Donnerstag6. November 2025

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SpanienMadrid zwischen Chaos und Solidarität: Wie die Menschen sich zehn Stunden ohne Strom zurechtfinden

Spanien / Madrid zwischen Chaos und Solidarität: Wie die Menschen sich zehn Stunden ohne Strom zurechtfinden
Menschenleere U-Bahn-Station während eines massiven Stromausfalls in der Hauptstadt. Betroffen sind weite Teile Spaniens und Portugals auf dem Festland. Nur noch die Notbeleuchtung funktioniert. Foto: Luis Soto/dpa

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Mehr als drei Millionen Madrilenen erleben den größten Stromausfall der jüngeren Geschichte – ein stundenlanger „Blackout“, der in ganz Spanien die elektrischen Uhren anhält, Züge stoppt, Bildschirme abschaltet und die Hauptstadt ins Chaos stürzt. Was in Madrid als gewöhnlicher Montag begann, wird schlagartig zu einem Tag, den niemand so schnell vergessen wird.

Kurz nach 12.30 Uhr mittags wird alles schwarz. Ohne Vorwarnung fällt der Strom in Wohnungen, Büros, Krankenhäusern und auf den Straßen aus. Ampeln hören auf zu blinken, Fernseher gehen aus, Internet und Mobilfunknetz brechen zusammen. Nur die wenigen, die eigene Generatoren besitzen, können eine gewisse Normalität aufrechterhalten. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: Madrid und weite Teile Spaniens stehen still.

Ohne funktionierende Ampeln wird Autofahren zur Herausforderung. Polizisten regeln den Verkehr an kritischen Kreuzungen. Züge und Untergrundbahnen kommen abrupt zum Stillstand. Wer im Madrider Zentrum die U-Bahn nehmen will, findet dunkle Stationen vor. Rolltreppen, Lichter, Fahrkartenschalter – nichts funktioniert. Mit Handytaschenlampen suchen sich Zehntausende den Weg aus den U-Bahnschächten.

Schritttempo

Menschenströme, die normalerweise unterirdisch mit der Bahn unterwegs sind, kommen an die Oberfläche und überfüllen Bushaltestellen und Gehwege. „Bitte Ordnung halten, nicht drängeln“, ruft ein Busfahrer angesichts der langen Schlange an der Haltestelle. Die Millionenstadt, die normalerweise in Höchstgeschwindigkeit lebt, bewegt sich plötzlich im Schritttempo.

Auf den Plätzen nahe der Büros improvisieren Angestellte Picknicks in der Frühlingssonne. Einige hatten, wie üblich, in Tupperdosen ihr Mittagessen mitgebracht. Andere ergattern in den Supermärkten fertig abgepackte Sandwiches, die nach wenigen Minuten ausverkauft sind. Warmes Mittagessen gibt es an diesem Tag nicht.

Betrieb eines Obstladens in Madrid während des Stromausfalls – mit Kerze und analoger Waage
Betrieb eines Obstladens in Madrid während des Stromausfalls – mit Kerze und analoger Waage Foto: Fernando Sánchez/dpa

„Gehst du zurück ins Büro? Wozu, wenn nichts funktioniert?“, sagt der Mitarbeiter eines Kaufhauses im Stadtzentrum. Andere nutzen die Gelegenheit für ein schnelles Bier auf der Terrasse einer Straßenkneipe: „Heute muss man schnell trinken, sonst wird’s warm ohne Kühlschrank“, scherzen zwei Kollegen. Wenig später machen viele Restaurants und Bars zu, weil Kochherde und Kühlschränke nicht mehr funktionieren.

Viele Menschen bleiben in Aufzügen stecken. Mario, einer der Betroffenen, berichtet über die bangen Stunden: „Sie konnten mich erst nicht rausholen, weil ich zwischen zwei Stockwerken steckte und es gefährlich war. Aber schließlich haben sie es geschafft.“ Ohne Handyverbindung und Internet wusste er zunächst nur das, was ihm die Nachbarn von außen zuriefen.

