Andere Länder nutzten ihre Militärausgaben, wie auch die Ergebnisse der Forschung im militärischen Bereich, um ihrer Wirtschaft und ihren Unternehmen neue Möglichkeiten zu bieten, erläutert Carlo Thelen, Direktor der Luxemburger Handelskammer am Dienstag vor Journalisten. Jetzt, wo auch Luxemburg die Ausgaben für die Landesverteidigung deutlich hochschrauben wird, hat die Kammer eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um sich mit den Chancen zu befassen, die sich daraus ergeben.
Hintergrund der aktuellen Trendwende ist, wie allgemein bekannt, die zusätzliche Aggressivität Russlands, wie auch die Folgen der neuen US-Regierung, so Thelen weiter. Eine große Überraschung sei es derweil nicht, dass Europa sich mehr Mittel geben muss, um seine eigene Souveränität zu verteidigen, sagt er weiter. „In der NATO stehen die USA für 66 Prozent der Ausgaben. Da kann man schon verstehen, dass auch andere mehr machen müssen.“
Dabei geht es um riesige Geldsummen. Weltweit wurden letztes Jahr etwa 2.700 Milliarden Dollar Militärausgaben gezählt, ein Plus von fast fünf Prozent, sagt er weiter. Davon stehen die USA für leicht mehr als ein Drittel. In Europa beliefen sich die Ausgaben auf rund 700 Milliarden – ein stattliches Plus von 17 Prozent. Weitere Steigerungen sind vorgesehen: Im Rahmen des Programms „ReArm Europe“ sollen zusätzliche 800 Milliarden Euro über ein paar Jahre für ein sicheres Europa mobilisiert werden.
Ausgaben steigen deutlich
Dies alles werde auch Luxemburg treffen, so Thelen. Um das gesetzte Ziel von zwei Prozent des RNB (oder des BIP) zu erreichen, müssten noch Anstrengungen gemacht werden. Die geplante Entwicklung geht von weniger als 200 Millionen im Jahr 2014 über 800 Millionen im laufenden Jahr bis hin zu mehr als 1,4 Milliarden im Jahr 2030.

„Etwa ein Fünftel dieser Summe ist aktuell für Gehälter. Mit dem Rest kaufen wir Militärfahrzeuge und finanzieren ein Bataillon in Belgien“, so der Vertreter der Luxemburger Unternehmenswelt weiter. Diese Ausgaben müssten jedoch auch einen wirtschaftlichen Nutzen für das Land und seinen Arbeitsmarkt bringen.
Um der Regierung diesbezügliche Vorschläge zu unterbreiten, hat die Handelskammer eine Arbeitsgruppe aufgestellt. Mit dabei waren Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen, vom Weltraum über Logistik bis hin zum Finanzplatz. Es gehe darum zu sehen, was die Unternehmen verteidigungstechnisch zu bieten haben – gleichzeitig jedoch auch, wie die Ergebnisse auch zivil genutzt werden könnten.
Ausgearbeitet wurde ein Bericht namens „Lux4Defence“ mit einer Liste von zehn Vorschlägen. Als Erstes müsse man identifizieren, was die Nischen sind, in denen Luxemburger Firmen und Forschungszentren Beiträge leisten könnten, so Philippe Glaesener, Vorsitzender der Arbeitsgruppe.
Das Potenzial der Unternehmen sei dabei nicht zu unterschätzen, so die Arbeitsgruppe. Zwar gebe es nur eine kleine Anzahl von gewichtigen Unternehmen im Bereich, doch gibt es viele potenzielle Zulieferer. 110 bereits aufgelistete Firmen hätten Angebote in sehr unterschiedlichen Bereichen, von „Ausrüstung für Soldaten“, Piloten-Training, Transport, Erdbeobachtung über „Wartung von Material“, spezialisierte Materialien, „sovereign cloud“ und Telekommunikation bis hin zu Logistik und Verwundetentransport.
110 Unternehmen
Vonseiten der Regierung wünschen sich die Unternehmen nun möglichst schnell die Errichtung einer „Taskforce“, die alles koordinieren soll, so Glaesener weiter. Weiter wünscht man sich einen „Hub“, einen Ort, an dem entwickelt, geforscht und getestet werden kann. Eine „sichere Umgebung“ für Büros, die Herstellung von Prototypen und möglicherweise auch für kleine Produktionen. „Das ist aktuell nur sehr schwer möglich.“ Die Unternehmen des Sektors wollen bis Sommer eine eigene Vereinigung gründen, die sie vertritt.
Mittel- bis langfristig sollen zudem eine Reihe Maßnahmen umgesetzt werden, um sicherzustellen, dass Ergebnisse der Forschung auch wirtschaftlich genutzt werden. „Derzeit haben wir eine gute Forschung, aber viele gute Ideen verlassen das Land“, unterstreicht er.
Andere Vorschläge betreffen die Kommerzialisierung des Angebots der Unternehmen und wie die Regierung auch im Ausland dafür werben kann. Zudem könne die Armee als Partner auftreten und beispielsweise Prototypen bestellen, testen oder kaufen.
Des Weiteren wünscht man sich eine sogenannte „politique offset“, wo ausländische Unternehmen, bei denen der Luxemburger Staat Einkäufe tätigt, im Gegenzug auch etwas Produktion oder Forschung in Luxemburg unterstützt, wie es in anderen Ländern systematisch gemacht wird. Wichtig sei ebenfalls, das betreffende Gesetz aus dem Jahr 2002 zu überarbeiten, so Philippe Glaesener weiter. Es sei nicht „liberal“ genug und mache den Standort nicht attraktiv.
Den Bericht hat man den betroffenen Ministerien bereits übergeben. Man ist in Eile. „Die Zeit drängt“, so die Vertreter der Unternehmen. Gleichzeitig ist man jedoch auch zuversichtlich, bereits in zwölf Monaten einen „Hub“, wie man sich ihn wünscht, zu haben. „Auch bei der Regierung ist der Wille da“, so Thelen. Mittelfristig hofft man dann, dass etwa 60 Prozent der Verteidigungsausgaben der Luxemburger Wirtschaft zugutekommen könnten.
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De Maart

Nu kuk emol elo, ech hätt net geduecht dass den Thelen esou martialesch géif denken.
Dass de Rüstungsboom eng Wirtschaftlech Chance ass, dat hu Léit schonn an de mëtt 30er joere gezielt kritt
„In der NATO stehen die USA für 66 Prozent der Ausgaben. "
Und von wem leiht man sich drüben das Geld dafür? War sehr erstaunt über die Summen, habe geglaubt die Schweizer würden nur Emmentaler nach drüben liefern.
" verteidigungstechnisch zu bieten haben " ab 2. Mai wird Liberty Steel Kanonenrohre fertigen und in Mamer werden die Kügelchen dazu geschliffen! In Echternach werden Waben für Panzerschutzwände gegossen.
Bin gespannnnnnnnnt was da rauskommt. H. Muller weitermachen.