Gleich vorweg die eindeutige Antwort auf die Titelfrage: Ja, der Thronfolger ist seit kurzem ein Péckvillchen. Ein begabter Lehmkünstler aus Nospelt hat ihm zu seiner neuen Karriere als Tonpfeife namens Monseigneur verholfen. Am Ostermontag waren die Emaischen-Besucher außer Rand und Band vor Begeisterung. Sie jubilierten im Chor: „Elo kënne mer op Iech päifen, Monseigneur!“ Und sie lobten allesamt die Stilsicherheit des Monseigneur-Schöpfers: Er hat den Thronfolger wirklich gut getroffen, da ist alles dran, das geschwungene Bäuchlein, die Pausbäckchen, das leicht verrutschte Krönchen auf dem Vogelkopf, die auffällig steife Haltung, kurz, ein Miniatur-Monarch aus dem Bilderbuch. „Ma hien ass gutt geroden!“, freuten sich die Péckvillchen-Käufer.
Dass der Thronfolger kein Veto eingelegt hat gegen die Miniaturisierung und Vervielfältigung seiner selbst, zeugt von wahrer Größe. Er nimmt es tapfer auf sich, tief in die Niederungen der sogenannten Populärkultur hinabzusteigen. Unter vielen Ebenbildern steht er auf dem Verkaufstisch, umweht von Bratwurstduft und Bierdunst, ganz nah am Puls seiner Schutzbefohlenen. Die geradezu spektakuläre Fallhöhe zwischen dem aristokratischen Leben im Schloss und dem Freiluftrummel auf der Emaischen wirft ihn keineswegs aus der Bahn. Mit fast schon proletarischem Habitus lässt er sich sozialisieren und demokratisieren. Er ist plötzlich einer von uns. Ein liebenswerter Wicht, eine kleine Nummer im großen Räderwerk.
Wir möchten diese edle Geste des Thronfolgers zum Anlass nehmen, um einmal mehr unsere unverbrüchliche Treue zum Herrscherhaus ins Schaufenster zu stellen. Es gibt ja leider immer wieder übelgesinnte Zeitgenossen, denen nichts Besseres einfällt, als unserer Monarchie mit polemischem Gezeter am Zeug zu flicken. Diesen gottlosen Gesellen rufen wir zu: Hört auf mit euren verfassungsfeindlichen Umtrieben! Benehmt euch endlich wie anständige Untertanen! Und respektiert bitte das beschwerliche und entbehrungsreiche Leben der Prinzen und Prinzessinnen!
Pausenlose Seriosität
Allein das Geburtstrauma eines Prinzen übersteigt unsere Vorstellungskraft. Kaum ist er auf der Welt, wird er heimgesucht von einem memorablen Schrecken. Huch! Oh Gott! Ich bin ein Prinz! Was soll jetzt noch Erfreuliches auf mich zukommen? Der Herr Gott hat mich herausgepickt aus Milliarden menschlichen Wesen, ich muss ab jetzt immer vorbildlich sein, sittsam und gottergeben, überlegen und einmalig, staatstragend und inklusiv. Ich muss Ausgewogenheit ausstrahlen, immer wieder Türen öffnen und Kontakte herstellen, ständig den konkurrenzlosen Versöhner mimen, immer lächeln, immer die Menschenfreundgrimasse aufsetzen. Schluss mit anarchischen Gelüsten, Schluss mit Herumtollen und Lotterleben, mich erwartet nichts als pausenlose Seriosität. Warum hast du mir das angetan, Herr Gott? Warum darf ich nicht sein wie andere Kinder?
Mit der Zeit gewöhnt sich der Prinz an seine gottgewollte Rolle. Es ist klar, dass Prinzen ungleich leistungsfähiger und cleverer sind als wir normal Sterblichen. Sie müssen sich nicht mit den täglichen Widrigkeiten des Lebens herumplagen. Sie verbringen nicht Stunden im Stau, müssen nicht im überfüllten Supermarkt Schlange stehen, stressen sich nicht mit Steuererklärungen und ähnlichen nervenzehrenden Formularen. Den Prinzen wird alles abgenommen, Lästiges erledigen ihre Lakaien. Sie haben alle Zeit der Welt, um sich dem Ausbau und der Verfeinerung ihrer Intelligenz zu widmen. Schon in jungen Jahren schlägt ihr IQ förmlich Purzelbäume. Wir sollten stolz sein, über derart herausragende Gescheitheitsbolzen zu verfügen.
„Als der vierjährige Prinz Charles die ,Schoul Prënz Charles‘ in Steinsel eröffnete, durfte er eigenhändig das Band durchschneiden – unter den wachsamen Augen seiner Eltern, Erbgroßherzogin Stéphanie und Erbgroßherzog Guillaume. Prinz Charles durfte dann auch noch die Gedenktafel enthüllen, indem er an einer Kordel zog“ (Zitat: Online-Gazette Adelswelt). Damit wären alle böswilligen Debatten über die Berechtigung dieser Schulnamensgebung vom Tisch. Ein Prinz, der schon im Alter von vier Jahren Bänder durchschneiden und an Kordeln ziehen kann, verdient es im höchsten Maß, dass eine öffentliche Luxemburger Schule nach ihm benannt wird. Auch wenn Bändchendurchschneiden und Kordelziehen nicht unbedingt im Lehrplan stehen.
Glanz des Adels
Ach, ihr unbelehrbaren Monarchiegegner! Seid nicht immer so gehässig. Was gibt es denn zu meckern? Dieser Prinz ist so süß, dass ganze Enthusiastenvereine sofort in Ohnmacht fallen, wenn er auftaucht. Jeder Luxemburger Vater möchte einen solchen Sohn zeugen, jede Luxemburger Mutter sehnt sich nach einem Prinzen an ihrer Brust. Warum klappt es denn nicht? Seid ihr alle nicht mit dem nötigen Ernst bei der Sache? Was kann Prinz Charles dafür, dass es bislang keine Prinzenrepliken im Volk gibt? Sind wir Luxemburger zu faul für das monarchische Wagnis? „Die schönsten Geschichten schreibt das Leben – insbesondere, wenn einem der Glanz des Adels in die Wiege gelegt worden ist“ (Zitat: Adelsexpertin Anika Helm, Adelswelt). Ja, worauf wartet ihr denn? Holt euch den Glanz des Adels und legt ihn in eure Wiegen. Und hört endlich auf, unsere prinzenfreudige Monarchenfamilie immer wieder runterzuputzen.
Nun ist Prinz Guillaume nicht nur Thronfolger, sondern – noch toller – Pfeifobjekt aus der Keramikerwerkstatt. Was wollen wir mehr? Welche andere Nation kann schon einen Herrscher mit Pfiff vorweisen? Wir wünschen unserem geliebten Conducator viele, viele blaublütige Nachfolge-Péckvillercher, liebliche Prinzessinnen und Prinzen auf tönernen Füßen. Vielleicht reicht es ja einmal zum polyphonen Péckvillerchershauskonzert. Das wird eine harmonische Angelegenheit. Vive de Kinneksorchester!

De Maart
"dass es bislang keine Prinzenrepliken im Volk gibt? "
Jawoll, wir sollten uns mal ins Zeug legen! Der Franziskus hatte uns ja dazu aufgefordert!
Bravo GR,
Wieder einmal ein pikanter Treffer über das schwere Leben auf dem Péckvillchenhof.
Aber, aber, Messiö Guy, hatten Sie wieder mal Alpträume in der Nacht? 😊 Mir geht es genau so!