„Seit Anfang 2023 ist der Preis für eine Tonne Kakao von rund 2.500 auf über 10.000 US-Dollar gestiegen – die Kosten haben sich innerhalb von zwei Jahren also mehr als vervierfacht“, so Alexandra Kahn, Direktorin des Luxemburger Schokoladenherstellers „Genaveh“. Diese Entwicklung hat große Auswirkungen, auch auf Unternehmen in Luxemburg. Die Hauptursachen für den Preisanstieg seien klimatische und strukturelle Probleme der wichtigsten Erzeugerländer, insbesondere in Westafrika: „Ghana und die Elfenbeinküste, die gemeinsam über 60 Prozent des weltweiten Kakaos liefern, kämpfen mit extremen Wetterbedingungen, überalterten Plantagen, Schädlingsbefall sowie mit sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen in der Landwirtschaft“, erklärt die Direktorin.
Auch Lola Valerius, die seit vier Jahren die gleichnamige Chocolaterie in Esch betreibt, unterstreicht die Auswirkungen dieser schwierigen Bedingungen auf die Kakaoproduktion: „Sind die Bäume von Schädlingen befallen, sterben sie. Bis ein neu gepflanzter Baum dann Früchte trägt, dauert es rund 15 Jahre – zahlreiche Kakaobauern gaben deshalb ihre Plantagen auf.“ Diese Faktoren führen zu Ernteausfällen und damit zu einem Rückgang des Angebots auf dem Weltmarkt.
Die Folge: Preiserhöhung

Obwohl „Genaveh“ laut Direktorin Alexandra Kahn auf Kakao aus anderen Ursprungsländern setzt – wie Peru, São Tomé und Príncipe, Ecuador und Madagaskar – ist auch das Luxemburger Unternehmen von der Preisentwicklung betroffen: „Wir arbeiten weiterhin wie bisher, ohne unsere Rezepte oder die Mengen zu verändern, und versuchen, die Auswirkungen für unsere Kundschaft zu begrenzen, indem wir einen Teil der gestiegenen Kosten selbst tragen.“ Trotzdem habe die Manufaktur kleine Preisanpassungen vorgenommen.
Auch die Escher Unternehmerin Lola Valerius bezieht ihren Kakao größtenteils aus anderen Regionen, etwa Südamerika, Vietnam oder Madagaskar, sie habe nur einen Zulieferer aus Ghana. „Dies ist sowohl eine ethische als auch eine qualitative Entscheidung“, ergänzt sie. Die Chocolaterie habe sich bewusst dazu entschieden, die Preise von lediglich ausgewählten Produkten zu erhöhen. „Die Artikel, die in der Herstellung deutlich angestiegen sind, mussten wir preislich anpassen“, sagt Lola Valerius. „Hierzu veröffentlichte ich ein Video, um meinen Kunden zu erklären, warum einige Preise angestiegen sind.“ Sie sei damit allgemein auf Verständnis gestoßen.
Sorgen um weitere Zutaten

Die Unterschiede zwischen den Kakaosorten spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Sorten wie „Criollo“ oder „Trinitario“ seien für ihre feinen Aromen bekannt und gelten Alexandra Kahn zufolge als besonders hochwertig. Diese seien von Natur aus rarer als der robustere „Forastero“-Kakao. Die Qualität des Endprodukts hänge zudem stark von der Art der Fermentation und Trocknung ab, was sich zusätzlich im Preis bemerkbar mache. Je feiner der Kakao – desto teurer ist der Rohstoff in der Verarbeitung.
Neben dem Kakao bereiten den Unternehmerinnen auch andere Zutaten zunehmend Sorge. Insbesondere die Preise für Nüsse (Haselnüsse), Pistazien, Zucker und Milchprodukte sind gestiegen. Auch das Verpackungsmaterial ist aufgrund der hohen Transportkosten teurer geworden. Den Kopf in den Sand stecken, kommt für Lola Valerius allerdings nicht infrage: „Ich investiere meine Energie lieber ins Hier und Jetzt und in mein Team, statt mir allzu viele Gedanken über die Zukunft zu machen.“
De Maart

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