Montag22. Dezember 2025

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„Element“ von Théid Johanns und Reiny RizziIm „Espace H20“ vereinen sich künstlerische Visionen

„Element“ von Théid Johanns und Reiny Rizzi / Im „Espace H20“ vereinen sich künstlerische Visionen
Einblick in die Expo „Element“ von Théid Johanns und Reiny Rizzi Foto: Editpress/Alain Rischard

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Lange angekündigt, erweist sich die Zusammenarbeit von Reiny Rizzi-Gruhlke und Théid Johanns als äußerst fruchtbar, auch wenn beide Künstler ganz eigene Wege gehen. Ihre Ausstellung „Element“ im „Espace H2O“ in Oberkorn berührt in vielfacher Hinsicht.

Werke von Théid Johanns im „Espace H20“
Werke von Théid Johanns im „Espace H20“ Foto: Editpress/Alain Rischard

Dass sich die beiden Künstler Reiny Rizzi und Théid Johanns zu einer Ausstellung zusammengefunden haben, versprach auf Anhieb, spannend zu werden. Die Erwartungen sind nicht enttäuscht worden. Obwohl sich das Duo nur minimal im Vorfeld abgesprochen hat, kommt die Ausstellung „Element“ fast wie eine sorgsam inszenierte Schau daher. Die beiden Hallen der H2O-Galerie sind ganz in schwarze Wände gehüllt, die Räume breit und geben mit ihren 470 m2 eine imposante Ausstellungsfläche her, kurzum diese Galerie muss geschickt bespielt werden, um die gezeigten Kunstwerke ins rechte Licht zu rücken. Zahlreiche Einzel- und Kollektivausstellungen haben hier stattgefunden und die „Element“-Expo hat diese Räumlichkeiten optimal ausgereizt.

Reiny Rizzi ist für ihre Arbeiten zu Frauen- und Kinderrechten bekannt
Reiny Rizzi ist für ihre Arbeiten zu Frauen- und Kinderrechten bekannt Foto: Editpress/Alain Rischard

Menschlichkeit und Betroffenheit

Reiny Rizzi-Gruhlke, die seit vielen Jahren regelmäßig mit ihren Werken allein oder in Gruppenausstellungen auf der Kunstbühne präsent ist, hat sich einen Namen als tiefsinnige Künstlerin gemacht: Sie rückt unbequeme, oft ins Abseits gerückte Themen in den Fokus – etwa die Unterdrückung von und Gewalt an Frauen oder die Misshandlung von Kindern. Ihre Kunst zeugt jedoch auch von Menschlichkeit und Betroffenheit. Sie tut dies mit Textilwerken, die sowohl einfache Strickkunst mit Baumwolle als auch andere Handarbeiten mit Stoffen enthalten, um Ensembles zu schaffen, die abschreckend und zugleich ansprechend wirken. Mit der konsequent eingesetzten roten Farbe sowie rosaroten Tönen und angrenzenden Farbabstufungen gelingt es ihr auch, Empathie-Gefühle zu erzeugen: Rot als Farbe der Liebe strahlt allemal Wärme aus.

Ihre hier präsentierten 31 Werke greifen auf unterschiedliche Textiltechniken zurück, integrieren auch mal Puppenfiguren zur Verdeutlichung der Message oder Metallstränge zur Strukturfestigung. Sie artikulieren sich sowohl als Objekt am Boden liegend als auch hängend an der Wand oder von der Decke herunter in den freien Raum. Ihre Arbeiten gliedern sich in „M-Cells“, „Visceria“, „Subserosa“ und ein Einzelstück, „Entangled 31“, auf und verteilen sich in beide Räumlichkeiten. Dies erlaubt eine Vermischung mit den weißen, vorwiegend seriell präsentierten Wandobjekten von Théid Johanns. Hat der Künstler 2021 die Installationen flach auf die Bodenoberfläche gelegt und seine in weiß übertünchten undefinierbaren Objekte mit fein eingezogenen schwarzen Linien plastischer erscheinen lassen, so legt er sich heute sozusagen exklusiv auf die Farbe Weiß fest.

Weiße Objekte der besonderen Art

Weitere Infos

„Element“ von Reiny Rizzi und Théid Johanns, noch bis zum 1. Juni im „Espace H2O“ (rue Rattem, 4687 Oberkorn). Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

Seine in kuriosen Formen gestalteten Objekte, kaum linear und stets komplex gehalten, werden durch Einschnitte in aufeinandergeschichtete Isoliermatten einzeln produziert, auch wenn es bei der seriellen Darstellung den Anschein hat, als ob sie in eine Form gegossen worden seien. Genaues Hinsehen bestätigt, dass jedes Objekt, ob in einer 8er-Reihe oder 4er-Edition präsentiert, ein Unikat ist, genauso wie das im Viereck gerahmte Einzelbild auch einzigartig ist. Johanns gestaltet „Elemente“, wobei deren Bedeutung wohl in ihrer Funktion innerhalb eines Systems unserer Gesellschaft auszuloten ist, ergo der freien Interpretation eines jeden Besuchers überlassen sind.

Symbiose zwischen den Textilarbeiten von Reiny Rizzi und Théid Johanns’ Installationen
Symbiose zwischen den Textilarbeiten von Reiny Rizzi und Théid Johanns’ Installationen Foto: Editpress/Alain Rischard

Théid Johanns, der im Laufe seiner Karriere in Malerei, Skulptur, Fotografie und Installationskunst aktiv war, hat bereits 2004 den Pierre-Werner-Preis bekommen und national wie international zahlreiche Expos realisiert. Er war Initiator der Galerie B/C2 in Bettemburg und gründete 2016 zusammen mit anderen Künstlern das Kollektiv Cueva, das seither mehrere Kollektivausstellungen in ungenutzten Gebäuden organisiert hat, Expos, die sich als Plattform für junge und gestandene Künstler verstehen will. 2024 gab es gar eine „Land Art“-Ausstellung, die mithelfen sollte, in der freien Natur die Angst potenzieller Besuche in Galerien und Museen abzubauen.

Die Mischung von roten/rosaroten Textilarbeiten und weißen Wandobjekten auf schwarzem Hintergrund ergibt interessante Kontraste und stellt auch Korrespondenzen her. Die Einzelwerke werden als Element der Kunst gesehen und im Einladungstext heißt es dazu: „Les éléments de l’art sont des composants visuels concrets qui fonctionnent en tandem avec les principes de l’art qui les organisent et les harmonisent.“ Elemente fügen sich zusammen, ergeben ein Ganzes, vereinen künstlerische Visionen. Diese Idee konnte in der Ausstellung von Rizzi und Johanns gekonnt umgesetzt werden.