Katastrophenfilm

Am Flughafen herrscht ebenfalls Chaos. Flüge verspäten sich, Bordkarten werden von Hand ausgefüllt. Am Taxistand bilden sich Riesenschlangen, weil die Bahnverbindung zum Airport unterbrochen ist. Reisende teilen sich Taxis, um an diesem Tag doch noch irgendwie vom Airport in die Stadt zu kommen.  

Viele erinnert die Situation an apokalyptische Kinoszenen. „Die Ampeln sind ausgefallen, und ich denke an all die Katastrophenfilme, die ich im Kino gesehen habe“, berichtet ein Mann im Rundfunk. Doch die Wirklichkeit ist gnädiger: Es herrschen Ruhe, Respekt und eine seltsame Bürgerharmonie. Autos fahren langsam, Fußgänger überqueren vorsichtig die Straßen. Die Hauptstadt wirkt so, wie man sich das Leben vor hundert Jahren vorstellt – ohne Eile.

Reisende am Bahnhof warten auf Züge, die nicht mehr fahren
Reisende am Bahnhof warten auf Züge, die nicht mehr fahren Foto: AFP

Inmitten des Chaos erlebt das batteriebetriebene Radio ein Comeback. Überall, wo jemand ein Transistorradio hat, bilden sich Menschengruppen, die gespannt den Nachrichten lauschen. In Bars, Bahnhöfen, Werkstätten und auf der Straße – das Radio wird zur wichtigsten Informationsquelle.

Die Behörden rufen kurz nach dem Stromausfall dazu auf, zu Hause zu bleiben und unnötige Fahrten zu vermeiden. „Die Stadtautobahn ist gesperrt“, warnt Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida. In den Krankenhäusern halten Notstromaggregate die lebenswichtigen Systeme am Laufen. Auch in den Rundfunkstationen sorgen eigene Generatoren für Strom.

Inmitten des Chaos blüht die Solidarität. Die Menschen tauschen Informationen aus, helfen einander. Alle scheinen aufmerksamer und ruhiger zu sein.

Am späten Abend, gut zehn Stunden nach Beginn des Albtraums, kehrt das Licht allmählich in die meisten Stadtviertel der Hauptstadt zurück. Madrid atmet auf und auf den Straßen hört man Applaus und Jubelrufe.

Die Not schweißt die Menschen zusammen. Das ist die gute Erfahrung dieses historischen Blackouts. „Wir haben uns mehr in die Augen geschaut, mehr mit unseren Mitmenschen geredet“, sagt eine Nachbarin. „Und für einen Tag haben wir wieder erlebt, wie das Leben war, bevor alles vom Strom abhängt.“ 

Dunord Hagar
29. April 2025 - 21.57

Im Prinzip könnte es 3 Thesen geben.

1) Die Solarzellenlobby will ihren Umsatz steigern.
2) Die Atomkraftlobby beweist es geht nicht ohne sie.
3) Eine False-flag Aktion soll vor Putins Cyberlobby warnen.

Fazit: Die europäischen Bürger sollen gefälligst mehr Knete locker machen für ihre Energie!

Düsentrieb D.
29. April 2025 - 14.56

kleiner Vorgeschmack auf den Gesamt-Blackout im EU-Netz. In Chile gab es vor einigen Wochen sogar Ausgangssperre. Nachts kommen die Zombies aus ihren Löchern. Und wenn die Handys leer sind und die PC-Batterien ? Was machen wir dann bloß? Interessant waren die sofortigen Hamsterkäufe.Nach 2 Stunden alle Regale leer. Und dann...gut dass wir unsere 3 Tages-Notreserve haben die von der EU-Kommissarin aus dem dunklen Norden vorgeschlagen wurde.

LeCze
29. April 2025 - 13.54

Nur eine Übung der EU um uns Kriegstüchtig zu machen! Wir schaffen das! 😄