In den vergangenen vier Monaten musste Maël van Dessel den Schläger beiseitelegen. Der Sportsoldat hat seine Grundausbildung bei der Armee erst wenige Tage vor der Abreise nach Andorra beendet. Demnach gab es vor den JPEE nicht viel Vorbereitungszeit an der Platte – sondern lediglich eine Handvoll Trainingseinheiten. „Während der Ausbildung habe ich überhaupt nicht trainiert, sondern nur an den Wochenenden mit der Mannschaft gespielt. Vor zwei, drei Wochen bin ich voll ins Training eingestiegen und versuche, zu meinem alten Niveau zurückzufinden.“ Sehr erfolgreich sogar. Mit Hostert/Folschette wurde er Anfang Mai Landesmeister.
Es war gleichzeitig sein letzter Auftritt für den einzigen Verein, der er bisher kannte. Der TTC Indeland Jülich (D), bei dem er an der Seite von Verbandstrainer Dragos Olteanu aufschlagen wird, machte den Transfer vor sechs Tagen offiziell. Zunächst soll Van Dessel sich bei der zweiten Mannschaft beweisen. Die Aussichten, anschließend zum Team aus der zweiten Liga zu gehören, sind nicht schlecht. „Ich will mir international einen Namen machen. Ich hatte bis 16, 17 natürlich immer wieder an diese Möglichkeit gedacht, aber seit zwei, drei Jahren war es wirklich der konkrete Plan, Profi zu werden. Ich liebe diesen Sport, die Reisen und das ganze Gefühl drumherum einfach.“
„Muss mich beruhigen“
Mitschuld daran trägt sozusagen Ma Long. Der Chinese ist inzwischen 36 Jahre alt und weiterhin der einzige Mann, der den Tischtennis-Grand-Slam (Weltmeisterschaft, World Cup und Olympia) zweimal gewinnen konnte. „Sein Spiel war immer so sauber. Als ich jünger war, liebte ich es, ihm zuzuschauen.“ Selbst die Technik und das Faible für die rechte Vorhand hat sich Van Dessel vom Superstar abgeschaut. Sein risikoreicher Stil passte allerdings nicht ganz zu den Gegebenheiten in Andorra: „Die Höhe, auf der wir uns hier befinden, beeinflusst die Flugbahn der Bälle. Die Tische und Bälle sind auch anders. Wir müssen uns anpassen – und ich mich eigentlich beruhigen, da ich sonst zu viele unnötige Fehler mache. Mental ist es schwer, da ich mein Spiel nicht aufzwingen kann. Langsam finde ich aber den Rhythmus zurück.“
Das sah man schon am Montag, als er an der Seite von Tom Scholtes Gold im Double holte. „Niemand hatte uns auf der Rechnung, deshalb bedeutet mir die Medaille sehr viel.“ Im Einzeln wurde er im Viertelfinale ausgebremst. Die physische Anstrengung hatte doch mehr Spuren hinterlassen als gehofft. Den JPEE-Titel schnappte sich Luka Mladenovic, der genau wie Sarah de Nutte einen Sahnetag erwischt hatte. Bei den Damen ging zudem eine weitere Bronzemedaille an Enisa Sadikovic.

De Maart
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