Mittwoch5. November 2025

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80 Jahre Kriegsende„De Krich ass eriwwer“: Kriegsgedenken mit viel Vergangenheit und wenig Gegenwart

80 Jahre Kriegsende / „De Krich ass eriwwer“: Kriegsgedenken mit viel Vergangenheit und wenig Gegenwart
Das großherzogliche Paar legt vor der Abtei Neumünster einen Gedenkkranz nieder Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der Nationalsozialisten. In der Abtei Neumünster gedenken Größen aus Politik und Gesellschaft diesem historischen Tag – mit einer historischen Rede und nur wenig Bezug zur politischen Gegenwart.

„Endlich vorbei.“ Luc Frieden legt ganz viel Erleichterung in diese Worte. „Der Krieg ist vorbei.“ Erleichterung und die Erinnerung an einen großen Schmerz, an Leid und Entbehrungen. Mit diesen Worten beginnt der Premier am Donnerstagnachmittag seine Rede zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa. Die Befreiung von den Nationalsozialisten. „Wir haben unsere Freiheit zurück, wir haben unser Land zurück!“, ruft Frieden die Vergangenheit in die Gegenwart.

Eine Rede mit viel Vergangenheit: Premier Luc Frieden (CSV)
Eine Rede mit viel Vergangenheit: Premier Luc Frieden (CSV) Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Europa feiert am 8. Mai: 80 Jahre ist er her, der letzte große Krieg, 80 Jahre seit die Alliierten die Nationalsozialisten besiegt und Europa die Freiheit geschenkt haben. Auch im Großherzogtum wurde dieser bedeutende Tag mit einer großen Zeremonie begangen. Zu Beginn legte das großherzogliche Paar einen Kranz vor der Plakette an der Abtei Neumünster an, jener Plakette, die an die 3.500 Luxemburger und Luxemburgerinnen erinnert, die hier während der Besetzung durch die Nazis von 1940 bis 1944 inhaftiert waren.

An diese unschuldig Gefangenen erinnert auch der Premierminister wenig später während seiner Rede im Innenhof der Abtei. Menschen, die „für ihre Gedanken bestraft“ worden seien, um den „Willen und Geist einer ganzen Gesellschaft zu brechen“. Frieden beschwört Zusammenhalt und Widerstandsgeist. „Der Tag, an dem sich keiner mehr für Frieden, Freiheit, Demokratie und Gleichheit einsetzt, ist der Tag, an dem unsere Werte verschwinden.“

Scharfe Töne bei den europäischen Nachbarn

Es sind Sätze wie diese, in denen für einen kurzen Moment die Gegenwart durchblitzt, die sich als Kommentar auf die aktuelle Weltlage lesen lassen. Konkret wird Frieden an diesem Tag jedoch nie. Er bleibt historisch. Kein Wort zu Putin, Russland oder der Ukraine. Kein Wort zu den USA, der Trump-Administration und der transatlantischen Freundschaft. Stattdessen Worte der Dankbarkeit für die alliierten Soldaten, die einst ihr Leben ließen, um Luxemburg zu befreien.

Andere europäische Staatschefs nutzen den historischen 8. Mai für deutlich klarere Ansagen. Der französische Präsident Emmanuel Macron etwa sprach vom aktuellen Krieg in Europa und den Lektionen der vergangenen Jahre: „Wir werden nie aufhören, für den Sieg zu kämpfen. Und wir werden nie aufhören, für den Frieden zu kämpfen.“ Auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spickte seine Rede mit jeder Menge geopolitischer Spitzen. Man müsse „den heutigen Geschichtslügen des Kreml“ entschieden entgegentreten, der Krieg gegen die Ukraine sei „eben keine Fortsetzung des Kampfes gegen den Faschismus“. Den „Wertebruch Amerikas“ machte Steinmeier zusammen mit dem russischen Angriffskrieg zu einem „doppelten Epochenbruch“. Solche scharfen Töne sucht man in der Abtei Neumünster an diesem Tag fast vergebens. Aber nur fast. In Luxemburg übernehmen die konkreten politischen Töne an diesem Nachmittag Sadhbh und Laetitia, zwei Schülerinnen des Lycée Ermesinde. Sie verbinden die Vergangenheit mit den Krisen der Gegenwart.

Am Ende seiner Rede wechselt Premier Frieden vom Luxemburgischen ins Englische. Er will die internationalen Gäste ansprechen, die im Innenhof der Abtei Neumünster versammelt sind. Er will aber auch ein Statement machen über Luxemburgs Rolle in Europa und der Welt. „Allein kann man manches schaffen, aber zusammen schafft man noch viel mehr.“ Er spricht von der Erfolgsgeschichte Luxemburgs nach dem Zweiten Weltkrieg, von Frieden, Freiheit und Wohlstand. In Zeiten von Krieg in Europa, erstarkenden Rechtsextremisten in allen Nachbarländern und einer angeschlagenen transatlantischen Freundschaft klingt das ein bisschen zu wenig nach großer Politik – und ein bisschen zu sehr nach Business-Pitch.

Im Innenhof der Abtei Neumünster versammelten sich Größen aus Politik und Gesellschaft
Im Innenhof der Abtei Neumünster versammelten sich Größen aus Politik und Gesellschaft Foto: Editpress/Hervé Montaigu