Sonntag2. November 2025

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Kritik aus LuxemburgBelgien macht Atomausstieg rückgängig

Kritik aus Luxemburg / Belgien macht Atomausstieg rückgängig
Das Atomkraftwerk Tihange steht am Ufer des Flusses Maas Foto: Eric Lalmand/belga/dpa

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In Belgien wurde der Atomausstieg eigentlich schon 2003 gesetzlich festgelegt. Doch die Debatte zieht sich seit Jahren. Das Parlament trifft nun eine klare Entscheidung.

Das belgische Parlament hat mit großer Mehrheit für ein Ende des Atomausstiegs gestimmt. 102 Abgeordnete votierten für eine Verlängerung der Laufzeit der bestehenden Reaktoren, 8 stimmten dagegen. Es gab 31 Enthaltungen. Die rechte Regierung von Ministerpräsident Bart De Wever plant auch den Bau neuer Reaktoren. Derzeit verfügt Belgien über zwei Kernkraftwerke mit sieben Reaktoren – drei wurden allerdings bereits vom Netz genommen.

Debatte um Atomausstieg zieht sich seit Jahren

In Belgien wurde der Atomausstieg 2003 gesetzlich festgelegt. Ursprünglich sollten die weiteren Reaktoren der beiden Kernkraftwerke in Doel nahe der Stadt Antwerpen und Tihange 2025 abgeschaltet werden. Doch die Debatte zieht sich seit Jahren. 

Angesichts der Sorge um die Sicherheit der Energie-Versorgung und mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hatte Belgiens Regierung 2022 beschlossen, den Atomausstieg um zehn Jahre zu verschieben. Jeweils ein Meiler der beiden belgischen Kernkraftwerke sollte bis 2035 am Netz bleiben.

Belgische Atommeiler betreffen auch Luxemburg

Auch in Luxemburg sorgten die belgischen Atommeiler für Diskussionen. So wurden bei Reaktoren im Nachbarland mehrfach Mängel festgestellt, etwa marode Betonteile. Am Freitag äußerten sich auch die Grünen in einer Pressemitteilung zu Belgiens Kehrtwende bei der Atomkraft. Luxemburgs Nachbarn befinden sich hierbei auf einem „Irrweg“, kritisiert die Partei. Die Atomkraft sei nach wie vor keine nachhaltige Option für Europa, denn: Europa mache sich abhängig von Uranimporten aus autokratischen Drittländern. Und auch die Frage der sicheren Lagerung radioaktiver Abfälle bleibe nach wie vor ungelöst.

Milliarden in veraltete Atomtechnologie zu investieren, sei eine Verschwendung von Ressourcen. Diese Gelder sollte vielmehr in zukunftsfähige Technologien wie erneuerbare Energien fließen.

Die angekündigte Laufzeitverlängerungen der Reaktoren Tihange 3 bei Lüttich und Namur und Doel 4 bei Antwerpen ließen bereits im Mai 2023 die Alarmglocken von Greenpeace Luxemburg läuten. Zwar sollte die vom belgischen Energieministerium in Auftrag gegebene, rund 400-seitige Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) den Eindruck vermitteln, dass die Sorge der Nachbarländer unberechtigt und alles nur halb so schlimm sei, doch dabei wurden „die größten Risiken ausgelassen“, meinte Greenpeace.

So sei in dem von der belgischen Regierung vorgelegten Bericht nicht einmal das schlimmstmögliche Unfallszenario durchgespielt worden. Demnach bestünde eine rund dreiprozentige Chance, dass die Einwohner Luxemburgs nach einer derartigen Katastrophe abgesiedelt werden müssten und weite Teile Europas kontaminiert werden könnten. Das Kraftwerk Tihange 3 liegt etwa 80 Kilometer Luftlinie von der luxemburgisch-belgischen Grenze entfernt.

(WiR)


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Tihange 3 und Doel 4: Greenpeace stellt sich gegen Laufzeitverlängerung der belgischen Reaktoren

Dunord Hagar
18. Mai 2025 - 13.46

@JJ
Nicht vergessen... "April, April, der macht was er will!"

JJ
16. Mai 2025 - 14.35

Welche Alarmglocken läuten denn wenn ein Brownout oder Blackout die schöne Handy- und E-Autowelt lahmlegt? Erinnern wir uns an die Bilder aus Spanien als die Leute Handy-winkend auf die Straße liefen und das Ende der Welt vor Augen hatten. Machen wir´s wie die Deutschen.Alles kommt weg und man verlässt sich auf Wind- und Sonne. Die Energie fressenden Industrien wandern ab und die Arbeitslosen aus. Bis ITER läuft dauert noch eine Weile. Auch das Verbrenner-Aus wird verschoben. Wetten?
Wir haben ein ruhiges Gewissen,das Eis schmilzt weiter,der April war der wärmste seit es Aprile gibt ,die Kleber kleben an der Straße und China,USA usw. lachen sich tot.

Macheath
16. Mai 2025 - 13.14

@Reinertz… „ um autark zu sein“:
Wie jetzt? Die Belgier besitzen das Know-how, die Arbeitskräfte und alle Mittel, um ein Kraftwerk auf ihrem Boden ganz ohne fremde Hilfe zu bauen und zu betreiben?
Chapeau!
Und die paar (Uran-) Brennstäbe finden sich sicher auch irgendwo am Wegrand; kann man vielleicht aus recycliertem Frittenfett schnitzen…
Aber vielleicht wollten Sie sagen : „um frei zu sein von neuen fortschrittlichen Ideen, die nur nerven“

Reinertz Barriera Manfred
16. Mai 2025 - 9.22

Die einzige Lösung um Energie autark zu sein, leider; egal was die Günen jetzt wieder aufführen werden..

Dunord Hagar
16. Mai 2025 - 9.19

Bravo, liebe Belgier! Ihr habt erkannt, dass Windmühlen nur ein Gadget zur Energieherstellung sind. Obschon es bei euch an der Küste auch ganz schön blasen kann...

Grober J-P.
16. Mai 2025 - 9.12

Tihange, na dann, Henkel wird sich freuen, Loctiteumsatz wird steigen!