Das Muster kennt man längst: Es werden Dinge aufgezählt wie das Verbot von Verbrennungsmotoren, höhere Steuern auf Benzin oder das Aus für Gasheizungen. Alles Themen, die seit Jahren offen diskutiert und beschlossen wurden – von verschiedenen Regierungen europaweit, nicht nur von Grünen. Doch im Artikel klingt es, als hätten die Grünen ganz allein den Untergang des Landes eingeleitet. Und dann kommt – fast schon als Dauerbrenner – der Plastikstrohhalm. Dieses kleine Röhrchen, das früher einfach Müll war, ist plötzlich das Symbol für den angeblichen Freiheitsverlust.
Natürlich muss man politische Entscheidungen kritisieren dürfen. Genau das macht eine Demokratie aus. Aber hier geht es nicht um faire Kritik. Hier wird ein Bild gezeichnet, das Luxemburg als Land zeigt, das kurz vor einer „Öko-Diktatur“ steht. Dass all diese Maßnahmen in offenen Debatten besprochen und demokratisch beschlossen wurden, wird dabei verschwiegen. Das Muster ist klar: Solange die Demokratie Ergebnisse liefert, die einem gefallen, wird sie gefeiert. Wenn die Entscheidungen unbequem werden, wird sie plötzlich als Bedrohung dargestellt.
Und hier liegt der größte Widerspruch: Der Autor dieses Artikels ist Teil genau dieses demokratischen Systems. Sein Mandat, seine Stimme, seine politische Macht – all das verdankt er der Demokratie, die er gleichzeitig schlechtredet. Ein altbekanntes Spiel: Man nutzt die Regeln und beschwert sich gleichzeitig darüber, dass sie einem nicht passen.
Die Verdrehung der Brandmauer
Der Höhepunkt dieser Erzählung ist die sogenannte „Brandmauer“. Ein Begriff, der eigentlich dafür gedacht ist, die Demokratie vor echten Feinden zu schützen – vor Menschen, die den Rechtsstaat aushöhlen wollen. Doch hier wird dieser Begriff verdreht: Nicht Radikale sollen ausgeschlossen werden, sondern politische Gegner, die vom Volk gewählt wurden und sich an die demokratischen Spielregeln halten. So wird aus einem Schutzwall ein Werkzeug zur Ausgrenzung. Mit echtem Schutz für die Demokratie hat das nichts mehr zu tun.
Dann kommt die Verfassungsreform ins Spiel. Sie wurde als „Beweis“ dafür präsentiert, dass die Grünen angeblich im Alleingang die Grundordnung des Landes verändert hätten. Dabei wurde so getan, als hätte eine einzige Partei einfach so die Verfassung geändert. Das klingt dramatisch – ist aber Unsinn. Jeder, der auch nur ein bisschen politisches Grundwissen hat, weiß: In Luxemburg braucht man für eine Verfassungsänderung eine Zweidrittelmehrheit im Parlament – aktuell also mindestens 40 von 60 Stimmen. Keine Partei kann das heute alleine schaffen, und das ist auch gut so. Und das wusste natürlich auch jener Abgeordnete, der diesen Artikel geschrieben hat. Dass dieser wichtige Fakt im Text fehlte, war sicher kein Zufall.
Am spannendsten wird es aber am Ende: Nach all den lauten Warnungen heißt es plötzlich, dass eine Brandmauer „derzeit nicht notwendig“ sei. Warum dann der ganze Auftritt? Warum so viel Aufregung, wenn am Ende gar nichts gefordert wird? Ganz einfach: Es ging nie darum, diese Mauer wirklich zu bauen. Es ging nur darum, das Bild dieser Mauer in den Köpfen der Menschen zu verankern. Und dieses Bild bleibt hängen – auch wenn die Forderung später stillschweigend zurückgenommen wird.
Und das Timing ist bemerkenswert: Genau in dem Moment, als die AfD in Deutschland – die politische Verwandtschaft der ADR – vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft wird, meldet sich hier ein ADR-Abgeordneter zu Wort. Doch die vorgeschlagene Brandmauer richtet sich nicht gegen jene, die tatsächlich eine Gefahr für die Demokratie darstellen. Stattdessen trifft sie demokratische Parteien wie „déi gréng“, die von der ADR als extrem dargestellt wird, die sich jedoch im Gegensatz zu ihr allerdings immer an die Regeln der politischen Fairness und des Respekts gehalten hat.
Das allein spricht Bände: Während andernorts entschlossen für den Schutz der Demokratie gekämpft wird, wird hierzulande ein Scheinproblem konstruiert – mit großen Worten, die eigentlich jenen vorbehalten sein sollten, die unserer demokratischen Ordnung wirklich schaden.
Fehlanzeige bei Lösungen
Doch was fehlt in der ganzen Analyse des ADR-Abgeordneten? Genau das, was unser Land wirklich nach vorne bringen würde: Vorschläge, wie man den Wohnungsnotstand endlich in den Griff bekommt. Ideen, wie das tägliche Verkehrschaos entschärft werden kann. Ein Plan, wie Luxemburg sozial gerechter und klimafreundlicher wird. Konzepte für Bildung, Energie und Zukunft. Von all dem keine Spur in diesem Artikel. Kein einziger konkreter Vorschlag, der den Menschen wirklich weiterhilft. Stattdessen: Feindbilder, viel Rauch – und heiße Luft statt Lösungen.
