Sie trainierte hart für eine große Sportlerkarriere: Im Dezember 2020 trat Chiara Castellucci noch gemeinsam mit Céleste Mordenti bei der EM in Mersin an. Fast hätte sie es damals mit dem FLGym-Team sogar bis ins Mannschaftsfinale geschafft. Am Ende fehlten gerade einmal 0,6 Punkte. Wenige Wochen später schlug das Schicksal dann knüppelhart zu. Kurz vor der nächsten EM erhielt die damals erst 17-jährige Turnerin eine bittere Diagnose: Wirbelbruch am Rücken. „Ich hatte bereits einen Riss, den man aber nicht bemerkt hatte. Ich habe Schmerzmittel genommen, weitertrainiert und kurz vor der EM war der Wirbel dann komplett durch“, erinnert sich die heute 22-Jährige zurück. „Ich habe noch versucht, meine Barrenübung durchzuturnen. Doch ich hatte so enorme Schmerzen, ich konnte nicht einmal mehr richtig gehen.“ Die Diagnose war dann auch ein richtiger Schock: „Es hat schon Angst gemacht, denn dort laufen ja alle Nerven durch. Zudem hatte ich mein ganzes Leben auf das Turnen aufgebaut. Das war doch hart zu verarbeiten, umso mehr, da wir endlich ein Team hatten.“
Vom Schock zum Sportstudium
Geholfen hat der damaligen Kaderathletin, dass sie kurze Zeit später auf die „Première“ kam. „Ich habe so viel gelernt, dass mir das Jahr ohne Sport nicht so schwergefallen ist. Danach habe ich aber doch angefangen, das Turnen zu vermissen, und langsam wieder, auch zum Spaß, angefangen.“ Zwei Operationen hat Castellucci inzwischen hinter sich bringen müssen – der Bruch ist übrigens noch immer da, wie sie weiter erklärt. „Es ist ein stabiler Bruch, der mich nicht zu sehr behindert, ich musste aber einige Sachen anpassen.“ Dass sie vier Jahre später bei den JPEE antreten wird, hätte sie damals nicht gedacht. Zu verdanken hat sie das FLGym-Trainerin Domenica Camardella, mit der sie bereit früher hervorragend harmonierte. „Ich studiere Sport in Nice und habe als Option Turnen gewählt. So habe ich dann im letzten Sommer einen Wettkampf in Malta bestritten, auf den mich Domenica vorbereitet hatte.“ So kam bei der Trainerin auch die Idee auf, Castellucci zu fragen, ob sie nicht am Qualifikationsprozess für die JPEE teilnehmen würde. „Ich dachte mir, warum nicht? Eigentlich ist das doch eine ganz tolle Erfahrung und so etwas habe ich auch noch nicht mitgemacht.“
Für beide Seiten demnach eine „Win-win-Situation“, denn bei der FLGym war man froh, den jungen und noch unerfahrenen Kaderathletinnen, die zum Teil erst 13 Jahre alt sind, eine Person an die Seite zu stellen, die bereits EM-Erfahrung mitbringt. „Ich habe versucht, ihnen so gut wie möglich zu helfen, habe versucht, dass wir als Team zusammen Spaß haben, da ich in der Woche vor den JPEE schon merkte, dass sie ein wenig stressen.“ Mit Mannschaftsbronze hat sich das junge Team am ersten Wettkampftag dann auch sofort belohnt. Für Castellucci sprang zudem eine weitere Bronzemedaille am Sprung heraus, über die sie anfangs vielleicht ein wenig enttäuscht war, da sie an ihrem stärksten und liebsten Gerät schon mit Gold geliebäugelt hatte. Doch allein die Tatsache, dass sie es bis zu diesen Spielen geschafft hat, macht aus der 22-Jährigen eine Gewinnerin und das konnte man bei ihrer Siegerehrung an ihrem breiten Lächeln deutlich sehen.
Acht Medaillen
Mit insgesamt acht Medaillen kehrt ein junges Luxemburger Turn-Team von den JPEE aus Andorra zurück. Mit 13 Jahren war Valentina Marochi die jüngste Athletin des Team Lëtzebuerg, auch Zofia-Kalina Kopczynski ist gerade einmal 14. Doch die „Turnküken“ ließen sich nicht beirren und holten neben Mannschaftsbronze auch Silber am Schwebebalken (Marochi) und Bronze am Stufenbarren (Kopczynski). Bei den Damen gab es dann noch Bronze für Castellucci am Sprung. Auch bei den Herren gab es viermal Edelmetall: Wie die Damen holten auch Yan Kies, Ben Mangen und Hugo Gaspar Bronze mit dem Team. Für Mangen gab es zudem Silber am Boden und Bronze am Barren, für Kies Bronze am Sprung.
De Maart









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