Dienstag23. Dezember 2025

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Alain spannt den BogenWeltklasse in allen Hinsichten: Quatuor Louvigny mit Michèle Kerschenmeyer, Gara Quartet mit Anne-Catherine Bucher

Alain spannt den Bogen / Weltklasse in allen Hinsichten: Quatuor Louvigny mit Michèle Kerschenmeyer, Gara Quartet mit Anne-Catherine Bucher
Hat Eindruck hinterlassen: das Quatuor Louvigny zusammen mit Michèle Kerschenmeyer am Klavier Foto: Michal Stolorz

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Zwei „kleine“ Konzerte, die in dieser Woche einen großen Eindruck hinterlassen haben: Standing Ovations für das Quatuor Louvigny mit Michèle Kerschenmeyer, Innovationsfreudigkeit beim Gara Quartet mit Anne-Catherine Bucher.

Es kommt nicht selten vor, dass gerade die sogenannten „kleinen“ Konzerte einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. So war es dann auch bei gleich zwei Konzerten in dieser Woche, wo am Montag das Quatuor Louvigny zusammen mit Michèle Kerschenmeyer am Klavier die Klavierquintette von Dimitri Schostakowitsch und Johannes Brahms aufführten. Weitere Quintette, diesmal allerdings für Cembalo und Streichquartett, gab es am Dienstag in Midi Baroque, wo das junge Gara Quartet zusammen mit der Cembalistin Anne-Catherine Bucher zwei Quintette von Antonio Soler zu Gehör brachten.

Expressivität auf Topniveau

Ich muss zugeben, das Konzert mit dem Quatuor Louvigny und Kerschenmeyer gehört für mich zu den besten Kammermusikkonzerten dieser Spielzeit. Auf dem Programm standen zwei der genialsten Kompositionen für Klavierquintett. In der ersten Hälfte spielten die Musiker das Quintett von Dimitri Schostakowitsch, ein Werk, das besonders für den Klavierpart schwierig ist, weil sich das Instrument nur sehr schwer in die wunderbar tiefen Emotionen der Streicher einbetten lässt und ein bisschen außerhalb bleibt. Michèle Kerschenmeyer machte aus der Not eine Tugend und stellte ihr Klavierspiel bewusst gegen das Streichquartett. So erlebte der Hörer intensivstes Musizieren seitens des Quatuor Louvigny, während Kerschenmeyer quasi einen aggressiven und sehr perkussiven Gegenpart bot, so, als stünde hier menschliches Empfinden einem unmenschlichen Staatsapparat gegenüber. Und das macht auf interpretatorischer Ebene auch Sinn.

Das Quatuor Louvigny mit Philippe und Laurence Koch, Violine, Ilan Schneider, Bratsche, und Stéphane Giampellegrini, Cello, spielte atemberaubend und bot an diesem Abend Weltklasse in allen Hinsichten. Einerseits funktionieren die vier Musiker perfekt als Ensemble und haben ihren eigenen wunderbaren Sound, bei dem die Klänge der Instrumente auf schönste Weise miteinander verschmelzen, andererseits hört man jeden einzelnen Musiker sehr genau. Die beiden Kochs ergänzen sich einfach toll auf den Violinen, dazu kommt Ilan Schneiders meisterhaftes Bratschenspiel und der schöne, warme Klang von Giampellegrinis Cello. Vielleicht mehr noch als bei Schostakowitsch finden die Musiker zu einem ebenso expressiven wie virtuosen und technisch brillanten Spiel. Kerschenmeyer am Klavier ist hier bestens integriert und beweist sich immer noch als eine der besten Pianistinnen Luxemburgs. Die fünf Musiker treffen den exakt richtigen Brahmston und spielen das Quintett mit viel Verve und Leidenschaft. Die Musik erklingt direkt, schnörkellos und kraftvoll, genau das, was dieses Werk braucht. Für den begeisterten Applaus bedankten sich die Musiker mit dem Scherzo aus dem Klavierquintett von Robert Schumann, das nach dem Verklingen seines letzten Tons das Publikum von den Stühlen riss. So ging dieses außergewöhnliche Konzert mit Standing Ovations für die Musiker und einem zu Recht begeisterten Publikum zu Ende.

Die wunderbare Musik eines Vorreiters

Insgesamt sechs Quintette für Cembalo (bzw. Orgel oder Pianoforte) hat Antonio Soler komponiert. Zwei davon wurden bei diesem von der Cembalistin Anne-Catherine Bucher kommentierten Konzert gespielt. Es war nicht nur eine Begegnung mit einer außergewöhnlichen und schönen Musik, sondern zugleich eine Begegnung mit einem sehr talentierten jungen Quartett, das erst 2020 gegründet wurde. Soler komponierte seine Quintette 1766 und war berühmt für seine Sonaten für Tasteninstrumente. Der Schüler von Domenico Scarlatti war aber schon seiner Zeit voraus und benutzte eine Kompositionstechnik, die auf die Frühklassik und insbesondere auf Mozart hindeuten sollte. Die ist auch sehr gut in den Quintetten op. 1 Nr. 2 & 3 zu hören.

Das katalanische Gara Quartett spielt auf historischen Instrumenten; neben ihrer Tätigkeit im Quartett spielen die Musiker in historisch informierten Ensembles wie dem Concerto Köln, der Akademie für Alte Musik Berlin, Jordi Savalls „Le Concert des Nations“ oder „Il Pomodoro“. Begleitet von der Spezialistin Anne-Catherine Bucher bot das Ensemble eine sehr geschlossene Leistung, die die Vorzüge von Solers Musik und seine Innovationsfreudigkeit sehr deutlich machte. Allerdings ist der „Espace découverte“ für historisches Instrumentarium akustisch völlig ungeeignet. Während das Cembalo sehr schön klang, konnte der sehr trockene Saal die Streicher nicht so recht zum Schwingen bringen. Das war sehr schade und trübte teilweise das Hörvergnügen. Gerade solche Konzerte gehören auf die Bühne des Kammermusiksaals. Freuen wir uns also auf das nächste Konzert von Midi Barock mit Anne-Catherine Bucher am Cembalo und der Sopranistin Claire Lefilâtre am 1. Juli. Und das wird dann im Kammermusiksaal stattfinden.