Dem Luxemburger Wald geht es schlecht – und davon bleibt auch der Escher Wald nicht verschont. Bereits im vergangenen Jahr wurde während der ersten Escher „Semaine du climat“ deutlich, wie kritisch die Situation ist: 67,4 Prozent aller Bäume in Luxemburg waren 2023 mittel bis stark beschädigt oder sogar abgestorben. Lediglich 14 Prozent zeigten keinerlei Anzeichen von Stress oder Schäden. Diese Zahlen sorgten damals für Bestürzung bei vielen Teilnehmenden und der städtischen Verwaltung.
Vor diesem Hintergrund stand die zweite Ausgabe der Klimawoche in Esch ganz im Zeichen des Themas „Baum“. Diesen Samstag fand das „Forum citoyen pour le climat“ statt. Interessierte Einwohner konnten sich in diskussionsreichen Workshops mit Experten über die Zukunft der Bäume in Esch austauschen.
Flora und Fauna müssen sich anpassen
Vor allem Buchen, Eichen und Fichten sind aktuell durch Trockenheit, Stürme, Schädlinge und Krankheiten bedroht. Um die Wälder zukunftsfähig zu gestalten, müssen resistentere und standortgerechte Baumarten gefunden und gepflanzt werden. Pol Zimmermann, Beauftragter der Stadt Esch für Natur und Wälder, erklärte in einem interaktiven Workshop, dass diese Auswahl komplex ist: „Man muss darauf achten, ob eine Baumart invasiv ist und ob sie ins jetzige oder das zu erwartende Klima der kommenden Jahrzehnte passt.“
Derzeit testen Pol Zimmermann und sein Team in enger Zusammenarbeit mit den Nachbarregionen verschiedene Baumarten, um herauszufinden, welche sich in den kommenden Jahren bewähren könnten. Zimmermann betonte: „Wenn man einen neuen Baum pflanzt, verändert man das ganze Ökosystem.“ Sowohl Flora als auch Fauna müssen sich anpassen, was die Bedeutung sorgfältiger Entscheidungen unterstreicht.

Auch die Verwertung kranker oder abgestorbener Bäume wurde thematisiert. Während große Maschinen im Wald effektiv arbeiten, kommen in sensibleren Bereichen auch noch Pferde zum Einsatz, um kleinere gefallene Bäume möglichst schonend abzutransportieren. Totholz wird unter anderem zu Feuerholz, Latten oder Heizmaterial für kommunale Heizkessel verarbeitet.
Ein herausfordernder Lebensraum
Nicht nur im Wald, auch im städtischen Raum haben Bäume mit schwierigen Bedingungen zu kämpfen. Stef und Mario vom „Service des espaces verts“ berichteten in ihrem Workshop über die Herausforderungen der Baumpflege in Esch. Fünf Mitarbeitende kümmern sich derzeit um mehr als 14.000 Bäume im Stadtgebiet.
Das Zusammenleben zwischen Mensch und Natur ist dabei nicht immer konfliktfrei: Einige Bürgerinnen und Bürger beklagen sich über Laub auf Gehwegen oder über den Lärm und Dreck von Vögeln in Baumkronen. Doch ein Blick auf die offiziellen Zahlen relativiert die Wahrnehmung: Im gesamten Jahr 2024 gingen lediglich vier formale Beschwerden zu städtischen Bäumen ein.
Für die Biodiversität, die Luftqualität und das Hitzemanagement in der Stadt sind Bäume unersetzlich. Doch das Pflanzen von Bäumen in der Stadt stößt zunehmend an Grenzen: Unter vielen Gehwegen und Plätzen verlaufen Leitungen und Rohre, die eine Begrünung erschweren. Bauarbeiten können zudem bestehende Wurzeln beschädigen.
Um trotzdem mehr Grünflächen zu schaffen und versiegelte Böden zurückzugewinnen, hat die Stadt nach dem ersten „Forum citoyen pour le climat“ konkrete Strategien entwickelt. In Kürze soll ein neues Subventionssystem vom Gemeinderat beschlossen werden, das es privaten Haushalten erleichtert, versiegelte Flächen in ihren Gärten zu entsiegeln und wieder zu begrünen. Ziel ist es, unter anderem Schottergärten zurückzubauen und die Biodiversität im Stadtgebiet zu stärken.
Luxemburg müsste dreimal seine Fläche nur mit Bäumen bepflanzen, um seine Emissionen zu kompensieren
Die Zukunft der Bäume in Esch steht vor großen Herausforderungen – sowohl im Wald als auch in der Stadt. Der Klimawandel zwingt dazu, bestehende Strategien zu überdenken und neue Wege im Umgang mit der Natur zu finden.

Auch in diesem Jahr brachte das „Forum citoyen“ wieder zahlreiche konkrete Vorschläge aus der Bürgerschaft hervor. Die Teilnehmer diskutierten unter anderem über die Organisation von geführten Rundgängen durch Eschs Grünflächen und zu besonders bemerkenswerten Bäumen im Stadtgebiet, die Einführung eines Wettbewerbs für den schönsten privaten Garten sowie die Begrünung von Parkplätzen. Sie äußerten ebenfalls den Wunsch, ausgewählte Gehwege im Stadtgebiet schrittweise zu entsiegeln und dort wieder Vegetation zuzulassen. Diese Ideen sollen nun in den zuständigen Diensten der Stadt weiter geprüft und gegebenenfalls in zukünftige Maßnahmen integriert werden.
Dabei wurde auch deutlich, dass es nicht ausreichen wird, allein mehr Bäume zu pflanzen. Ricardo Poeira vom Syndicat Pro-Sud brachte es auf den Punkt: „Luxemburg müsste dreimal seine Fläche nur mit Bäumen bepflanzen, um seine Emissionen zu kompensieren.“ Diese Zahl macht klar, dass neben aktiver Umweltpflege auch die Anpassung von Lebens- und Konsumgewohnheiten notwendig ist, wenn der Schutz von Klima und Biodiversität langfristig gelingen soll.
De Maart






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