Donnerstag6. November 2025

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RomVor dem Konklave: Die Kardinäle suchen einen Papst, der verbindet – wie Jean-Claude Hollerich

Rom / Vor dem Konklave: Die Kardinäle suchen einen Papst, der verbindet – wie Jean-Claude Hollerich
Kardinal Jean-Claude Hollerich bei einer Messe Ende April im Vatikan. Die von den Kardinälen beim Vorkonklave geäußerten Erwartungen an den neuen Papst entsprechen in vielen Punkten dem Profil des Luxemburger Erzbischofs. Foto: Alessandra Tarantino/AP/dpa

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Ausgrenzung, Migration, Missbrauch und Krieg beschäftigen die Kardinäle im Vorfeld des Konklaves. Gesucht wird ein Papst, der das Erbe von Franziskus weiterführt und Brücken baut. In mehr als nur einem Punkt decken sich die Erwartungen an den neuen Pontifex mit dem Profil von Jean-Claude Hollerich. Aus Rom berichtet unser Redakteur Marco Goetz.

Was tun die Kardinäle eigentlich in Rom in den Tagen, bevor das Konklave beginnt? Kurz gesagt: Sie treffen sich, lernen einander kennen und tauschen sich aus. Viele von ihnen begegnen sich zum ersten Mal persönlich. Diese Vorbereitungssitzungen heißen Generalkongregationen – oder auch schlicht: das Vorkonklave. Dieses dient nicht nur der Orientierung, sondern auch dem Austausch über die großen Fragen unserer Zeit. Zwölf solcher Treffen gab es in den letzten Tagen – das letzte am Dienstagmorgen.

Bis zum Einzug in ihr Zimmer, das sie dann bis zum Ende des Konklaves bewohnen, dürfen die 133 wahlberechtigten Kardinäle Kontakt zur Außenwelt haben. Kurz nach Mittag huschten dann auch einige von ihnen über den Petersplatz. Einige winkten Besuchergruppen zu, andere gaben Interviews – umringt von so vielen Journalisten, Kameras und Mikrofonen, dass man ihre rote Kappe nicht mehr sah. Jean-Claude Hollerich war nicht auf dem Platz zu sehen.

Kampf gegen Missbrauch

Im Mittelpunkt der aktuellen Beratungen in den Vorkonklave-Sitzungen standen globale Krisen, innerkirchliche Herausforderungen – und der Versuch, sich gemeinsam ein Bild davon zu machen, welcher Papst für diese Welt gebraucht wird, heißt es in einer Pressemitteilung der „Santa Sede“. Erneut wurde bekräftigt, dass viele der von Papst Franziskus angestoßenen Reformen fortgeführt werden müssen: der Kampf gegen Missbrauch, die wirtschaftliche Transparenz, die Umstrukturierung der Römischen Kurie, die Synodalität, das Friedensengagement und die Sorge um die Schöpfung. Die Verantwortung der Kirche in diesen Bereichen und die Erwartungshaltung bei den Menschen seien groß.

Ein besonderes Augenmerk galt in diesen Tagen dem Phänomen des Ethnizismus – also der Tendenz, Menschen aufgrund ihrer kulturellen oder ethnischen Zugehörigkeit zu klassifizieren. Eine Entwicklung, die trennt statt verbindet, wie mehrere Wortmeldungen betonten – und die sowohl innerhalb der Kirche als auch in der Gesellschaft zunehme. Auch die weltweiten Migrationsbewegungen wurden thematisiert. Migranten seien ein Geschenk für die Kirche, hieß es.

Immer wieder richtete sich der Blick auch auf die aktuellen Kriege – mit bewegenden Zeugnissen von Kardinälen aus betroffenen Regionen. Am Dienstagmorgen formulierten die Kardinäle schließlich einen eindringlichen Appell an die Konfliktparteien: „Verhandelt endlich den Frieden.“ Die Bilanz sei ernüchternd, so der Tenor: Die Friedensprozesse in der Ukraine, im Nahen Osten und in anderen Krisengebieten seien ins Stocken geraten oder gar zum Erliegen gekommen. Gleichzeitig hätten sich die Angriffe – vor allem gegen Zivilisten – weiter verschärft. Es brauche einen dauerhaften Waffenstillstand – und Friedensverhandlungen ohne Vorbedingungen und weitere Verzögerung. Die Zeit dränge.

