Donnerstag6. November 2025

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KonjunkturTrumps „Bremsspuren“: US-Wirtschaft schrumpft im ersten Quartal

Konjunktur / Trumps „Bremsspuren“: US-Wirtschaft schrumpft im ersten Quartal
US-Präsident Donald Trump hat der Wirtschaft seines Landes eine glänzende Zukunft prophezeit. Dank seiner Zölle und der geplanten Steuererleichterungen kämen Unternehmen aus der ganzen Welt in die Vereinigten Staaten und eröffneten neue Werke. Foto: AFP/Michael M. Santiago

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Die US-Wirtschaft ist unter Präsident Donald Trump in den ersten drei Monaten des Jahres unerwartet geschrumpft. Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts betrug 0,3 Prozent auf das Jahr hochgerechnet, wie das Handelsministerium in einer ersten Schätzung mitteilte. In der Eurozone wuchs die Wirtschaft im ersten Quartal, ebenfalls laut einer ersten Schätzung, derweil leicht.

Trump machte seinen Vorgänger Joe Biden für die Entwicklung verantwortlich. Im Onlinedienst Truth Social schrieb er, der Rückgang habe „nichts mit den Zöllen zu tun“. Die US-Bürger müssten geduldig sein. Bald werde das Land „boomen, aber wir müssen den Biden-Überhang loswerden“, betonte der Republikaner.

Die oppositionellen Demokraten warfen Trump vor, die USA mit seiner erratischen Zollpolitik in eine Rezession zu treiben, Arbeitsplätze zu gefährden und die Altersrücklagen vieler Bürger an der Börse zu vernichten. „Der schlecht durchdachte und chaotische Handelskrieg des Präsidenten ist nichts anderes als eine Steuer für amerikanische Familien“, erklärte der Minderheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer.

Im Vergleich zum Vorquartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA den Angaben zufolge um 0,1 Prozent. Das Handelsministerium führte die Entwicklung auf deutlich erhöhte Importe vor Trumps erwarteten Zollankündigungen Anfang April zurück. Unter Biden hatte die US-Wirtschaft zuletzt deutlich zugelegt. Im letzten Quartal 2024 betrug das Wachstum 2,4 Prozent. 

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel sieht „erste Bremsspuren von Trumps Wirtschaftspolitik in der US-Konjunktur“. Nicht nur seien die Importe im ersten Quartal drastisch gestiegen, um die befürchteten Zollaufschläge zu vermeiden, die US-Bürger hätten zudem nur noch verhalten konsumiert, erklärte IfW-Experte Klaus-Jürgen Gern. 

Der Trump-kritische US-Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman äußerte sich zurückhaltend. Eine „Trumpzession“ – also eine Rezession unter Trump – sei zwar „gut möglich“, sie lasse sich an den Quartalszahlen aber noch nicht verlässlich ablesen. Auch unter Biden sei die Wirtschaft zu Jahresbeginn 2022 geschrumpft, ein Abschwung sei aber ausgeblieben.

Trump hatte am Dienstag den 100. Tag seiner zweiten Amtszeit gefeiert und den US-Bürgern eine blühende Wirtschaft und mehr Arbeitsplätze unter anderem in der Autoindustrie versprochen. Viele Experten halten seine Zollpolitik dagegen für wachstumsschädlich und für einen Inflationstreiber. Unsicherheit gilt als Gift für die Konjunktur.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet ebenfalls mit negativen Auswirkungen der Trump-Zölle: Nach der vor gut einer Woche veröffentlichten Konjunkturprognose dürfte die US-Wirtschaft im laufenden Jahr nur noch um 1,8 Prozent wachsen. Das sind 0,9 Prozentpunkte weniger als vom IWF bisher erwartet.

Leichtes Wirtschaftswachstum in Europa

Bei den Verbraucherpreisen gab es dagegen zunächst gute Nachrichten aus den USA: Die Inflation im März verlangsamte sich im Jahresvergleich auf 2,3 Prozent. Das Handelsministerium führt dies vor allem auf gesunkene Energie- und Treibstoffpreise zurück.

In der Eurozone wuchs die Wirtschaft im ersten Quartal um 0,4 Prozent, in der gesamten EU um 0,3 Prozent, wie das EU-Statistikamt Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte. Das mit Abstand stärkste Wachstum im Euroraum verzeichnete demnach Irland mit 3,2 Prozent; in Spanien und Litauen wuchs das BIP um jeweils 0,6 Prozent. Im vierten Quartal 2024 war die Wirtschaftsleistung im Euroraum um 0,2 Prozent gewachsen – gebremst von der damals schrumpfenden Wirtschaftsleistung in Deutschland als größter Volkswirtschaft in Europa.

Auch bei Luxemburgs wichtigstem Handelspartner Deutschland ist die Wirtschaft, trotz der anhaltenden Konjunkturschwäche, zu Jahresbeginn gewachsen – wenn auch nur leicht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte um 0,2 Prozent zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Sowohl die privaten Konsumausgaben als auch die Investitionen waren demnach höher. Für das Gesamtjahr allerdings sind die Aussichten schlecht, vor allem wegen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump.

Das Münchner Ifo-Institut befürchtet, dass die deutsche Wirtschaft bereits im Sommer wieder schrumpft. Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser erklärte, die verschärfte US-Zollpolitik habe zu vorgezogenen Warenkäufen in den USA geführt, davon hätten die Exporte und die Industrieproduktion in Deutschland im ersten Quartal profitiert. Die seit April geltenden US-Zölle sowie die Androhung weiterer Aufschläge „belasten den weiteren Verlauf der Konjunktur“.