Samstag8. November 2025

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Handel im WandelDie Geschäftswelt in Echternach: Schritte nach vorn, Schritte zurück

Handel im Wandel / Die Geschäftswelt in Echternach: Schritte nach vorn, Schritte zurück
Echternach ist eine Tourismusstadt, doch die Besucherzahl sinkt – ein Outlet-Projekt soll zukünftig Abhilfe schaffen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Echternach ist die älteste Stadt Luxemburgs und unter den Top-10-Gemeinden mit den meisten Einzelhandelsgeschäften – so zumindest die Zahlen. Doch wer durch die Geschäftsstraße im Stadtkern schlendert, sieht vor allem eines: leerstehende Geschäfte und vorwiegend Gastronomiebetriebe. Das Outlet-Projekt soll die Innenstadt wieder beleben, die Umsetzung gestaltet sich allerdings schwierig.

Handel im Wandel: Die Serie

In der wöchentlichen Artikelserie „Handel im Wandel“ schaut sich das Tageblatt in Zusammenarbeit mit dem „Observatoire national des PME“ (GIE) die Geschäftswelt der Luxemburger Gemeinden an. Mithilfe des Datentools „Cadastre de Commerce“ wird zunächst die Situation in der jeweiligen Kommune analysiert, dann kommen die Gemeindeverantwortlichen zu Wort: Wie steht es um den lokalen Einzelhandel? Was unternimmt die Politik, um die Geschäftswelt zu beleben? Das Tageblatt untersucht jeden Montag eine oder mehrere neue Gemeinden. Nach Esch ist nun die Gemeinde Echternach an der Reihe.

Denkt man an Echternach, dann kommt einem zuerst eine Stadt mit viel Geschichte in den Sinn, gelegen in der „Petite Suisse“ als Hauptort der Region Müllerthal. Vor allem bekannt für ihre Museen, altertümliche Abtei und zahlreiche Wanderpfade, gilt die Stadt nicht unbedingt als Shoppinghochburg. Doch auch hier gibt es einige Traditionsgeschäfte und ein neues Konzept soll der hohen Leerstandsquote entgegenwirken.

Die „Union commerciale et artisanale Echternach“ versucht, gemeinsam mit der Stadtverwaltung, die Geschäftswelt in der Stadt zu fördern und durch Vermarktung neue Besucherinnen und Besucher in die Einkaufsstraßen zu ziehen. Die Herausforderungen liegen hierbei beim Erhalt des aktuellen Angebots, der Bekämpfung des Leerstands und der Wiederbelebung des Stadtkerns. Echternach ist die zweite Stadt Luxemburgs, die zu den Partnergemeinden des „Observatoire national des PME“ zählt und somit auf die Analysen des „Cadastre de Commerce“ zugreifen kann. 

Echternach zählte zu Jahresanfang fast 6.000 Einwohner und belegt im landesweiten Vergleich den 27. Platz der bevölkerungsreichsten Gemeinden. Mit insgesamt 64 Geschäften ist Echternach unter den Top-10-Gemeinden mit den meisten Einzelhandelsgeschäften – ein hohes Angebot hinsichtlich der Einwohnerzahl. Entsprechend hoch ist auch die wirtschaftliche Anziehungskraft des örtlichen Einzelhandels bis in das Umland hinein. Mit einem Zentralitätswert von 251 landet die Stadt national auf Platz vier, was bedeutet, dass es der Gemeinde gelingt, das 2,5-fache der lokal vorhandenen Kaufkraft umzusetzen. Dies macht Echternach zu einer bedeutenden Handelsstadt, gefolgt von Esch/Alzette mit einem Wert von 210.

Die für die Geschäftswelt zuständige Bürgermeisterin Carole Hartmann
Die für die Geschäftswelt zuständige Bürgermeisterin Carole Hartmann Foto: DP

Dazu sagt Bürgermeisterin Carole Hartmann

Tageblatt: Warum ist der Leerstand in Echternach so hoch?
Carole Hartmann: Nationale Tendenzen zeigen, dass Leerstand an vielen Orten ein Problem ist. Die Schwierigkeit liegt heutzutage darin, sich mit einem neuen Geschäft zu etablieren. Viele, die diesen Schritt wagen, müssen nach kurzer Zeit wieder schließen – die Kosten sind einfach zu hoch. Seit Januar haben in Echternach vier Geschäfte ihre Türen geschlossen, das ist eine ziemlich markante Zahl. Außerdem werden Geschäfte immer weniger generationsübergreifend geführt. Das ist eine individuelle Entscheidung, führt aber natürlich zu weiteren Schließungen, sobald die Besitzer in den Ruhestand gehen. (salut)

