Sonntag23. November 2025

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Humanitäre KatastropheIsrael lässt nur 93 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen

Humanitäre Katastrophe / Israel lässt nur 93 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen
Die Kinder im Gazastreifen haben in den letzten mehr als anderthalb Jahren nichts anderes als Tod und Zerstörung erlebt Foto: AFP/Omar al-Qattaa

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Nur 93 Lastwagen mit Hilfslieferungen der Vereinten Nationen haben nach israelischen Angaben am Dienstag den Gazastreifen erreicht.

„93 UN-Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern, darunter Mehl für Bäckereien, Babynahrung, medizinische Ausrüstung und Arzneimittel“ hätten den Grenzübergang Kerem Shalom überquert, teilte die für den Gazastreifen zuständige israelische Behörde Cogat mit. Am Montag waren erstmals nach mehr als elf Wochen israelischer Blockade Lastwagen mit Hilfsgütern in den Küstenstreifen gelangt.

Nach massiver internationaler Kritik an Israels Vorgehen und der katastrophalen humanitären Lage in dem Palästinensergebiet erhielt die UNO am Dienstag die Genehmigung zur Einfahrt von „etwa hundert“ Lastwagen mit Hilfsgütern, wie ein Sprecher des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) sagte.

Der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, bestätigte am Dienstag, dass „einige Dutzend“ Lastwagen den Gazastreifen erreicht hätten. Er sprach jedoch von Schwierigkeiten bei der Entgegennahme der Lieferungen: „Heute wartete eines unserer Teams mehrere Stunden auf grünes Licht aus Israel“, erklärte Dujarric. „Leider waren sie nicht in der Lage, die Lieferungen in unser Lager zu bringen.“

Israel hatte Anfang März eine Blockade sämtlicher humanitären Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet verhängt. Hilfsorganisationen warnen seit Wochen vor einer Hungerkatastrophe im Gazastreifen. Nach eigenen Angaben wollte die israelische Regierung mit ihrer seit Anfang März andauernden Blockade den Druck auf die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas erhöhen, die verbleibenden israelischen Geiseln freizulassen. Nachdem sein Büro am Sonntag angekündigt hatte, Hilfslieferungen wieder zuzulassen, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Montag, eine Hungersnot im Gazastreifen müsse auch „aus diplomatischen Gründen“ verhindert werden.

Die israelische Militäroffensive zur Zerschlagung der Hamas wurde derweil verstärkt. Die Armee hatte am Sonntag erklärt, sie habe zusätzlich zu den Luftangriffen „umfassende Bodeneinsätze“ im Gazastreifen begonnen. Netanjahu erklärte am Montag, Israel werde die Kontrolle über „das gesamte Territorium“ des Gazastreifens übernehmen.

Katar: Israel untergräbt Chance auf Frieden

Bei Angriffen am Dienstag wurden nach Angaben der Hamas-Behörden mindestens 44 Menschen getötet, „mehrheitlich Kinder und Frauen“, wie der Sprecher des palästinensischen Zivilschutzes, Mahmud Bassal, der Nachrichtenagentur AFP sagte. Zudem seien dutzende Verletzte in Krankenhäuser eingeliefert worden.

Die Bemühungen um die Wiederherstellung einer Waffenruhe würden mit den israelischen Angriffen zunichtegemacht, kritisierte die Regierung des in dem Konflikt vermittelnden Golfemirats Katar. Israels „verantwortungsloses, aggressives Verhalten untergräbt jegliche potenzielle Chance auf Frieden“, sagte der katarische Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman al-Thani bei einem Wirtschaftsforum.

Die bisherigen Waffenruhe-Verhandlungen sind erfolglos geblieben. Hamas-Vertreter Taher al-Nunu hatte zuletzt Gespräche „ohne Vorbedingungen“ gefordert. Netanjahu erklärte am Sonntag, Israel sei offen für ein Abkommen zur „Beendigung der Kämpfe“. Als Bedingungen nannte er die Freilassung aller Geiseln, „die Verbannung der Hamas-Terroristen und die Abrüstung des Gazastreifens“.

Im Ausland hatten am Montag Frankreich, Kanada und Großbritannien scharfe Kritik an der israelischen Militäroffensive geübt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der britische Regierungschef Keir Starmer und sein kanadischer Kollege Mark Carney drohten mit „konkreten Maßnahmen“ gegen Israel. Sie seien zudem entschlossen, einen palästinensischen Staat anzuerkennen. Netanjahu kritisierte, die Staaten böten der Hamas damit „eine riesige Belohnung für den genozidalen Angriff auf Israel am 7. Oktober“.