Die Fehler
In den vergangenen zwei Wochen kam es zu einer Vielzahl von Fehlentscheidungen. Der Vorstand der FLF entschied, dass Gerson Rodrigues nach seiner Verurteilung weiter nominiert werden darf und war überrascht, welche weitreichenden Konsequenzen diese Entscheidung haben würde. Das Feuer wurde vor allem entfacht, nachdem Nationaltrainer Luc Holtz einen Journalisten von Le Quotidien aus einer Presserunde ausgeschlossen hatte. Holtz störte sich an der dauerhaft kritischen Berichterstattung des Journalisten über den Fall Gerson Rodrigues. Nicht besser machte es sein Präsident Paul Philipp wenige Tage später, als er sich hinter die Entscheidung von Holtz stellte und damit auch teilweise Einschränkung der Pressefreiheit betrieb. Im gleichen Atemzug bezeichnete er Kritiker als „Pseudo-Politiker“. Pech hatte die FLF, dass das Sicherheitspersonal im Stade de Luxembourg zu rabiat zu Werke ging und dabei eine protestierende Person verletzte.
Die Strafe
Sportminister Georges Mischo teilte am Dienstag während einer Chamber-Sitzung mit, dass der nationale Fußballverband FLF eine Subvention gestrichen bekommt. Die Gelder aus dem „Let’s make it happen“-Topf werden an Sportler, Vereine und Verbände vergeben, die Luxemburg im Ausland positiv vertreten. Dies hat die FLF in den vergangenen Tagen mit Sicherheit nicht getan, weshalb die Entscheidung fiel, diese Subventionen zu streichen. Die 20.000 Euro, um die es sich handelt, werden dem Fußballverband jedoch nicht wehtun. Das Jahresbudget der FLF lag nämlich im Jahr 2024 bei rund neun Millionen Euro. Es geht jedoch mehr um das Zeichen, das gesetzt wurde, als um die genannte Summe. „Die rezenten Vorfälle der FLF sind inakzeptabel und ein kommunikationstechnisches Desaster“, sagte Mischo in der Chamber.
Wie geht es für Rodrigues weiter?
Gerson Rodrigues wurde wegen einer Schlägerei und häuslicher Gewalt vom Berufungsgericht zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Vor Gericht gab er zwar einige Taten zu, aber nie, seine Ex-Freundin geschlagen zu haben. Obwohl viele Kritiker eine Entschuldigung von ihm verlangen, wird es diese wohl so bald nicht geben. Der erfolgreichste Stürmer der Geschichte der Nationalmannschaft äußerte sich vor dem Spiel gegen Irland erstmals auf Instagram öffentlich zu den Vorfällen. „Ich wurde für schuldig befunden. Es ist eine Gerichtsentscheidung, die ich respektiere. Eine Entscheidung zu respektieren bedeutet nicht, dass ich sie als Wahrheit akzeptieren muss, die mich definiert. Das ist nicht meine Geschichte, das bin nicht ich.“ Indirekt sagt der 29-Jährige also weiterhin, dass er diese Tat aus dem Jahr 2022 nicht verübt hat. Die FLF wird in den kommenden Wochen eine Ethikkommission zusammenstellen, die diesen Fall und seine Auswirkungen noch einmal untersuchen wird. Ob die Entscheidung des Vorstands, Rodrigues nominierbar zu machen, revidiert werden wird, ist jedoch mehr als fraglich.
Die Konsequenzen
Durch die fehlerhafte Kommunikation der FLF und die Entscheidung von Luc Holtz, den Stürmer zu berufen, wurde der Fokus auf das Außersportliche gelenkt. Noch nie standen Proteste im Vordergrund eines Länderspiels einer luxemburgischen Nationalmannschaft. Plötzlich interessierten sich auch Menschen, die rein gar nichts mit Fußball am Hut haben, für die FLF-Auswahl. Es gibt wohl nur wenige Politiker in Luxemburg, die sich nicht kritisch über das Verhalten des größten nationalen Sportverbandes geäußert haben. Am Freitag protestierten noch rund 20 Menschen vor dem Stadion, am Dienstag gegen Irland waren es bereits rund 50 bis 60. Der Imageschaden für die FLF, Präsident Paul Philipp und Nationaltrainer Luc Holtz ist enorm. Sogar international hat diese Causa für Aufmerksamkeit gesorgt. Mehrere Medien berichteten über den Fall. Am Dienstag buhten die irischen Fans Rodrigues bei jeder Ballberührung in der ersten Halbzeit aus. In Monnerich muss man sich in den kommenden Wochen und Monaten überlegen, wie man den Sport wieder ins Scheinwerferlicht rücken und aus den Fehlern lernen kann. Eine gute Portion Selbstreflexion gehört mit Sicherheit zu diesem Prozess.
