Nach 22 Jahren im Verwaltungsrat der Luxemburger Post, davon zwölf als Präsident, war es am Dienstag zum letzten Mal, dass Serge Allegrezza der Jahrespressekonferenz des drittgrößten „privaten“ Arbeitgebers des Landes vorsaß. Er gab sich erfreut darüber, dass das „établissement public“ das Jahr 2024 mit einem guten Resultat abschließen konnte. „Dabei war anfangs alles noch viel einfacher“, erinnert er sich. „Viele Briefe wurden damals noch verschickt, und die Nachfrage nach Telekom-Dienstleistungen explodierte.“ Seit der Finanzkrise von 2008/2009 sei es dann schwieriger geworden, gute Gewinne zu erwirtschaften.
Allegrezza gibt sich zufrieden, dass es über die Jahre geschafft wurde, die verschiedenen Bereiche der Post (Telekom, Briefpost, Finanzen) in einem „Betrieb“ zusammenzuhalten und eine Privatisierung zu verhindern. „Doch die Zukunft wird schwieriger“, warnt er. Die Märkte, in denen die Post aktiv ist, seien „gesättigt“ und nur mit Innovation könne man noch vorankommen. Neue Verwaltungsratspräsidentin wird Françoise Schlink, Kabinettchefin von Wirtschaftsminister Lex Delles.
Was nun das Ergebnis im Geschäftsjahr 2024 angeht, so hebt Serge Allegrezza den erwirtschafteten stolzen Nettogewinn von 50 Millionen Euro hervor, von denen 15 Millionen als Dividende an den Aktionär Staat fließen. Weiter unterstreicht er, dass er überzeugt sei, dass die soziale Verantwortung von Betrieben und die Fähigkeit, Gewinne zu erwirtschaften, sich nicht gegenseitig ausschließen.
15 Millionen Dividende für den Staat
Bedauern tut er jedoch, dass der Umsatz, das Volumen der getätigten Geschäfte letztes Jahr nur um ein Prozent, von 969 auf 978 Millionen Euro, zugelegt hat. „Seit zwei Jahren kratzen wir an der Marke von einer Milliarde Euro, haben sie aber noch nicht erreicht“, so auch Geschäftsführer Claude Strasser. „Das zeigt, wie schwer es für unsere Unternehmensgruppe ist, weiterzuwachsen. In all unseren Geschäftsfeldern.“

Den Löwenanteil des Jahresumsatzes steuerte letztes Jahr der Bereich Telekommunikation (518 Millionen Euro) bei. Das sei zwar ein Zuwachs von 1,7 Prozent, doch nicht mehr die Wachstumsrate von vier, fünf oder sechs Prozent, wie sie 20 Jahre lang üblich war, so Strasser. „Telekom-Produkte werden tendenziell immer billiger, weshalb wir mehr Aktivität brauchen, um den Umsatz weiter zu steigern.“ Die Bereiche Internet, TV und mobile Telefonie sind unter einer neuen Marke („POP“) zusammengelegt worden.
Nur noch drittwichtigster Umsatzbringer, mit 176 Millionen Euro (Vorjahr: 178 Millionen), ist das historische Kerngeschäft „Post“, zu dem bereits der Bereich „Logistik“ hinzugefügt wurde. Die Zahl der verschickten Briefe ist seit einem Höhepunkt von 160 Millionen im Jahr 2012 am Schrumpfen. Mit insgesamt 93 Millionen Briefen lag ihre Zahl 2024 erneut spürbar unter der des Vorjahres (97 Millionen). Die Zahl der ausgelieferten Pakete ist derweil deutlich, von 7,3 auf 8,4 Millionen, gestiegen.
Zum zweitwichtigsten Umsatzbringer hat sich über die letzten Jahre das Geschäft mit den Filialen (2024: 208 Millionen Euro) entwickelt. Dieser Bereich wurde in den letzten Jahren konsequent ausgebaut, um die Rückgänge in traditionellen Geschäftsbereichen auszugleichen, ist jedoch 2024 nicht gewachsen. Mit 90 Millionen Euro war der Datencenterbetreiber EBRC die gewichtigste Tochter. Zu den anderen Filialen zählen beispielsweise Victor Buck Services, LuxTrust, Inflow (ehemals Michel Greco) und Editus.
419 Millionen Euro als Gehälter ausbezahlt
Nächstes Jahr werden diese Zahlen anders aussehen. Die Luxemburger Post stellt ihr ICT/Telecom-Geschäft für Unternehmenskunden neu auf: Die drei Töchter EBRC, Elgon und Digora werden ab 2025 unter dem Markennamen DEEP in Post Telecom SA integriert.
Dass die Post das Jahr 2024 trotzdem mit einem guten Gewinn von 50 Millionen Euro abgeschnitten hat, liege fast allein an der Entwicklung im Finanzbereich, so Claude Strasser. Hintergrund ist das Ende der Zeit der Niedrigzinsen: Der Post-Finanz-Bereich finanziert sich vor allem dadurch, dass er nicht-verzinste Kunden-Einlagen selber anlegt. Die Zahl der Post-Finanz-Kunden ist dabei nach Einführung der neuen Tarifstruktur um insgesamt 1,5 Prozent zurückgegangen.
Die Zahl der Mitarbeiter ist mit 4.518 letztes Jahr praktisch stabil geblieben, hebt Strasser weiter hervor. Man sei stolz, dass man es geschafft habe, mehr Wachstum mit einer gleichen Anzahl an Leuten zu generieren, sagt er weiter. Insgesamt habe man im Jahresverlauf 419 Millionen Euro als Gehälter ausbezahlt.
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Auch die Investitionen in die Infrastruktur seien mit 131 Millionen Euro „relativ stabil“ geblieben, so der Geschäftsführer. Bei der Abdeckung des Landes mit Glasfaser sei man mittlerweile bei 87 Prozent angekommen, so das Unternehmen weiter, nach 84 Prozent im Vorjahr. 2030 will man bei 99 Prozent Abdeckung sein. Das alte Kupfer-Netz wird nach und nach außer Betrieb genommen. „In vier bis fünf Jahren ist dann Schluss“, so Strasser. „Das Ende einer Ära.“
Für das laufende Jahr 2025 gibt sich Claude Strasser nicht besonders optimistisch. Das einerseits wegen der wieder sinkenden Leitzinsen und andererseits wegen „der allgemeinen wirtschaftlichen Situation, die nicht besonders gut ist“. Investieren will man in einen Umbau im Verteilerzentrum in Bettemburg, um dem geschrumpften Volumen von Briefen und dem Wachstum bei Paketen gerecht zu werden.

De Maart

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