„Rechts was Schlecht’s!“ So pflegte es die Großmutter des Autors dieser Zeilen einst zu sagen. Für Konservative hatte sie wenig übrig, für Rechtsextreme schon gar nichts. Emma Fränkle liebte rote Rosen und Nelken, mochte Wehner und Brandt, eine Brandmauer brauchte sie nicht. Ein Segen, dass sie die Blütezeit der Sozialdemokratie noch erlebte. Und sie wäre gern einmal nach Portugal gereist.
Vor gut einem halben Jahrhundert (1973) wurde in Bad Münstereifel die Sozialistische Partei Portugals (PS) ins Leben gerufen. Ein Jahr später fegte die Nelkenrevolution die portugiesische Diktatur hinweg, die das Land zu einem der rückständigsten Westeuropas gemacht hatte. Nicht zuletzt Mário Soares und seine PS, die zur Volkspartei wurde, brachten Portugal die Moderne und führten das Land in die Europäische Gemeinschaft.
Vor einem Jahr erlebte Portugal den ersten großen Erfolg der rechtsextremen Partei Chega, die bei der Parlamentswahl drittstärkste Partei wurde. Im Zuge des europäischen Rechtsrucks wurde dies noch als „Normalisierung“ hingenommen. Doch die Chega will mit dem Erbe der Nelkenrevolution abrechnen. Derweil erlitten die Sozialisten erhebliche Verluste und wurden zweitstärkste Partei hinter der Mitte-rechts-Koalition Aliança Democrática (AD). Nur ein Jahr später hat die PS bei der vorgezogenen Neuwahl ihr historisch schlechtestes Ergebnis erzielt, während die AD von Premierminister Luís Montenegro hinzugewann und die Chega unter ihrem Anführer André Ventura weiter zulegte und nun knapp hinter der PS liegt. Wie so oft zuletzt in Europa schauen die Demokraten Europas wie Schlafwandler dem Aufstieg der Rechten zu. Während die einen verzweifelt Strategien gegen diese suchen, kopieren die anderen sie – ein oft gescheitertes Konzept.
Mittlerweile freuen sich selbst linke Demokraten in Europa, wenn in Rumänien ein Liberalkonservativer wie Nicusor Dan vor dem Rechtsextremen George Simion die Präsidentschaftswahl gewinnt und in Polen der Konservative Rafal Trzaskowski mit dem Nationalkonservativen Karol Nawrocki in die Stichwahl zieht. Es ist, als würden die Fans von Barça jubeln, wenn ihre Mannschaft den Ball ins Seitenaus drischt, um nicht zu verlieren – oder die eingangs erwähnte Großmutter Friedrich Merz wählen würde.
De Maart

Nicht wählen, falsch. Man entmündigt sich selbst. Oder sollte man zusehen wie einem die Bürgerrechte langsam aber sicher entzogen werden. Wähle mittlerweile Personen welche klar Position beziehen, weiß schon, es gibt nur noch eine Handvoll, aber besser als einfach maul-halten und zusehen wie man alles zugrunde richtet.
Wisst ihr noch 1933?
Liebes Portugal, ihr enttäuscht mich und meine portugiesischen Freunde. José wurde 1970 von seinem Vater im Reisekoffer über die Grenze geschmuggelt um den Drangsalen zu entwischen. Denkt übermorgen an die Nelken!
Leute die keine Arbeit haben, Leute die sich kaum eine Miete leisten können, Leute die sich schon gar nicht eine Immobilie kaufen können wählen oft rchtsextrem oder gehen nicht zu den Wahlen.
Ich gehöre noch zu den Glücklichen welche diese Misere nicht mitmachen muss, trotzdem werde ich in Zukunft den luxemburger Politzirkus nicht mehr unterstützen indem ich wählen gehe.
@JJ Einen blanken Zettel abgeben reicht nicht, sondern hilft den Rechten. Denn deren Wähler geben mit Sicherheit keinen blanken Wahlzettel abgeben, sondern ihre Artgenossen stützen. Und wenn die rechte Diktatur bis am Ruder sitzt, wird es schwer sie wieder loszuwerden, wie das Beispiel Israel es zeigt.
@Hagar,
Radikale Parteien wählen um die anderen abzustrafen ist politisch unverantwortlich und überreif würde ich mal sagen.
Aber bei Wahlpflicht (!) ist der blanke Zettel die einzige Maßnahme sein Unverständnis zu bekunden. In Deutschland bleibt man einfach zu haus und dann kommen AfD und andere Heilsbringer an die Macht weil die Springerstiefel gehen zur Wahl.
Als mündiger Bürger einen blanken Zettel abgeben und als zeugt von einer politischen Unverantwortlosigkeit und nicht vorhandenen Reifheit.
Tja. Was ist los mit den Wählern? Da kommt die Misere doch her.Mit KI und Smartphone war die Manipulation der öffentlichen Meinung noch nie so einfach. Aber auch Unzufriedenheit ist ein schlechter Ratgeber bei Wahlen. Warum die Pest wählen wenn die Cholera wütet? Blanken Zettel abgeben reicht.