang unklar.

Ein langjähriger Freund des Verdächtigen sagte dem Sender CNN, dieser sei Abtreibungsgegner und habe bei der Präsidentschaftswahl für Trump gestimmt. Von konkreten Problemen mit den Opfern der Tat habe er nie gesprochen. Der Freund berichtete auch von finanziellen Problemen des Verdächtigen. Er sei überrascht, dass sein Freund als Tatverdächtiger gilt. 

Nach der Tat habe der Verdächtige ihm und einem weiteren Freund eine Nachricht geschickt, berichtet die Zeitung Minnesota Star Tribune. Darin hieß es demnach: „Ich bin vielleicht bald tot, also möchte ich euch nur wissen lassen, dass ich euch beide liebe und wünschte, es wäre nicht so gekommen.“

Der Verdächtige soll ein evangelikaler Christ sein, berichtet CNN. Er habe in der Vergangenheit Missionsarbeit im Ausland gemacht und auch lokale politische Ämter innegehabt, schrieben US-Medien nach Auswertung seiner Online-Profile und verschiedener Dokumente. Demzufolge soll er in einem Gremium mit dem angeschossenen Hoffman gesessen haben. Ob die beiden sich kannten, war zunächst unklar. 

In Afrika habe der Verdächtige versucht, Islamisten zum Christentum zu bekehren, schrieb die Washington Post. Auch zu LGBTQ-Rechten äußerte er sich laut CNN kritisch. 

Mutmaßlicher Täter gab sich als Polizist aus 

Die Polizei war nach dem Angriff auf das Ehepaar Hoffman aktiv geworden und hatte vorsorglich das Wohnhaus der Hortmans überprüft. Dort stießen Einsatzkräfte auf einen Mann in Polizeiuniform, der sich als Beamter ausgab. In der Einfahrt stand ein Fahrzeug mit Blaulicht. Als die Polizisten den Mann zur Rede stellten, eröffnete dieser das Feuer – es kam zu einem Schusswechsel. Der Verdächtige floh laut den Behörden zunächst ins Haus und dann vom Tatort. Im Haus fanden die Beamten die Hortmans.

Der Vorfall ist einer von mehreren politisch motivierten Gewalttaten in den USA in den vergangenen Jahren. Drohungen gegen Politiker gehören längst zum Alltag. Immer wieder warnen Behörden und Experten vor zunehmender Radikalisierung in Teilen der Gesellschaft, angeheizt durch Hass im Netz und aggressive Rhetorik. 

Skelton
15. Juni 2025 - 15.25

Und immer wieder bestätigt sich Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und noch viel mehr. :-((