Mittwoch17. Dezember 2025

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MedienberichtWie ein Beamter jahrelang heimlich als Berater für Luxemburger Gemeinden tätig war – und dabei 700.000 Euro kassiert

Medienbericht / Wie ein Beamter jahrelang heimlich als Berater für Luxemburger Gemeinden tätig war – und dabei 700.000 Euro kassiert
Das Rathaus in Düdelingen: Hier war R. als Beamter angestellt. Nebenbei hat er jahrelang andere Gemeinden beraten – ohne Genehmigung. Foto: Editpress/Alain Rischard

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Ein luxemburgischer Beamter hat über Jahre hinweg ein verdecktes Beratungsnetzwerk für 35 Gemeinden aufgebaut. Erst nach fast 20 Jahren flog er auf.

35 Gemeinden waren seine Kunden. Fast 20 Jahre lang hat R. als inoffizieller Berater für sie gearbeitet – und 700.000 Euro in bar oder durch Sachleistungen verdient. Ohne Genehmigung. Er war selbst Gemeindebeamter in Düdelingen, bis im Sommer 2017 seine Geschäfte aufflogen. Reporter berichtet am Montag über den Fall und spricht von einem „einzigartigen Korruptionssystem“.

Das Spezialgebiet von R. sei die Organisation der Schulverpflegung gewesen – seit der Einführung der außerschulischen Kinderbetreuung im Jahr 2009 ein boomender Markt. Er habe in seinen Beratungen bei allem mitgemischt: Personalauswahl, Ernährung, Küchenausstattung und Reinigungsausschreibungen. Dabei habe er zwischen Gemeinden und Catering-Firmen vermittelt und Ausschreibungen zugunsten ihm nahestehender Anbieter beeinflusst. Bis 2017 war R. zudem Leiter der Personalabteilung von Düdelingen.

Die Beratungen seien laut Reporter „schwarz“ bezahlt worden. Die Bezahlung sei meist über Sitzungsgelder, Spesen oder Gutscheine erfolgt – um Finanzkontrollen zu umgehen. Viele Sitzungen seien nie abgehalten worden oder hätten nur aus dem Beamten selbst bestanden. Spesen seien trotzdem abgerechnet worden. Von der Gemeinde Sanem etwa erhielt R. mehr als 70.000 Euro.

Um Job und Nebentätigkeit zu vereinen, habe R. die Arbeitszeiterfassung manipuliert. Reporter hatte Einsicht in seine Disziplinarakte: Er habe regelmäßig falsch ein- und ausgestempelt, war in 14 fremden Gemeinden tätig, unterrichtete am INAP und saß in Prüfungskommissionen. Laut Polizei habe er so zwischen 2011 und 2017 rund 24.300 Stunden für andere Gemeinden gearbeitet. Für seine eigene seien es in dieser Zeit 17.400 Stunden gewesen.

Eine der „größten Korruptionsaffären des Großherzogtums“

Ein Brief habe die Aufdeckung des Skandals ausgelöst, schreibt Reporter. Das Catering-Unternehmen Sodexo habe sich an das Innenministerium gewandt, um sich über verlorene Ausschreibungen zu beklagen. Darin sei auch R. und seine Beratertätigkeit erwähnt worden. Der damalige Minister Dan Kersch (LSAP) habe den Fall der Justiz gemeldet – die Ermittlungen hätten dann am 30. Oktober 2017 begonnen. Die Vorwürfe: passive Korruption, Einflussnahme, Amtsmissbrauch, IT-Vergehen und Urkundenfälschung. Es handle sich um eine „der größten Korruptionsaffären des Großherzogtums, was Dauer und Ausmaß betrifft“.

35 Gemeinden seien durchsucht, Dutzende Computer beschlagnahmt und verschiedene Politiker befragt worden. Auch Caterer hätten Rede und Antwort stehen müssen – doch habe ihnen keine Straftat nachgewiesen werden können. Parallel sei ein Disziplinarverfahren gegen R. bei seinem Arbeitgeber Düdelingen gelaufen. Doch nach seinem Rücktritt sei das Verfahren eingestellt worden.

Der Fall wurde per Strafbefehl geregelt, ohne öffentliche Hauptverhandlung. Das Urteil wurde im Februar 2023 unterzeichnet und zwei Monate später vom Gericht bestätigt, schreibt Reporter. Am Ende habe R. alles gestanden. Das Urteil: 18 Monate Haft auf Bewährung und 65.000 Euro Geldstrafe.

Miette
27. Mai 2025 - 22.25

Schwarzgeld konnte nur von Gemeindeverwaltungen an den "Berater" ausgezahlt werden, weil diese Gemeinden eine etwas 'kreative Buchhaltung" führen! So unter der Hand unter Freunden😇

Guth Guy
27. Mai 2025 - 16.35

Einfach nur unglaublich was in diesem unserem Marienlande alles möglich ist.

Muller Christian
27. Mai 2025 - 15.19

"Parallel sei ein Disziplinarverfahren gegen R. bei seinem Arbeitgeber Düdelingen gelaufen. Doch nach seinem Rücktritt sei das Verfahren eingestellt worden."
Vläit wär et der wäert, awer ze handelen. E Beamte ka jo och seng Pensiounsrechter verléieren, oder woar et dofir net schlëmm genuch?