Innerhalb der Gemeindegrenzen konzentriert sich die Geschäftswelt auf zwei Kern-Standorte: Das Stadtzentrum und das zwei Kilometer entfernte Einkaufszentrum „Nonnemillen“. Der Geschäftsanzahl nach ist das Stadtzentrum der wichtigste Standort – hier sind knapp zwei Drittel aller Geschäfte und 80 Prozent der Gastronomiebetriebe ansässig. Im Zentrum „Nonnemillen“ hingegen befindet sich rund die Hälfte aller Verkaufsflächen: 7.405 der insgesamt 14.300 Quadratmeter.

Die Leerstände sind dabei schon länger ein nationales sowie internationales Phänomen, das besonders in kleinen bis mittelgroßen Städten aufgezeigt wird. Was die Einzelhandelsentwicklung im Stadtkern von Echternach betrifft, so lässt sich seit 2019 ein leichter Rückgang an Einzelhandelsgeschäften beobachten. Daraus resultiert laut „Cadastre de Commerce“ eine Leerstandsquote von 20 Prozent – die sich in den vergangenen Jahren weder verschlechtert noch verbessert hat. Der Wert ist vergleichsweise jedoch hoch. Das Thema Leerstand ist und bleibt also eine Herausforderung für Echternach.

Dazu sagt Bürgermeisterin Carole Hartmann

Tageblatt: Die Stadt Echternach benutzt ein Tool namens „People Counter“. Worum handelt es sich hierbei? Wie werden diese Daten behandelt und was bedeuten diese für die lokale Geschäftswelt?
Carole Hartmann: Wir greifen punktuell auf das Tool zurück. Es handelt sich um eine Art Sensor, der die Anzahl an Passanten erfasst und auf der Plattform „hystreet.com“ zugänglich macht. So können wir untersuchen, wie viele Besucher sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in unserer Fußgängerzone oder auf Veranstaltungen befinden: etwa unsere „Braderie“ oder unser „Car-Sonndig“. Die Auswertung des Tools zeigt: Die Zahl der Stadt-Besucher ist in den letzten Jahren rückläufig – in der gesamten Region wächst sie allerdings. Der potenzielle Kunde ist also da, wir müssen ihn nur mit einem attraktiven Angebot an Geschäften und Festen in den Stadtkern locken.

Um den Leerständen zu trotzen und das Angebot in der Fußgängerzone attraktiver zu gestalten, steht bereits seit einigen Jahren ein besonderes Konzept im Raum: das „City Outlet“. Die Stadtverwaltung möchte hier Marken im Bereich Outdoor und Sport ansiedeln. Für das „Cadastre de Commerce“ ergeben sich somit gleich zwei interessante Anwendungsfälle: Neben dem Leerstandsmonitoring wird das Tool für die strategische Planung der Geschäftsflächen des „City Outlet“ eingesetzt. Um ein noch umfassenderes Verständnis über die Bewegung im Echternacher Stadtzentrum zu bekommen, könnte zukünftig der „People Counter“ mit dem „Cadastre-Tool“ verknüpft werden.

Dazu sagt Bürgermeisterin Carole Hartmann

Tageblatt: Das Eröffnungsdatum des „City Outlet“ wurde bereits mehrmals verschoben. Wie sieht die aktuelle Planung aus?
Carole Hartmann:
 Die Umsetzung des Konzepts gestaltet sich schwierig – es ist schwer, Eigentümer zu finden, die ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Deswegen hat sich der Gemeinderat im März einstimmig dazu entschlossen, eine Art Vorprojekt in die Wege zu leiten. Geplant ist, dass ab Mai dieses Jahres 15 Geschäftsflächen während neun Monaten gemietet werden, um ein „Pop-up“-Konzept einzuführen. Dies soll quasi eine Vorstufe des „City Outlet“ sein und die Eigentümer dazu ermutigen, ihre Lokale für das zukünftige Konzept zur Verfügung zu stellen. Die „Pop-up-Stores“ werden jeweils ein bis vier Monate lang von Einzelhändlern gemietet: Aktuell sind bereits fünf Verträge unterschrieben. Das eigentliche „City Outlet“ soll dann im Frühjahr 2026 umgesetzt werden. 

Rieker
13. Mai 2025 - 8.30

Geschäftswandel in Echternach,
alles Theorie seitens der Bürgermeisterin,die Praxis sieht
anders aus, zwei Schritte vor und drei zurück.