Die FLF steht rund um den Fall Gerson Rodrigues und den Ausschluss eines Journalisten bei einer Pressekonferenz weiterhin stark in der Kritik. Der Fußballspieler wurde kürzlich wegen häuslicher Gewalt und Körperverletzung zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Trotzdem darf Nationaltrainer Luc Holtz den Stürmer mit dem Segen des FLF-Vorstands weiterhin nominieren. „Gerson hat einen katastrophalen Fehler gemacht, aber ich habe ein Problem damit, wenn ein Mensch öffentlich gelyncht wird. Für mich bedeutet eine Bewährung, dass ein Mensch wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden kann, wenn er sich exemplarisch verhält“, äußerte sich FLF-Präsident Paul Philipp am Mittwoch gegenüber RTL.
Das sehen viele Akteure der Politik jedoch anders. Die LSAP zeigt dem Fußballverband die „Rote Karte“ und fordert Konsequenzen durch das Olympische Komitee (COSL) und das Sportministerium. Die Partei schrieb in ihrer Pressemitteilung am Mittwoch, dass der nationale Fußballverband Gewalt an Frauen aktiv unterstütze, indem er es zulasse, dass der Verurteilte Gerson Rodrigues weiter berufen werden kann. Weiter sagte die LSAP, dass die FLF ihren öffentlichen Auftrag nicht mehr erfülle und die Pressefreiheit angreife.
Mandy Minella (DP) ist der gleichen Meinung: „Ich war erstaunt, dass keine weiteren Konsequenzen folgten und dass kein Zeichen gesetzt wurde, dass die FLF ein solches Verhalten nicht toleriert“, sagte die DP-Abgeordnete am Donnerstagmorgen im RTL-Interview.
Minella fordert Vorbildfunktion im Sport
Wenn man für Luxemburg spiele, gehe das weit über den Sport hinaus, so Minella. Man habe eine Vorbildfunktion gegenüber den Jugendlichen in Luxemburg – und deshalb hätte die FLF ein klares Zeichen setzen müssen, dass Gewalt in keiner Form toleriert werde. Damit zeige man, dass ein solches Verhalten im Sport und in unserer Gesellschaft keinen Platz hat – insbesondere in einer Zeit, in der die Gewalt gegen Frauen zunehme.
Ich kann diesen Standpunkt verstehen, aber akzeptabel finde ich ihn nicht
Paul Philipp verteidigte am Mittwoch im RTL-Interview die Position des Verbandes. Der Verwaltungsrat sei der Meinung, dass das Gericht Rodrigues mit der Bewährungsstrafe eine zweite Chance gegeben habe – entsprechend habe auch die FLF so handeln und ihn nicht ein zweites Mal bestrafen wollen. „Ich kann diesen Standpunkt verstehen, aber akzeptabel finde ich ihn nicht. Ich bin nicht derselben Meinung“, so die ehemalige Tennisprofi-Spielerin.
Minella hätte zumindest erwartet, dass Rodrigues nicht nominiert wird und dass man eine Entschuldigung vom Spieler selbst höre. „Only God can judge me“ hatte Rodrigues in den sozialen Netzwerken gepostet – das sage für sie, dass er sich quasi über das Rechtssystem stellt. „Das ist kein gutes Vorbild, finde ich. Ich finde, eine Entschuldigung ist notwendig.“ Denn man müsse erkennen, dass Sport und Gewalt nichts miteinander zu tun haben.
Sportminister schaltet sich ein
Auch die Piratenpartei Luxemburg hat in einer Pressemitteilung vom Donnerstag scharfe Kritik ausgeübt. Holtz hatte die öffentliche Debatte als „großartig aufgebauscht“ bezeichnet, während ein Journalist der Zeitung Le Quotidien, der sich kritisch geäußert hatte, von einer Pressekonferenz der Nationalmannschaft ausgeschlossen wurde.
In einem Land, das sich zu Werten wie Gleichberechtigung, Respekt und Pressefreiheit bekennt, seien solche Zustände nicht hinnehmbar, heißt es in der Mitteilung. Die Piraten fordern eine öffentliche Entschuldigung der FLF gegenüber dem betroffenen Journalisten sowie personelle Konsequenzen. „Personen, die Gewalt gegen Frauen verharmlosen und die Pressefreiheit nicht respektieren, dürfen unser Land nicht mehr vertreten“, so die Partei. Es gehe hierbei nicht nur um sportliche Leistung, sondern auch um das Bild, das nach außen abgegeben wird, und die Werte, die vertreten werden. „Wir reden immer von Vorbildfunktion – es ist an der Zeit, dass diese auch gelebt wird“, schreiben die Piraten.
Auch Sportminister Georges Mischo (CSV) hat am Donnerstag die Causa FLF kritisiert: „So ein Verhalten geht überhaupt nicht.“ Es sei inakzeptabel, einen Pressevertreter von so einem Termin auszuschließen, nur weil dieser kritische Fragen gestellt habe. Die Presse gelte es zu respektieren, sagt Mischo, der sich noch am Donnerstag mit dem FLF-Präsidenten trifft, um über diesen Vorfall zu sprechen. „Ich werde auch ihm meine Meinung über diesen Vorfall so mitteilen.“
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