Montag20. Oktober 2025

Demaart De Maart

„Zerreißt mir das Herz“Luxemburger Radsportler Noé Ury spricht über seine Leidenszeit nach der Knieverletzung

„Zerreißt mir das Herz“ / Luxemburger Radsportler Noé Ury spricht über seine Leidenszeit nach der Knieverletzung
Noé Ury ist optimistisch, dass er in der zweiten Saisonhälfte wieder voll angreifen kann Foto: Editpress/Gerry Schmit

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Noé Ury war vor Saisonbeginn sehr ambitioniert. Doch eine Verletzung im Knie machte einen Strich durch seine Pläne. Im Gespräch mit dem Tageblatt spricht der 21-Jährige über seine schwere Zeit nach der Operation. Der Radsportler von Lotto Kern-Haus PSD Bank ist nun aber wieder auf dem richtigen Weg. 

Momentan tut es noch weh – einerseits im Knie, andererseits aber auch im Herzen. So beschreibt Noé Ury seine aktuelle Gefühlslage. „Wenn ich die Werte von vor der Verletzung mit den heutigen vergleiche, dann zerreißt es mir das Herz“, sagt der 21-Jährige. „Ich bin momentan so weit von dem entfernt, was ich im Winter leisten konnte.“ Über drei Monate verbrachte Ury in diesem Winter im spanischen Calpe, um sich auf die neue Saison vorbereiten zu können. Mit seinem neuen Team Lotto Kern-Haus PSD Bank, dem Development-Team von Ineos Grenadiers, hatte der junge Luxemburger ambitionierte Ziele. 

Eigentlich lief auch alles perfekt – bis es mit dem Team ins Trainingslager auf Mallorca ging. „In den ersten Trainingseinheiten hat sich ein Schmerz im Knie entwickelt. Das ging dann so weit, dass ich die Pedale nicht mehr herumbekam.“ Mithilfe der Ärzte des WorldTour-Teams von Ineos wollte Ury das Problem mit Injektionen oder Ultraschallen in den Griff bekommen. Weil alles nichts half, musste eine Operation sein. Die Diagnose: Plica-Syndrom, eine schmerzhafte Reizung einer kleinen Gewebefalte im Knie.

„Sehr dunkle Wochen“

„Mental war das alles sehr hart“, sagt Ury. „Ich habe nach jeder Injektion gehofft, dass es schnell wieder geht, aber das war leider nicht der Fall. Dann kam die Operation und ich habe alles hinterfragt. Warum habe ich den Winter überhaupt so hart gearbeitet? Ich hatte vielversprechende Werte und wollte in die Saison starten, aber das ging dann alles nicht.“

Nach der OP berichtet Ury von „sehr dunklen Wochen. Ich habe viel Zeit zu Hause verbracht, aber auch viel Unterstützung von Familie, Freunden und dem Team bekommen. Durch meine Freunde kam ich auch mal aus dem Haus raus. Ich konnte gehen, habe mich auch durch Schwimmen bewegt. Aber ich habe mental viel Energie verloren.“ 

Doch auch der Wiederanfang war schwer. Bei Paris-Nice der Espoirs am 13. April schrieb sich Ury nur ein – einen Tag vor dem Start merkte er, dass sein Knie zu sehr schmerzte. Das Rennen begann er gar nicht erst, obwohl er vor Ort war. „Ich musste die Saison dann doch früher anfangen als geplant. Ich war nicht der einzige Verletzte im Team. Ich habe vor dem ersten Rennen dreieinhalb Wochen trainiert. Es war nicht perfekt, aber es ging.“ Sein erstes UCI-Rennen war dann „Rund um Köln“ am 18. Mai, das er als 79. beendete. 

Optimismus für zweite Saisonhälfte

Danach ging es mit den FSCL-Espoirs zur Friedensfahrt nach Tschechien. „Ich wollte mit der Nationalmannschaft hin, weil sie mir viel gegeben hat. Ich bin schon etwas älter und konnte meine Rolle als Road-Captain ausfüllen. Es war gut für meinen Kopf, nicht auf Resultat fahren zu müssen. Jempy (Drucker, Nationaltrainer) hat mir gesagt, dass ich fahren soll, wie es geht.“

Derzeit würden ihm noch 10 bis 15 Prozent fehlen, sagt Ury. „Bei Paris-Troyes am vergangenen Montag war ich mit Mil (Morang) der Einzige im Team, die im Finale in der ersten Gruppe war. Ich habe versucht, ihn im Finale zu unterstützen. Der Weg scheint momentan der richtige, aber es treten noch immer wieder Komplikationen auf. Ich bin jetzt sechs Wochen nach der OP. Andere Menschen fangen da an, zu gehen.“ 

Bei den Landesmeisterschaften (26.6. Zeitfahren und 29.6. Straßenrennen der Elite) in Mertzig will Ury an den Start gehen, doch den Fokus legt er auf andere Rennen. „Ich will zu Beginn der zweiten Saisonhälfte bei 100 Prozent sein. Bei der Tour de l’Avenir will ich für das Team da sein: Mathieu (Kockelmann) und Arno (Wallenborn) haben gezeigt, was sie können.“ Danach können mit der Mannschaft Rundfahrten wie die Tour de l’Alsace, die Tour de l’Ain oder die Dänemark-Rundfahrt kommen. Einen genauen Plan hat Ury noch nicht. Doch er gibt sich optimistisch: „Ich will hungriger werden und den Killer-Instinkt wieder finden. Ich denke, dass das wieder funktioniert.“