Mittwoch5. November 2025

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AlbanienParlamentswahlen: Premier Rama winkt ein viertes Mandat in Folge

Albanien / Parlamentswahlen: Premier Rama winkt ein viertes Mandat in Folge
Regierungschef Edi Rama bei der Stimmabgabe: Erst am Dienstag soll das endgültige Wahlergebnis vorliegen Foto: Adnan Beci/AFP

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Albaniens Dauerpremier Edi Rama winkt ein viertes Mandat. Laut ersten Teilauszählungen vom Montag liegt seine regierende PS nach der Parlamentswahl am Sonntag klar vor der oppositionellen PD von Ex-Premier Sali Berisha. Mit dem vorläufigen Endergebnis ist vermutlich erst am Dienstag zu rechnen.

Albaniens bisheriger Regierungschef Edi Rama wird vermutlich auch der neue sein. Nach der Teilauszählung von 28 Prozent der Stimmen nach der Parlamentswahl vom Sonntag lagen Ramas regierende Sozialisten (PS) zu Wochenbeginn mit 52,65 Prozent klar vor den oppositionellen Demokraten (PD) von Ex-Premier Sali Berisha, die auf 34,15 Prozent kamen. Neben der sozialdemokratischen PDS (3,9 Prozent) können sich noch drei weitere Kleinparteien Hoffnungen auf den Sprung über die Einprozenthürde machen.

Der hochgewachsene Liebhaber von Turnschuhen und farbenfrohen T-Shirts wird auch künftig das Politparkett des Balkanstaats prägen: Sollte das am Dienstag erwartete vorläufige Endergebnis den erneuten Sieg der PS bestätigen, ist dem „ewigen Edi“ der Titel des am längsten amtierenden Regierungschefs der albanischen Neuzeit auf absehbare Zeit kaum mehr zu nehmen: Nur der fast vier Jahrzehnte herrschende, stalinistische Ex-Diktator Enver Hoxha (1908-1985) hielt sich im letzten Jahrhundert noch länger im Amt als Rama.

International zehrt der studierte Künstler zwar noch immer ein wenig von seinem früheren Image als „Erneuerer“, das er sich zu Beginn der Jahrtausendwende als Bürgermeister von Tirana mit der Begrünung von Brachflächen und der bunten Einfärbung grauer Hauptstadtfassaden erwarb. Doch ähnlich wie andere Balkanregenten macht auch Rama durch Pressegängelung, Vetternwirtschaft und Parteiklüngel von sich Reden.

Hang zu autoritären Zügen

Die scheinbar unendliche Kette von Korruptionsskandalen, die sein Kabinett allein während seines letzten Mandats erschütterten, hätten den früheren Basketballspieler in einer westeuropäischen Demokratie vermutlich längst seinen Premierposten gekostet. Doch nicht nur die von Machtkämpfen zerrüttete PD, sondern auch deren durch Korruptionsermittlungen der Justiz nicht minder diskreditierte Spitzenkandidat Berisha ließen viele derjenigen, die überhaupt noch wählen gingen, wieder auf den vertrauten Vormann Rama setzen.

Zwar dümpelt der EU-Anwärter Albanien sowohl auf der Rangliste der Pressefreiheit als auch auf dem Korruptionsindex auf dem 80. Platz. Doch Ramas Hang zu autoritären Zügen stehen seit Ende der Pandemie dank des boomenden Tourismus beneidenswert hohe Wachstumsraten gegenüber: Auch mit seinem wenig realistischen Wahlkampfversprechen eines baldigen EU-Beitritts vermochte der 60-Jährige im Stimmenstreit offenbar zu punkten.

Die mit 42,2 Prozent erneut kräftig gesunkene Wahlbeteiligung ist indes nicht nur mit der anhaltenden Abwanderung vieler Wahlberechtigten, sondern auch mit der zunehmenden Politikverdrossenheit zu erklären. Die Neuauflage des Duells von 2013 zwischen Rama und seinem 20 Jahre älteren Herausforderer und Vorgänger Berisha vermochte das ermattete Publikum kaum mehr zu elektrisieren. Vor die Wahl zwischen Albaniens prominentesten, aber auch umstrittensten Alphatieren gestellt, blieben viele desillusionierte Wähler lieber zu Hause.