Ein Papst, der verbindet

Nicht zuletzt ging es auch um das Papstamt selbst. Die Kardinäle erinnerten einander an ihre Verantwortung, den künftigen Pontifex zu unterstützen – einen Papst, der nicht nur Hirte für die eigene Kirche, sondern Brückenbauer über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg sein solle. Skizziert wurde das Profil eines Lehrers der Menschlichkeit, der das Gesicht einer Kirche verkörpere, die den Wunden und Bedürfnissen der Menschheit nahe ist. In Zeiten von Kriegen, Gewalt und Polarisierung wachse das Bedürfnis nach einer geistlichen Führung, die Barmherzigkeit, Gemeinschaft und Hoffnung verkörpere.

Man könnte sagen: Es klingt wie eine Art Stellenbeschreibung, die da umrissen wurde – ein Papstbild, das auffallend gut auf jemanden wie Kardinal Jean-Claude Hollerich passt. Gerne hätte man den Luxemburger Erzbischof, erster Kardinal in der Geschichte des Landes, zu den Diskussionen im Vorkonklave befragt. Doch ein Interview war nicht mehr möglich. Hollerich hatte sich früher als geplant in die Abgeschiedenheit des vatikanischen Gästehauses Santa Marta zurückgezogen.

So funktioniert das Konklave

Mit einer feierlichen Prozession ziehen die Kardinäle am Mittwochnachmittag in die eigens für die Wahl vorbereitete Sixtinischen Kapelle.
Mit dem Ruf „Extra omnes“ – alle anderen raus – beginnt dann die Abschirmung in der Kapelle. Im Konklave sind 133 Kardinäle wahlberechtigt, sie bleiben bis zur Wahl eingeschlossen.
Gewählt wird geheim auf Papierzetteln, täglich sind bis zu vier Wahlgänge möglich. Am Mittwoch, dem ersten Tag, ist es allerdings nur einer am späten Nachmittag.
Nach jeder Abstimmung werden die Stimmzettel verbrannt – mit Zusatzstoffen, die eindeutig schwarzen oder weißen Rauch erzeugen. Weißer Rauch und Glockenläuten verkünden: „Habemus Papam“. Der Gewählte wird gefragt, ob er die Wahl annimmt und welchen Namen er sich gibt. Anschließend zieht er sich in einen kleinen Nebenraum, den „Raum der Tränen“, zurück, legt das weiße Papstgewand an und zeigt sich wenig später der Welt – auf der Loggia, mit rotem Vorhang, der Peterskirche.
Das Konklave ist seit dem 13. Jahrhundert das abgeschirmte Verfahren zur Wahl eines neuen Papstes. Früher konnten Konklaven Wochen dauern, heute beschleunigen sich die Prozesse.
Papst Franziskus wurde 2013 im fünften Wahlgang gewählt, Papst Benedikt XVI. im vierten. Papst Johannes Paul II. brauchte 1978 acht Wahlgänge.

Die Sixtinische Kapelle im Konklave-Look. Ab Mittwoch werden hier die 133 wahlberechtigten Kardinäle einen neuen Papst wählen.
Die Sixtinische Kapelle im Konklave-Look. Ab Mittwoch werden hier die 133 wahlberechtigten Kardinäle einen neuen Papst wählen. Foto: AP/dpa/Pier Paolo Cito