Und was lief sportlich so ab?
Die FLF-Auswahl bestritt die letzten beiden Tests vor der WM-Qualifikation, die im September beginnt. Bei der 0:1-Niederlage gegen Slowenien und beim 0:0-Remis gegen Slowenien befand sich Luxemburg trotz einiger Ausfälle von Leistungsträgern (Mathias Olesen, Christopher Martins und Anthony Moris) auf Augenhöhe mit beiden Nationen. Die „Roten Löwen“ zeigten einen guten Rhythmus und ließen nicht sehr viele Chancen zu. In den beiden Partien gelang Luxemburg jedoch kein Tor, weil die Offensivaktionen teilweise schlecht ausgespielt wurden. Will man in der Gruppe 1 der WM-Quali eine Rolle im Kampf um Platz zwei spielen, muss im Angriff etwas getan werden. Nach heutigem Stand der Dinge hat die FLF-Auswahl aber trotzdem berechtigte Chancen, die Slowakei und Nordirland hinter sich zu lassen. Gruppenfavorit Deutschland wird unantastbar sein. Es wäre im Interesse der FLF und der Spieler, dass die Wogen bis September geglättet sind. Obwohl Luc Holtz immer wieder beteuerte, dass diese „Nebengeräusche“ weder ihn noch die Spieler aus der Ruhe bringen, ist es doch deutlich einfacher, Fußball zu spielen, wenn nur über den Sport geredet wird.
@Jeff. D´Iwwersetzung vum Wuert "femmes" ass net "Fraleit" oder "Framënschen" mee "Fraen". An dat wesst dier ganz genau. Genausou wéi "Weib" eng negativ Konnotatioun huet, gett och "Framënsch" oder "Fraleit", wéi dier et beweist, net an engem neutralen Kontext benotzt, mee fir dat wat Fraen soen an man erofzespillen an net eescht ze huelen. Et sinn dach just "vum Staat bezuehlten Fraleit déi eng Hetzjuegd géinnt den Här Rodrigues starten". An aneren Wierder: déi Kritik géinnt den Gerson ass iwwerdriwwen, eng Hetzjuegd, eppes hysteresches, an natierlech sinn et just "Fraleit" déi Kritik géinnt den Rodriguez ausrichten well se jo aus enger Méck en Elefant mussen man, laut ierch. Genre, keen raisonabelen Mensch (Männer natierlech, well just Fraen bedeelegen sech jo anscheinend un der Kritik vum Gerson) hätt en Problem domadder wann en Gewaltstroftäter (den et iwwregens 0 bereit an sech haut nach emmer der Verantwortung entzitt) weider Karriere däerf man wéi wann näicht geschitt wier.
@ Luxmann - Beide Begriffe sind gleichermassen antiquiert und sollten in einer rücksichtsvollen, modernen Sprache keine Verwendung mehr finden.
Selbstverständlich kann die Verwendung solcher, bereits negativ belasteter Begriffe, Kontext abhängig, eine bereits vorhandene negative Grundeinstellung noch steigern.
Das wort fraleit ist allerdings nicht mehr problematisch als das wort maansleit,das regelmaessig sowohl von maennlein und weiblein in der Luxemburger umgangssprache benutzt wird.
@Moundkallef - laut DICO lu ass d'iwwersetzung vum Wuert femmes eben Fraléit - wéi da soss nennen wann net beim Wuert ? An ass et net sou dann ee beim Start seng Schaff verléiert wann ee méi wéi ee Joer am Prisong souz. Dat war jo hei net de Fall. Oder gëtt bei Här Rodrigues erëm differenzéiert?
