Die Entscheidung ist Tina Welter nicht leicht gefallen, aber sie ist mit sich im Reinen. „Ich bin mental bereit für diesen Schritt“, sagt sie und spricht dabei über ihr baldiges Karriereende. Nach der Saison wird die 32-Jährige ihre Handball-Schuhe an den Nagel hängen. „Es gibt mehrere Gründe, die dazu geführt haben“, erklärt sie. „Einer ist, dass ich in dieser Saison mit vielen Verletzungen zu kämpfen hatte.“ Ein anderer ist die Nationalmannschaft. Bereits im vergangenen März hatte sie nach der EM-Qualifikationskampagne auf Zypern ihren Abschied von den „Roten Löwinnen“ verkündet.
Als langjährige Kapitänin der Nationalmannschaft spielte Welter 2017 eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau des Teams. „Für mich persönlich war der schwerste Teil, mit der Nationalmannschaft aufzuhören, weil ich auch einfach mitverantwortlich war, dass diese Nationalmannschaft damals überhaupt wieder zustande kam. Ich war acht Jahre lang Kapitänin – das aufzugeben war nicht einfach“, blickt sie zurück. Und eine Karriere ohne das Nationalteam war für Welter schon immer schwer vorstellbar. „Ich habe immer gesagt, dass ich, wenn ich in der Nationalmannschaft aufhöre, ganz aufhöre.“ Dass sie ihre Karriere nach dieser Saison beenden wird, war ihr deswegen auch schon im März bewusst.
Mit einem Titel aufhören
Ihre Karriere begann 1997 beim damaligen HC Bascharage. 2013 verließ Welter ihren Heimatverein in Richtung Deutschland, wo sie nach Stationen in Nellingen, Trier und Waiblingen 2019 schließlich als erste luxemburgische Profispielerin in die erste Bundesliga zu Frisch Auf Göppingen wechselte. Nach zwei Jahren in der höchsten Liga Deutschlands kehrte sie 2021 zu ihrem Heimatverein zurück. Mit Käerjeng feierte sie zahlreiche Meisterschaften und Pokalsiege. „Ich habe 18 Jahre für Käerjeng gespielt. Es ist natürlich schwer, mich jetzt zu verabschieden – aber ich freue mich jetzt auf all die Dinge, die auf mich zukommen, und darauf, unabhängig vom Handball zu sein“, sagt sie. „Ich brauche einfach eine sportliche Pause.“
Auf ihre Karriere blickt Welter zufrieden zurück. „Ich würde alles noch mal genauso machen“, sagt sie. „Vielleicht hätte ich früher ins Ausland gehen und auch den Sprung in die erste Bundesliga früher machen können. Aber so, wie mein Weg verlaufen ist, war das schon gut. Ich bin zufrieden mit meiner Karriere und habe das erreicht, was ich wollte. Ich bereue keinen meiner Schritte.“
Vielleicht fehlt mir der Handball irgendwann so sehr, dass ich noch mal anfange, aber mein Standpunkt jetzt ist der, dass ich aufhöre
Ein Comeback in ein paar Jahren schließt die ehemalige Sportsoldatin nicht ganz aus: „Vielleicht fehlt mir der Handball irgendwann so sehr, dass ich noch mal anfange, aber mein Standpunkt jetzt ist der, dass ich aufhöre.“
Davor stehen mit Käerjeng aber noch wichtige Spiele an. Nach dem knapp verlorenen Pokalfinale gegen Düdelingen am vergangenen Sonntag hofft Welter, sich doch noch mit einem Titel verabschieden zu können. „Die Finalniederlage hat mich ziemlich hart getroffen. Ich war danach nicht gut drauf. Ich würde mir wünschen, jetzt mit dem Meistertitel aufzuhören, das wäre sehr cool.“
Dabei kommt ihr und Käerjeng auch der neue Modus in der Damen-Meisterschaft entgegen. „Es wäre gelogen, wenn ich das nicht zugeben würde“, sagt sie. Denn Düdelingen hat die bisherige Saison dominiert und hatte nach dem Abschluss der Titelgruppe schon acht Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten Käerjeng. Mit der Einführung des Halbfinals und der Finalserie steht aber nun wieder alles auf null. „Mit dem alten Modus wäre Düdelingen wahrscheinlich bereits jetzt Meister. Sie werden über den neuen Modus vielleicht nicht so glücklich sein. Es wird jetzt auf jeden Fall bis zum Schluss spannend bleiben“, sagt Welter. „Vier Mannschaften haben jetzt die Chance, Meister zu werden – alle wollen sie nutzen.“
Gegen Red Boys im Halbfinale
Im Halbfinale muss Käerjeng zunächst an den Red Boys vorbei. Das Hinspiel findet am Samstag (18.00 Uhr) statt, das Rückspiel am kommenden Donnerstag (20.30 Uhr). Es ist ein Gegner, der Welter und ihren Teamkolleginnen bisher in dieser Saison nicht besonders gut lag. In der Titelgruppe gab es zuletzt zwei Niederlagen gegen Differdingen (23:29 und 28:29).
„Man hat in unseren letzten Spielen aber gesehen, dass wir uns über die Saison gesteigert haben – handballerisch und auch als Team. Das wollen wir jetzt auch bis zum Schluss durchziehen“, sagt Welter. „Die Red Boys sind natürlich ein Gegner, gegen den wir uns schwertaten. Ich denke aber, dass wir, mit einer Leistung wie im Pokalfinale, eine gute Chance haben, um ins Meisterschaftsfinale einzuziehen.“
Dieses wird anschließend in einer Best-of-three-Serie ausgetragen. Für Welter heißt das, dass sie noch maximal fünf Spiele vor sich hat.
Das Programm
AXA League Damen, Halbfinal-Play-offs
Hinspiele, am Samstag:
18.00: Käerjeng – Red Boys
18.00: Esch – HBD
Rückspiele, am 6. Mai:
20.00: HBD – Esch
Am 8. Mai:
20.30: Red Boys – Käerjeng
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