Hier passiert es: Sixtinische Kapelle

Die Sixtinische Kapelle ist seit 1492 der Schauplatz der Papstwahlen. Benannt nach Papst Sixtus IV. birgt sie die berühmtesten Fresken der Renaissance. Besonders eindrucksvoll ist Michelangelos „Jüngstes Gericht“, das die Altarwand dominiert. Es zeigt Christus als Weltenrichter, umgeben von aufsteigenden Seligen und stürzenden Verdammten – ein Bild von großer Dramatik. Genau unter diesem Fresko entscheiden die Kardinäle über das künftige Oberhaupt der Kirche. Die Decke, ebenfalls von Michelangelo geschaffen, zeigt die Erschaffung der Welt, darunter die berühmte Szene, in der Gottes Finger fast den Adams berührt. In diesem Raum, der Himmel und Gericht verbindet, fällt die Entscheidung über den neuen Pontifex. Kein Ort der Welt verbindet spirituelle Wucht, künstlerische Größe und historische Bedeutung so eindrucksvoll wie diese Kapelle im Herzen des Vatikans.

Zeitplan der Wahlgänge

Das Konklave beginnt am Mittwochmorgen mit einer Messe gegen 10.00 Uhr im Petersdom. Gegen 16.30 Uhr ist dann der feierliche Einzug in die Sixtinische Kapelle. Mit einem Rauchzeichen ist am Mittwoch erst nach 19.00 Uhr zu rechnen. Weißer Rauch dürfte zu diesem Zeitpunkt allerdings so gut wie ausgeschlossen sein. 
Ab Donnerstag ist der Tagesablauf bis zur Wahl dann täglich der gleiche: zwei Wahlgänge am Vormittag und zwei am Nachmittag. Bis ein neuer Papst gefunden ist, werden die Wahlzettel nur nach dem jeweils zweiten Wahlgang verbrannt. Also zwischen 12.00 und 12.30 Uhr und zwischen 19.00 und 19.30 Uhr. Ist ein Papst gefunden, dann kann auch bereits zwischen 10.30 und 11.00 Uhr oder zwischen 17.30 und 18.00 Uhr weißer Rauch dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle entsteigen.  

Grober J-P.
7. Mai 2025 - 23.42

@ Hottua Robert / Welchem Papst gehört denn LW jetzt? Wusste das gar nicht. Steht doch unter Mediahuis, oder?

Popp
7. Mai 2025 - 17.59

Absolutes mittelalterliches ShowHokus-Pokus.

Atheist
7. Mai 2025 - 10.47

Frühmittelalterliches Getue um ein uraltes orientalisches Märchen.
Pax in Terra

JJ
7. Mai 2025 - 8.18

"Viele von ihnen begegnen sich zum ersten Mal persönlich. " und dann ziehen sie sich zurück in die Kapelle und wählen einen von ihnen. Egal.Draussen rollt der Rubel und das Karussell dreht sich.
Die grauen alten Männer haben in der Zeit ihrer Existenz noch nicht viel Gutes über die Schäfchen gebracht.Aber allein der gute Wille zählt.

LeCze
7. Mai 2025 - 7.30

Braucht die moderne digitale Welt noch solch ein mittelalterliches unsinniges aus der Zeit gefallene Getue?🧐🤔🙏👼👑👻

Grober J-P.
7. Mai 2025 - 0.09

Bitte, Marco, nicht den T an die Wand malen! 😊

Hottua Robert
6. Mai 2025 - 21.04

Ein verbindender Papst der "Unam Sanctam" muß auf jeden Fall alle Aussagen der papsteigenen Zeitung "Luxemburger Wort" von einer internationalen Wahrheits- und Versöhnungskommission in Bezug auf ihren inhaltlichen Gehalt und auf ihre langfristigen (globalen) Konsequenzen untersuchen lassen. MfG, Robert Hottua, Sohn von katholischen luxemburgischen Eltern

Mireille
6. Mai 2025 - 19.50

" der verbindet – wie Jean-Claude Hollerich "

Bitte nicht!

Ich will nicht im 'Wort' lesen:

"WIR SIND PAPST!"

Glaube Und Leben ist unertäglich genug für die 0.3% Kirchgeher.