Seit Ende November 2024 ist das Werk von Liberty Steel in Düdelingen insolvent. Der türkische Stahlhersteller Tosyali galt als Favorit für die Übernahme – und damit für die Rettung des Werks. Doch Anfang Mai kam alles anders: Der Konzern sprang ab und für die betroffenen Mitarbeiter geht die Unsicherheit seither weiter. Wirtschaftsminister Lex Delles (DP) geht in seiner Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der beiden LSAP-Abgeordneten Dan Biancalana und Mars Di Bartolomeo vom Donnerstag auf die Gründe für das Scheitern ein.
Der potenzielle Käufer habe geplant, für die Produktion in Luxemburg überwiegend Stahl aus eigenen Werken in der Türkei und Algerien zu verwenden – also Stahl, der innerhalb des eigenen Konzerns produziert wird. Während seines „Due-Diligence“-Prozesses habe er festgestellt, dass umfangreiche Stahlimporte nötig wären und sein Plan an den verschärften EU-Schutzmaßnahmen für Importe aus Drittländern scheitern würde.
Der Minister merkt an, dass die aktuellen Schutzmaßnahmen Ende Juni 2026 auslaufen. Der Insolvenzverwalter mache sich derzeit ein Bild von der Situation, weswegen seine nächsten Schritte aktuell nicht bekannt seien.
Mitarbeiter bekommen weiter Unterstützung
Die seit November 2024 ohne Arbeitsvertrag dastehenden Ex-Mitarbeiter von Liberty Steel werden Delles zufolge weiterhin vom Arbeitsministerium sowie der ADEM unterstützt – zum einen bei der Arbeitssuche, zum anderen auch bei der Vermittlung von Kontakten zu potenziellen neuen Arbeitgebern. Die Ministerien stünden darüber hinaus weiterhin im Austausch mit den Sozialpartnern.
Doch nicht nur die Zukunft von Liberty Steel interessiert die LSAP-Abgeordneten. Sie erkundigen sich auch danach, wie die Regierung eine weitere Schwächung traditioneller Industriestandorte in Zukunft verhindern will. Zudem fragen sie, ob eine weitere Schließung nicht ein eklatanter Widerspruch zu den Plänen der EU wäre, die ihre Industrie wieder stärken will.
Regierung würde endgültige Schließung bedauern
„Die Dienste des Wirtschaftsministeriums stehen in regelmäßigem Austausch mit den luxemburgischen Industrieunternehmen, um Innovationen und Investitionen zu fördern“, heißt es in der Antwort von Delles. Die Regierung unterstütze Unternehmen bei der digitalen und energetischen Transformation. Darüber hinaus pflege sie den Kontakt zu ausländischen Muttergesellschaften, um Luxemburgs Interessen und Standortvorteile zu vertreten.
Käme es zu einer endgültigen Schließung, würde die Regierung diese bedauern – insbesondere, weil sie sich in den vergangenen Jahren für den Erhalt des Standorts eingesetzt habe. „Es sei daran erinnert, dass die Regierung bereits beim Verkauf der Werke von ArcelorMittal Dudelange an Liberty Steel bei der EU-Kommission interveniert hatte, um diesen Verkauf zu verhindern“, schreibt Delles. Eine Schließung des Werks wäre dem Minister zufolge demnach auch ein Verlust für die europäische Stahlindustrie. (les)
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De Maart
Schuld an der ganzen Misere ist die EU Kommission die Mittal gezwungen hatet das Werk abzutreten damals !