Als der Giro d’Italia kippte, war Kevin Geniets mittendrin. Am vergangenen Samstag war es Simon Yates (Visma Lease a Bike), der den bis dahin führenden Mexikaner Isaac del Toro (UAE) distanzierte. Yates erarbeitete sich am Colle delle Finestre einen derart großen Vorsprung, dass er schon während der Etappe im virtuellen Klassement das Rosa Trikot übernahm. Yates schluckte dabei einen Ausreißer nach dem anderen – unter anderem Kevin Geniets (Groupama-FDJ), der es zum Start der Etappe in die Echappée geschafft hatte.
„Das Szenario war schon unglaublich“, sagt Geniets. „Ich habe am Colle delle Finestre damit gerechnet, dass die Favoriten der Gesamtwertung zu uns aufschließen. Ich habe die Situation nicht ganz verstanden – ich war total am Limit. Ich sah Yates ganz allein vorne und wartete, dass die anderen nachkommen. Aber es hat eine Ewigkeit gedauert, bis sie ankamen, und so konnte ich mit ihnen in die Abfahrt gehen. Ich dachte nur: Das kann doch nicht sein.“
Van Aert „einfach unglaublich“
Während vorne Ausreißer Chris Harper (Jayco AlUla) die Etappe gewann, sicherte sich S. Yates den Gesamtsieg. Der Brite fuhr 5:13 Minuten vor Del Toro ins Ziel. „Visma-Lease a Bike hat am Samstag eine absolute Meisterleistung gezeigt – mit dem Szenario, dass Wout (Van Aert) auf seinen Kapitän wartet, um ihn dann zu ziehen. Das war beeindruckend. Er ist bei den großen Rundfahrten oft in den entscheidenden Momenten zur Stelle – einfach unglaublich“, erklärt Geniets, der auf der 20. Etappe dann 21. wurde.
Der Colle delle Finestre wird ihm dabei noch lange in Erinnerung bleiben. „Es ist einer der längsten Anstiege, die man im Rennen fahren kann – über eine Stunde Kletterei. Mit dem Publikum oben auf dem Pass war das schon ein tolles Erlebnis. Man musste aufpassen wegen der Steine, aber mir persönlich hat es gefallen. Was die Streckenführung betrifft, sind Tour und Giro wirklich sehr unterschiedlich, vor allem in den Bergen.“
Das große Ergebnis für ihn bleibt jedoch aus, genau wie für seine französische Mannschaft. Bereits in der ersten Woche musste das Team den Verlust des Kapitäns David Gaudu verkraften. Der Franzose stürzte auf der 7. Etappe und zog sich eine Verletzung in der rechten Hand zu. „Wir sind ursprünglich angetreten, um in der Gesamtwertung vorne mitzufahren. Nach Davids Fraktur in der Hand musste das Team dann auf Angriffsmodus umschalten. Uns hat am Ende nur ein Quäntchen gefehlt, um ein starkes Ergebnis zu holen. Aber wir haben das gemacht, was wir machen konnten. Körperlich waren wir einfach nicht stark genug, um noch mehr zu erreichen.“
Start bei der Tour offen
Dennoch bleibt es für Geniets eine gelungene Premiere beim Giro. Oft zeigte er sich aggressiv an der Spitze des Rennens, zweimal gelang ihm der Sprung in die Ausreißergruppe. Auf der neunten Etappe, die über die weißen Schotterstraßen nach Siena führte, erreichte er mit Platz 13 seine beste Platzierung. Insgesamt fuhr er bei fünf Etappen in die Top 25 – sei es bei Bergetappen, auf Schotterstraßen oder auch im Sprint. „Aus persönlicher Sicht bin ich mit meinem Giro sehr zufrieden. Es fing schon mit der Etappe in Siena gut an, da habe ich mich richtig stark gefühlt. Danach gab es mehrere Etappen, in denen ich vorne mitfahren konnte. Klar, ich hätte mir schon gewünscht, ein richtig starkes Ergebnis einzufahren. Aber insgesamt bin ich sehr zufrieden damit, wie ich das Rennen bestritten habe.“
Am Ende schließt der luxemburgische Landesmeister die Italien-Rundfahrt als 33. ab – sein bestes Ergebnis seiner insgesamt sechs Grand-Tours-Teilnahmen. „Ich gehe zufrieden aus diesem Giro raus – auch wenn mir das große Ergebnis fehlt.“ Der 28-Jährige kann sich dabei gut vorstellen, nach Italien zurückzukehren. Wie der Rest seiner Saison nun aussieht, steht noch nicht fest. Einen Start bei der Tour de France lässt er noch offen. „Ganz ausgeschlossen ist es nicht, aber entschieden ist es auch noch nicht. Wir werden sehen. Fest steht aber, dass ich im Training nicht komplett lockerlassen werde – denn auf jeden Fall fahre ich bis zu den nationalen Meisterschaften Ende Juni.“
 
		    		 De Maart
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Bester der FDJ Mannschaft, oder?