Obwohl digitales Know-how in unserer Gesellschaft immer wichtiger wird, sind Frauen in der Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) nach wie vor stark unterrepräsentiert. Laut einer Eurostat-Studie sind in Luxemburg rund 80 Prozent der Spezialisten in diesem Bereich Männer – und das, obwohl sich viele junge Frauen durchaus für digitale Themen interessieren.
Warum also schrecken so viele Mädchen vor einer Karriere in der ICT-Branche zurück? Genau dieser Frage widmet sich eine neue Studie, die am Mittwoch, dem 23. April, im „Lycée des arts et métiers“ in Luxemburg unter dem Titel „Identifier les causes de la faible présence des filles et des femmes dans les filières et les métiers de l’ICT“ vorgestellt wurde. Die Untersuchung wurde von Women in Digital Empowerment (WIDE) im Auftrag des Ministeriums für Gleichstellung und Diversität sowie der Abteilung für Medien, Konnektivität und Digitalpolitik durchgeführt und präsentiert.
Besonders auffällig: Zahlreiche Schülerinnen nahmen an der Präsentation teil – ein starkes Zeichen dafür, dass das Interesse da ist. Doch irgendwo auf dem Weg in die Berufswelt scheint dieses Interesse zu versanden.
Frauen haben ICT-Branche mit aufgebaut
An den Fähigkeiten der Frauen liege es nicht, denn die Programmierwelt war nicht immer von Männern dominiert. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts arbeiteten mehrheitlich Frauen in diesem Bereich. Bevor wir Computer hatten, war es ihre Aufgabe, die komplexen Rechnungen der heutigen Maschinen durchzuführen. Ada Lovelace (erste Programmiererin der Welt), Annie Easley (Informatikerin, leistete entscheidende Beiträge zu den Raketensystemen und Energietechnologien der NASA), und Hedy Lamarr (Schauspielerin und Erfinderin einer Technik, die heute für Bluetooth benutzt wird), sind nur einige der Pionierinnen, die die IT-Branche und unseren Alltag für immer geprägt haben.
Ab den 1960er Jahren ist die Anzahl der Frauen in ICT dramatisch gefallen. Für die Rolle des Programmierers wurden ab dann, laut Recherche der Washington Post, introvertierte Männer bevorzugt. So entstand das Klischee vom sozial unfähigen Geek und das Vorurteil, dass Frauen anders denken würden als Männer und nicht für die ICT–Welt gemacht seien. Frauen hätten seither enorme Schwierigkeiten gehabt, in der Industrie Fuß zu fassen, so die Post.
Die WIDE-Studie macht deutlich, dass Frauen schon im Kindes- und Jugendalter den Eindruck gewinnen, in der ICT-Welt nicht willkommen zu sein. Fast 60 Prozent der befragten Schülerinnen hätten das Gefühl, dass Jungen sich in Sport, Naturwissenschaften und Mathematik für besser halten als Mädchen. Die Mehrheit der befragten Frauen wäre außerdem der Meinung, dass Mädchen und Jungen nicht zu denselben Interessen ermutigt würden. Es würde in der Gesellschaft angenommen, Frauen seien von Natur aus kreativ, empathisch und verletzlich — und damit nicht für das nüchterne, rationale ICT-Umfeld geschaffen.
In der Schule und zu Hause seien Mädchen Vorurteilen ausgesetzt. Weniger als die Hälfte der Befragten fühlten sich von ihren Lehrern unterstützt, Fächer wie Mathematik oder Informatik zu belegen. Um Lust auf ICT-Jobs zu bekommen, rät WIDE, dass Mädchen in der Schule und zu Hause schon früh Informatik kennenlernen und positive Vorbilder gezeigt bekommen. In einer Rede beteuerte Yuriko Backes (DP), Ministerin für Gleichstellung und Diversität, am Mittwoch: „Weder die ICT-Branche, noch andere Branchen sind nur für Männer reserviert!“ Für sie seien Vorbilder ebenfalls ein Weg, Mädchen digitales Selbstvertrauen einzuflößen.