@ Herr Jeff / Vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Kommentar. Ja, in der Tat, die verwendete Sprache sagt sehr viel über die Gesinnung des Autor aus. Bereits die Verwendung des Begriffs "Fraleit" ist ein eindeutiger Beleg dafür, dass auch Sie Herr Jeff, Teil des gesellschaftlichen Problems, welches aktuell zur Debatte steht, sind. Dieses Problem betrifft tatsächlich die gesamte Gesellschaft, nicht nur die FLF.
Es geht darum, die Bagatellisierung von Gewalt, insbesondere gegen Frauen gerichtete Gewalt zu bekämpfen, genau so, wie deren gesamtgesellschaftliche Ursachen, welche in einem noch immer tief in unserer Gesellschaft verankertem Patriarchat und in einem aufkeimendem Maskulinismus zu finden sind.
Und nein, ich führe keinen persönlichen Kampf gegen die FLF - Spitze, ich kenne die Herren nicht einmal persönlich.
Als überzeugter Feminist und Menschenrechtsverteidiger ist es mir jedoch eine Herzensangelegenheit, ja meine Pflicht, meinen Beitrag im Kampf gegen Gewalt und deren Bagatellisierung in unserer Gesellschaft zu leisten. In diesem Kampf aller Gleichgesinnten, gilt gemeinsam Patrtiarchat und Maskulinismus auszumerzen. Wir sind Viele und wir werden diesen Kampf gewinnen!
@Jeff. Alleng dat Wuert "Fraleit" dat der benotzt seet schon méi wéi genug iwwert ierch aus. Et ass keng Hetzjuegd wann een fuerdert, dass en verurteelten Gewaltstroftäter net d Land représentéiren soll. Mee wéi gewinnt bagatelliséiren genug Leit an der Gesellschaft Strofdoten un Fraen. Et ass selbstverständlech, dass gewessen entreprisen een nemmei astellen wann een eng Bank iwwerfalen war oder klauen gaangen ass, och wann een seng strof ofgesat huet an vum Gericht verurteelt gouf. Genug Leit, och Polizisten, hun hier Aarbescht verluer well se am Privaten Schäiss gebaut hunn an Strofdoten begaangen hunn. Mee wann een engem "Framënsch" d´Schnëss aschléit, dann ass et aneschtes geddu? An soss geet et nach gutt? Fir en öffentlecht Amt oder eng Aarbescht wou een d Land représentéiert soll een en Minimum un Integritéit hunn. Säin passé huet den Gerson sech selwer zouzeschreiwen, genausouwéi all Dier déi seng Handlungen him zoumaachen kéinnten. Mir mussen ophalen Täter a Schutz ze huelen.
Här Mathey - ass dat e perséinleche Feldzuch wou dir do ggéint FLF hutt,, well am Fong riichten är Kommentarer sech ëmmer géint Chef Etage vun der FLF an hunn wéineg domat ze dinn, dass 70 warscheinlech all vum Staat finanzéiert Fraleit sech entschloss hunn eng Hetzjuegd géint den Här Rodrigues ze Starten - e Mann de vum Geriicht verurteelt gouf, a soumat seng Stroof kritt huet.
Die letzten Tage haben es ans Tageslicht befördert: Bei der FLF liegt so manches im Argen, man darf vermuten, nicht erst seit Vorgestern.
Klar, die Kommunikation ist grottenschlecht, absolut erstaunlich, dass ein solcher Verband über keine Kommunikationsmanager verfügt.
Das eigentliche Problem liegt allerdings viel tiefer, es ist die Gesinnung. Die Äusserungen von Paul Philippe und Luc Holtz offenbaren es, der Verband ist mit uraltem, patriarchalischen, ja maskulinistischem Gedankengut durchsetzt und die Verantwortlichen scheinen sich dessen nicht einmal bewusst zu sein! Für Sie ist ihre Denkweise, welche nicht in dieses Jahrhundert passt, wohl das Normalste der Welt.
Das ist der eigentliche Skandal und diese Umstände erschweren eine Erneuerung des Verbandes wohl ungemein.
Demnach eine spannende Aufgabe für die noch zu schaffende Ethikkommission. Il y a du pain sur la planche!
Viel Erfolg im Interesse des Sports und im Interesse Luxemburgs.