Und genau darum geht es: Wer erst groß eine Brandmauer inszeniert und sie dann wieder zurücknimmt, verfolgt kein ernsthaftes Ziel. Es geht nicht darum, Luxemburg zu schützen – sondern darum, Misstrauen zu säen, politische Gegner in ein schlechtes Licht zu rücken und die eigene Ideenlosigkeit zu kaschieren. Diese Debatte ist keine Verteidigung der Demokratie, sondern ein Ablenkungsmanöver. Kein Schutzwall, sondern eine Kulisse, die beim ersten Windstoß ins Wanken gerät.

Luxemburg braucht keine Brandmauer gegen demokratische Parteien – Parteien, die gewählt wurden, die die Gesetze respektieren und die Grundwerte der Demokratie leben. Was unser Land braucht, ist eine Politik, die Widerspruch aushält und sogar willkommen heißt. Eine Streitkultur, die keine Mauern hochzieht, sondern Brücken baut – nicht, um Unterschiede zu verstecken, sondern um offen, ehrlich und faktenbasiert zu diskutieren und gemeinsam weiterzukommen. Solange das nicht passiert, bleibt der Plastikstrohhalm das treffendste Symbol für diese ganze Farce: klein, hohl, leicht verbogen – und erstaunlich zäh, wenn es darum geht, von echten Problemen abzulenken. Aber gut: Wer keine Lösungen hat, klammert sich eben an jeden Strohhalm.
Sehr treffende Analyse von Stephen De Ron! Nein, gegen demokratische Parteien braucht es sicher keinerlei Brandmauern, die Demokratie basiert auf Meinungsvielfalt und Konsensfindung.
Rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien, etwa wie ADR, RN, FPÖ, AFD, PIS, usw hingegen, benutzen die Möglichkeiten der Demokratie um in die Parlamente zu gelangen und so die Demokratie von innen heraus zu zerstören. Dieser Umstand darf nicht länger hingenommen werden, die Demokratie muss vor den Menschenhassern, Hetzern und Gesellschaftsspaltern geschützt werden.
Zweifellos muss individuell, pro Partei und Land bewertet werden, ob nun Parteien verboten werden müssen oder z.B. einfach bloss der Entzug der Möglichkeit an demokratischen Wahlen teilzunehmen angebracht sind.
Egal wie, müssten solche Massnahmen stets durch Initiativen, welche darauf abzielen, die derzeitige Wählerschaft solcher rechter Parteien zumindest teilweise wieder für die Demokratie zu gewinnen, in dem sich ernsthaft mit ihren Anliegen und Ängsten beschäftigt und auf sie eingegangen wird.
"die vom Volk frei gewählte Vertreter im Parlament haben"
Man sollte aber wissen was diese so frei gewählten Vertreter im Schilde führen! Adolf wurde auch frei gewählt, und Donald ebenfalls, glaube ich!?
Mann sollte diesen und allen Vertretern immer wieder Fragen stellen, denn Antworten bleiben manchmal zu lange aus.
@Reinertz Barriera Manfred
Haben Sie denn wirklich den Artikel gelesen ?
"Brandmauer“. Ein Begriff, der eigentlich dafür gedacht ist, die Demokratie vor echten Feinden zu schützen – vor Menschen, die den Rechtsstaat aushöhlen wollen. " und die auf der ADR , als die politische Verwandtschaft der AfD in Deutschland, sollten Demokraten deswegen Obacht geben.
Alles ist voellig richtig, was im Artikel steht, aber warum nur, warum gibt man solchen Rattenfaengerparteien andauernd solche Steilvorlagen, wie ein Strohhalmverbot, Idiotische Plastikverschluesse an Plastikflaschen, oder voellig sinnfreie und gigantisch nervende Fahrhilfen in Autos, die nichts anderes bewirken, als kleine Autos derart zu verteuern, so dass eine Produktion nicht mehr rentabel ist. Warum will man den Verkauf von Verbrennern genau am 1. Januar 2035 voellig verbieten, obschon das ein unmoeglicher Irrsinn ist? Warum verteuert man den Strom gerade fuer Leute, die in ein E-Auto und eine Waermepumpe investiert haben? Man koennte noch zig weitere Beispiele finden, die weder Natur noch irgendeinem Menschen irgendwie nuetzen, aber fuer die Rechtsextremisten ein gefundenes Fressen sind. Warum macht man so einen Quatsch?
Ausgezeichnete Analyse des an Zynismus nicht zu übertreffenden Gastbeitrags des rechten Brandstifters...
@Manfred und andere ADR-Sympathisanten :
"EIne Demokratie braucht keine Brandmauer..."
...außer eben gegen jene, die, wenn an der Macht, Brandmauern gegen alles errichten, das nicht auf ihrer Linie liegt (cf Paradox der Toleranz, Karl Popper)!
.."klein, hohl, leicht verbogen – und erstaunlich zäh, wenn es darum geht, von echten Problemen abzulenken.
Respekt, passende Beschreibung für die Grünen! Und zur Mintlimonade einen grünen Strohhalm.
Eine Brandmauer jeder Art gegen jede Partei die vom Volk frei gewählte Vertreter im Parlament haben sollte man nicht mit Brandmauern ausschließen...