Sexistische Bemerkungen und Haltungen
Ein weiterer Grund, weshalb sich Frauen vom ICT-Umfeld nicht angesprochen fühlen, sei sexistische Gewalt im Netz. Anstatt wirksame Maßnahmen dagegen zu ergreifen, fordern die Betreiber der meistgenutzten sozialen Medien mehr Virilität und weniger Empathie in Unternehmen. Solche Aussagen könnten junge Mädchen davon abschrecken, eine Karriere in der Branche in Betracht zu ziehen.
Elizabeth Margue (CSV), beigeordnete Ministerin beim Premierminister, zuständig für Medien und Konnektivität, betont gegenüber dem Tageblatt: „Ich finde die Entwicklung, die wir in den USA sehen, beunruhigend. Die EU ist auf Werten von Respekt, Toleranz und Diversität aufgebaut und diese müssen wir hart auf hart verteidigen.“
Auch das Thema Diskriminierung wurde am Mittwoch während einer Diskussionsrunde aufgegriffen. Die persönlichen Erfahrungen der Teilnehmerinnen fanden bei den anwesenden Schülerinnen große Resonanz. Denn selbst wenn Frauen die Hürden der Schulzeit überwunden haben, sähen sie sich in der Arbeitswelt oft mit weiteren Herausforderungen konfrontiert. Viele Frauen berichten in der Studie, bereits in IT-Teams mit Sexismus konfrontiert worden zu sein.
„Habe für meinen Platz immer kämpfen müssen“
Eine ehemalige ICT-Angestellte, die derzeit auf Arbeitssuche ist, schilderte dem Tageblatt: „Sexismus habe ich ständig erlebt. Manager haben mich oft wie ein Kind behandelt. Ich habe für meinen Platz immer kämpfen müssen.“ Dennoch zeigten sich die Schülerinnen nicht abgeschreckt. Im Gegenteil: Viele betonten, dass gerade solche offenen Schilderungen sie darin bestärken würden, ihren eigenen Weg zu gehen.
Unter den Schülerinnen im Publikum waren auch Lea (17) und Carolina (18), deren Hobby die Robotik ist. Beide fühlten sich durch die geteilten Geschichten ermutigt, weiterhin eine berufliche Perspektive in der Branche zu verfolgen, erzählten sie dem Tageblatt im Gespräch. Lea plant, ein Start-up zu gründen und dafür Business und Informatik zu studieren. Carolina möchte sich im Bereich digitales Recht spezialisieren. Vieles von dem, was sie heute im Programmieren können, haben sich die beiden autodidaktisch angeeignet. Sie würden sich wünschen, dass Informatik an allen Schulsektionen unterrichtet wird. „Informatik braucht man auch auf einer D (Wirtschaft) oder einer G (Sozialwissenschaften)!“, so die beiden.
Gegenüber dem Tageblatt äussern WIDE, sie blieben optimistisch. Zwischen 2013 und 2023 sei der Anteil von Frauen in der ICT-Branche in Luxemburg von 12 auf 22 Prozent gewachsen. Im Land spüren sie vonseiten der Unternehmen ein Interesse für Gleichstellung und Diversität. Sie würden hoffen, dass die Studie den Staat und die Unternehmen dazu ermutigen wird, Mädchen und Frauen besser zu unterstützen. Denn in der ICT-Branche sei Diversität von Bedeutung: Die dort entwickelten Produkte würden von der gesamten Bevölkerung genutzt. Entsprechend sollte sich diese Vielfalt auch unter den Entwicklerinnen und Entwicklern widerspiegeln, um zu vermeiden, dass neue Technologien bestehende Diskriminierungen ungewollt fortschreiben.
De Maart
Wow, was für eine Studie, „Identifier les causes de la faible présence des filles et des femmes dans les filières et les métiers de l’ICT“, da steht die Antwort schon in der Fragestellung, dann setzt man auch noch eine Gruppe Aktivisten auf diese Studie an und schwupps hat man das Resultat was ein jeder Passant auf der Strasse einem hätte geben können für lau. Steuergeldverschwendung, da mit dieser "Erkenntnis" nun doch nichts gewonnen ist, da keiner etwas ändern will.
Wann ee gesäit, wéi d'Techbros an den USA zur Speerspëtzt vun der reaktionäre Bewegungen zielen, brauch et keen ze wonneren, wat d'Attitude vun deem Milieu zu Fraen ass.