Die Heiterkeit: „Schwarze Magie“

Der Name von Stella Sommers einstiger Band, die nunmehr ein Soloprojekt ist, ist pure Ironie. Von Heiterkeit kann bei Die Heiterkeit nun wirklich nicht die Rede sein. Zumal sie das erste Album ihres Projekts in sechs Jahren auch noch „Schwarze Magie“ getauft hat. Mit Teufelsanbetung und Satanismus hat ihre Musik jedoch gar nichts gemein. Sommer führt gerne hinters Licht, dahin eben, wo es dunkel ist, um im Bild zu bleiben.
Sommer, die auch solo aktiv ist und mit Drangsal im Indiepop-Duo Die Mausis agiert, ist eine Meisterin der Täuschung. Den Titelsong des fünften Die-Heiterkeit-Albums, das in enger Zusammenarbeit mit Produzent Moses Schneider entstand, hat sie in ein fröhlich-galoppierendes Countrystück verwandelt. Mit schmunzelnd-lieblicher Stimme singt sie wie in einem Kinderlied: „Schwarze Magie – manchmal hilft nur noch schwarze Magie.“ Mitsingen, mitwippen oder mitschnippen ist fast unausweichlich. Im direkten Anschluss intoniert sie mit getragener Stimme die andächtige Melancholie namens „Im kalten Februar Regen“. Zack – anderes Lied, andere Stimmung.
Auf dem Album findet sich auch großartiger Indiepop („Wir erholten uns vom Fieber“), die wunderschöne Ballade „Alles was ich je geträumt hab“ und das an die aktuellen Tocotronic erinnernde „Dunkle Gewitter“. Manchmal schrammt ein Song knapp am Schlager vorbei, was gar nicht kritisch gesehen wird. Denn ganz gleich, welche Musikstilistik oder Stimmung Sommer wählt, man hängt an ihren Lippen und lässt sich gerne von ihr verzaubern. Ob dabei ihrerseits schwarze Magie im Spiel ist, ist nicht überliefert.
Motorpsycho: „Motorpsycho“

Die norwegische Rockband Motorpsycho ist aktuell auf zwei Mitglieder reduziert, sprich auf Hans Magnus Ryan und Bent Sæther. Sie hatten anno 1989 in Trondheim zusammen mit Schlagzeuger Kjell Runar Jenssen die Band gegründet, die seither unzählige Alben, EPs und Songs veröffentlicht hat. Seit 2019 bringen sie im Jahrestakt ein Album auf den Markt. Diese hohe Schlagzahl kann sich das Duo leisten, denn qualitativ machen Ryan und Sæther keine Abstriche und enttäuschen nicht.
Auf ihrem aktuellen Doppelalbum „Motorpsycho“ mit seinen elf ausufernden Songs, die sich über 82 Minuten erstrecken, sind aber auch andere zu hören: die Schlagzeuger Ingvald Vassbø und Olaf Olsen, die Streicherarrangeurin und Violinistin Mari Persen, die Sängerin Thea Grant und der seit 2018 immer wieder gern gesehene Gast Reine Fiske, ein schwedischer Gitarrist. Zusammen haben sie ein Mammutalbum aufgenommen, das einer psychedelischen Jam-Session ohne Grenzen gleicht. Ein repetitiver Rhythmus, ein sphärischer Klangteppich, Keyboard und Gitarren – der Song „Balthazaar“ erinnert an eine „sanfte“ Version von Blood Incantations letztem Prog-Psycho-Death-Metal-Epos „Absolute Elsewhere“ aus dem Jahr 2024.
Motorpsycho sind genauso besessen von ihrer eigenen Musik und spielen sich in einen irren Rausch, der die Hörer fordert, aber dann doch nie völlig überfordert – siehe das 21-minütige „Neotzar (The Second Coming)“, in dem so viele Ideen stecken, dass andere Bands aus diesen ein ganzes Album gezimmert hätten. Vorsorglich setzen die Norweger dieser Art Songs auch beschwichtigende Gegenparts à la „Bed Of Roses“ oder den Alternative-Rock-Groove-Hit „Core Memory Corrupt“ entgegen.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können