Sonntag2. November 2025

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ABBLNeue Regeln für Banken: In Zukunft wird ein „Fall Caritas“ fast unmöglich werden

ABBL / Neue Regeln für Banken: In Zukunft wird ein „Fall Caritas“ fast unmöglich werden
ABBL-Präsident Yves Stein: „Nur Agilität kann helfen, um auf eine unvorhersehbare Zukunft vorbereitet zu sein“ Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die jüngsten Krisen haben die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors bewiesen und seine Rolle als tragende Säule von Stabilität gefestigt, so die Botschaft der Luxemburger Bankenvereinigung ABBL in ihrer traditionellen Jahrespressekonferenz. Daneben hat sie eine neue Sicherungsmaßnahme angekündigt, die künftig Fälle wie die der verschwundenen Caritas-Millionen wohl vermeiden könnte.

„Nach einem außergewöhnlichen Jahr 2023 war auch 2024 ein sehr zufriedenstellendes für die Luxemburger Banken“, betonte ABBL-Präsident Yves Stein am Mittwochnachmittag. Nachdem 2023 das Jahr der Rückkehr zu einem normalen Zinsumfeld war, sind die Banken in guter Verfassung. „Wir wollen uns als Hilfen für die Wirtschaftsakteure (Firmen und Haushalte) sehen, und daher sind solide Banken auch wichtig.“ Egal ob es um den Kampf gegen Cyberkriminalität oder künftig die Finanzierung der Verteidigung gehe, stehe man als Kreditinstitute in der ersten Reihe.

Die 115 hierzulande beheimateten Banken haben letztes Jahr, nach einem Rekordjahr 2023, ihr Ergebnis weiter steigern können. Erstmals haben sie in einem Jahr, zusammengerechnet, einen Nettogewinn von mehr als sieben Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Zahl der Beschäftigten ist bei rund 26.000 stabil geblieben, so Stein weiter. Dies verdecke jedoch, dass man eigentlich viele Neueinstellungen vorgenommen habe, um Angestellte zu ersetzen, die in Rente gegangen sind.

Mit den allgemein gestiegenen Herausforderungen, den geopolitischen Unsicherheiten, dem technologischen Wandel und den wieder fallenden Leitzinsen sei es jedoch überaus wichtig, agil zu bleiben, so Stein. Nur das könne helfen, in einer komplizierter gewordenen Welt wettbewerbsfähig zu bleiben.

Kein Caritas-Skandal mehr

Im Rahmen der Jahrespressekonferenz erklärte die ABBL am Mittwoch, dass ab Oktober 2025 eine neue Sicherung namens „Verification of Payee“ bei Bank-Überweisungen eingeführt werden wird. Es sei „ein großer Fortschritt im Kampf gegen Betrug“, so Ananda Kautz von der ABBL. Mit diesem System wird nun in Zukunft bei jeder Überweisung innerhalb des Euroraums überprüft, ob Kontonummer und Name des Besitzers übereinstimmen. Ist das nicht der Fall, dann wird dem Absender innerhalb von zehn Sekunden die Frage geschickt, ob er die Überweisung wirklich tätigen will. Ein Skandal wie bei der Caritas, wo Millionen Euro auf Konten überwiesen wurden, die nicht den gedachten Besitzer hatten, könnte damit wohl vermieden werde, so Kautz. In den Niederlanden, wo das System bereits seit einigen Jahren im Einsatz ist, habe das System 70 Prozent Betrugsfälle abwenden können. Trotzdem muss der Absender des Geldes auch weiterhin aufpassen, so die ABBL weiter. Die Konten könnten Besitzer mit ähnlich klingende Namen haben, etwa „Schmitt“ statt „Schmidt“.

Die ABBL („Association des banques et banquiers Luxembourg“) sieht sich als Sprachrohr des Finanzplatzes. Insgesamt zählt sie 266 Mitglieder, darunter 25 neue, wie Geschäftsführer Jerry Grbic hervorhebt. Banken machen dabei nur leicht mehr als ein Drittel der Mitglieder aus. Immer mehr an Gewicht gewinnen auch Zahlungsinstitute, deren Zahl in Luxemburg insgesamt zulegt.

Mit ihren 37 Angestellten sei die ABBL wie ein kleines Unternehmen, so Grbic. Die Vereinigung organisiert Konferenzen, gibt Stellungnahmen zu Gesetzesvorschlägen ab, erstellt Informationsmaterial für die Mitglieder, unterhält ein Büro in Brüssel und steht der Presse für Interviews zur Verfügung. Rund 2.500 Personen sind in den unterschiedlichen Arbeitsgruppen der ABBL aktiv.

ABBL will eigene Wohnungen bauen

Auch Grbic hebt hervor, wie wichtig die Wettbewerbsfähigkeit für den Sektor ist. „Wir stehen in Konkurrenz mit Zentren wie Dublin, Paris und Frankfurt.“ Man versuche, sich für die Attraktivität des Standorts einzusetzen. Aktuell versuche man beispielsweise, für ein attraktiveres Gesetz über Praktikanten zu werben.

„Wir sind Unternehmer“, so Yves Stein. Man ergreife Initiativen, teste sie – und wenn es nicht klappt, dann versuche man einen anderen Weg. Ein bemerkenswertes Beispiel in diesem Sinne ist, dass die ABBL für ihre Mitglieder nun selber „erschwinglichen Wohnraum“ besorgen will. Man habe ein Problem und suche nach Lösungen. Es gehe um die Attraktivität des Standorts.

Genaue Pläne gibt es zwar noch keine, doch hat die ABBL bereits eine Task-Force gegründet, um, wenn möglich, noch dieses Jahr mit einem Projekt starten zu können. Die Idee sei es, zu bauen oder zu kaufen und den Wohnraum dann zu erschwinglichen Preisen an junge Talente aus dem Sektor zu vermieten. Vielleicht könne man auch noch andere Arbeitgeber motivieren, nachzuziehen, so Stein. „Zusammen können wir Banken viel innovieren“, so Grbic.

Europa muss vereinfachen

Zudem nutzte man die Pressekonferenz, um ein paar Themen anzusprechen, die dem Sektor am Herzen liegen. Etwa beklagte man, dass die Regelwerke in Europa einfach zu schwerfällig geworden seien. „Europa muss vereinfachen, wenn es im Rennen bleiben will“, so Camille Seillès. Banken könnten nicht alles gleichzeitig sein, und die Regeln seien so schwierig, dass selbst das Öffnen von Bankkonten für Firmen zur Herausforderung werde.

Um die wachsenden Herausforderungen im Bereich der Cybersicherheit anzugehen, wurde eine breit aufgestellte Task-Force, mit Vertretern des Sektors und der Behörden, gegründet. Fast die Hälfte aller Cyberangriffe zielen auf Banken, so Ananda Kautz. Bei der Hotline 491010 können sich Betroffene 24h/24h melden. 


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Reinertz Barriera Manfred
12. Mai 2025 - 15.30

In Zukunft wird ein „Fall Caritas“ fast unmöglich werden....und wers glaubt wird selig!

Reinertz Barriera Manfred
5. Mai 2025 - 21.40

Auch mit den noch bestehenden Regeln hätte das Caritas-Problem abgewendet werden können von seitens der Banken, als Ex Banker sage ich totales Versagen in Sachen corporate governance bei den 2 Banken, und das sollte interne Konsequenzen haben und nicht unter den Tisch gekehrt werden, allerdings sollte unser Parlament sich da raus halten; da ja keine Regierungsgelder betroffen sind...