Mittwoch19. November 2025

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MNHNKlimawandel auf acht Beinen: Bunte Spinne wagt sich erstmals nach Luxemburg

MNHN / Klimawandel auf acht Beinen: Bunte Spinne wagt sich erstmals nach Luxemburg
Das dritte Beinpaar der Männchen ist bei der Spinnenart besonders auffällig Foto: Aurélie Colling

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Luxemburg hat einen neuen Mitbewohner – klein, flink und mit bunten Beinen! Zumindest die Männchen. Die „Saitis barbipes“ wurde erstmals im Großherzogtum gesichtet – Klimawandel lässt grüßen.

Triggerwarnung! Arachnophobe Menschen müssen jetzt ganz stark sein: Luxemburg hat einen neuen süßen Bewohner – mit acht Beinen und mehreren Augenpaaren ausgestattet, um genau zu sein. Im Süden Luxemburgs wurde am 6. Mai erstmals ein Exemplar der „Saitis barbipes“ aus der Familie der Springspinnen von einem Mitarbeiter des „Musée national d’histoire naturelle“ (MNHN) identifiziert. Das geht aus einer Pressemitteilung des Museums vom Mittwoch hervor.

Der Fund werde derzeit wissentlich dokumentiert und in die nationale Biodiversitätsdatenbank iNaturalist aufgenommen. Das MNHM glaubt, dass der Fund „das Bewusstsein für die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die lokale Biodiversität schärfen“ könnte. Denn: „Ihr Auftreten in Luxemburg ist ein außergewöhnlicher Fund – und gleichzeitig ein anschauliches Beispiel für die Veränderungen, die hier infolge des Klimawandels sichtbar werden“, meint Guy Colling, Leiter der Abteilung Populationsbiologie und Evolution des MNHN und Finder des Exemplars. Diese wärmeliebende Spinne ist ansonsten überwiegend – aber nicht ausschließlich – im mediterranen Raum anzutreffen.

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Laut iNaturalist können die Tiere eine Körperlänge von fünf bis sechs Millimetern erreichen

Klein, bunt und auffällig

Laut iNaturalist können die Tiere eine Körperlänge von fünf bis sechs Millimetern erreichen. Die Saitis-barbipes-Männchen fallen durch ihre bunten, fächerartigen Beine auf. Am auffälligsten sei jedoch das stark vergrößerte und dicht behaarte dritte Beinpaar. Es ist seitlich abgeflacht und korallenrot gefärbt. Von daher sicherlich auch der Artenname: Er ist aus dem Lateinischen abgeleitet und bedeutet „bärtiger Fuß“. Die anderen Beinpaare sind blass gelblich und schwärzlich geringelt. Die Weibchen sind hingegen unauffällig gelbbraun gefärbt. Felsen und Steinschutthalden gehören zum natürlichen Lebensraum der Saitis barbipes. Im Siedlungsbereich kann man die Spinne häufig an Mauern und Hausfassaden, aber auch in Gebäuden antreffen.

Luxemburgs neuer Bewohner kommt in Frieden und stellt demnach keine ernstzunehmende Gefahr für Menschen dar. Laut der Insektenidentifikator-App Picture Insect kann die „Saitis barbipes“ zwar „giftige Reaktionen verursachen, die in ihrer Schwere variieren. Die Giftstoffe sind jedoch vorwiegend für ihre Beute und zur Verteidigung gedacht. Sie sind für Menschen in der Regel nicht tödlich“. Ihr Biss kann aber leichte Beschwerden oder örtliche Reaktionen hervorrufen.

Das Auftreten der Saitis barbipes in Luxemburg sei zudem kein Einzelfall. Das MNHNL hat in den vergangenen Jahren mehrere mediterrane und südeuropäische Arten dokumentiert, die sich in Richtung Norden ausgebreitet haben – dazu gehören beispielsweise die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) und die Südliche Eichenschrecke (Meconema meridionale). (WiR)