Donnerstag13. November 2025

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FLTTScheidender Präsident André Hartmann: „Ein 70-Jähriger soll den Jungen keine Vorschriften machen“

FLTT / Scheidender Präsident André Hartmann: „Ein 70-Jähriger soll den Jungen keine Vorschriften machen“
André Hartmann war 27 Jahre lang an der Spitze des nationalen Tischtennisverbandes Foto: Editpress/Julien Garroy

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André Hartmann ist ohne Zweifel eine der prägendsten Persönlichkeiten der luxemburgischen Tischtennisszene. Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist der gebürtige Echternacher eng verbunden mit der schnellsten Rückschlagsportart der Welt. Bereits als Teenager zählte Hartmann zu den besten einheimischen Ballkünstlern. Während seiner erfolgreichen Zeit als Spieler konnte er insgesamt 37 nationale Titel sammeln. Schon im Alter von 17 Jahren wurde er, zusammen mit seinem Echternacher Vereinskollegen Fernand Boden, Landesmeister im Doppel. Im Einzel stand er 1980 und 1983 auf dem höchsten Treppchen. Als langjähriger Nationalspieler hat Hartmann an je sechs Welt- und Europameisterschaften teilgenommen. Nach seiner aktiven Zeit blieb der hauptberufliche Sportlehrer seinem Lieblingssport als Funktionär treu. Seit 1998 steht er der FLTT ununterbrochen als Präsident vor. 28 Jahre später geht heute, beim 84. ordentlichen Kongress der FLTT im neuen Kulturzentrum „Machera“ in Grevenmacher, eine Ära zu Ende. Das Tageblatt hat sich im Vorfeld mit dem scheidenden Präsidenten über seine lange Amtszeit unterhalten, deren letzte Monate dieser sicherlich lieber in ruhigerem Fahrwasser verbracht hätte.

Tageblatt: André Hartmann, wie hat sich der Tischtennisverband in den knapp drei Jahrzehnten Ihrer Präsidentschaft in Luxemburg entwickelt?

Andre Hartmann: Es ist sehr schwierig, dies in ein paar Sätzen zu resümieren. 27 Jahre sind eine lange Zeit, in der eine rasante Entwicklung stattgefunden hat, um sich den modernen Herausforderungen zu stellen. Die Hauptaufgabe des Verbandes ist der sportliche Bereich, zuallererst auf nationaler Ebene. Wir haben uns stets bemüht, die Sportart Tischtennis in Luxemburg gut zu positionieren. Die Meisterschaft ist unser Aushängeschild, von der Nationale 1 bis zur 6. Division. Dort gab es über die Jahre hinweg viele Anpassungen, die immer im Interesse des Spielbetriebs und zur bestmöglichen Zufriedenheit der Vereine vorgenommen wurden. Natürlich gab es auch Diskussionen, weil nicht immer alle einer Meinung waren.

Was hat dazu beigetragen, den Bekanntheitsgrad der Sportart zu fördern?

Die Sichtbarkeit des Tischtennis in Luxemburg kam vor allem durch die außergewöhnlich guten Resultate, die wir vorzeigen konnten. Besondere Beachtung fand die erstmalige Teilnahme an den Olympischen Spielen im Jahr 2000. Damals hatte sich Ni Xia Lian, zusammen mit Peggy Regenwetter, für den Doppelwettbewerb in Sydney qualifiziert. Es war der Wille der FLTT, sich den Weltbesten, mit der Unterstützung von Ni Xia Lian, zu nähern. Auf Initiative von Sportdirektor Heinz Thews hin hatten unsere Nationalspieler damals schon die Möglichkeit, hierzulande mit chinesischen Sparringspartnern zu trainieren.

Im vergangenen Jahr hat mit Luka Mladenovic erstmals auch ein Mann die Qualifikation für die Olympischen Spiele von Paris geschafft.

Mit Ausnahme der Spiele von Athen 2004, als Ni Xia Lian in der Baby-Pause war, waren wir seit Sydney immer bei Olympia dabei. Der historisch größte Erfolg war natürlich die Teilnahme von drei Athleten letzten Sommer in der Einzelkonkurrenz. Dabei hatten Ni Xia Lian und Luka Mladenovic die Qualifikation im Mixed-Doppel nur um Haaresbreite verpasst. Wir sind stolz auf diese Entwicklung.

Nach dem Auftritt von Sarah De Nutte in Paris kam dann allerdings auch die leidige Affäre zwischen ihr und dem Verband ins Rollen.

Die Affäre De Nutte ist für uns abgeschlossen. Wir waren es, die Sarah die Hand gereicht haben, und wollten eine gemeinsame Stellungnahme herausgeben. Sie hat jedoch, mit der Unterstützung ihres Vereins Düdelingen, Öl ins Feuer gegossen. Wir hatten einen Meinungsunterschied, der dem Tischtennisverband sehr negative Schlagzeilen eingebracht hat. Dies hat ganz allein Sarah De Nutte provoziert. Niemand hat sie gefragt, das Ganze in der Öffentlichkeit zu thematisieren. Die Statuten sehen vor, so etwas intern zu regeln. Sie war allerdings nicht bereit, einzulenken, sodass wir so weit gehen mussten, eine Sanktion zu verhängen. Mit einer gemeinsamen Stellungnahme wäre es nie so weit gekommen.

Nach dieser Affäre sieht es so aus, als stünde das Doppel Ni Xia Lian/Sarah De Nutte, die bei der WM in Houston Bronze geholt hatten, vor dem Aus.

Das würde ich nicht sagen. Aufgrund ihres Alters will Ni Xia Lian nicht mehr so viele Matches absolvieren. Sie konzentriert sich jetzt voll und ganz auf die Disziplinen, die olympisch sind. Sie will in Los Angeles unbedingt noch einmal dabei sein und konzentriert sich auf das Einzel und das gemischte Doppel. Derzeit ist ungewiss, was mit dem Damendoppel, das ja derzeit nicht olympisch ist, passieren wird (das Interview fand vor der Information statt, dass das Damen-Doppel 2028 olympisch wird). Inwieweit das respektlose Verhalten von Sarah gegenüber ihrem Trainer Tommy (Danielsson) und Ni Xia Lian dabei eine Rolle spielt, kann ich nicht sagen. Beide haben sich dem COSL gegenüber ganz klar positioniert und sind nicht damit einverstanden, Peter Teglas in eine Rolle zu bringen, die er gar nicht innehatte. Von Sarah (De Nutte) war es jedenfalls ein Schlag unter die Gürtellinie, dies in der Öffentlichkeit zu thematisieren.

Eigentlich hatten Sie vorgesehen, Ihr Amt bereits beim Kongress im Mai 2024 in Düdelingen zur Verfügung zu stellen. Warum haben Sie sich letztlich dazu entschlossen, noch ein Jahr dranzuhängen? Bereuen Sie diese Entscheidung?

„Es war der Wunsch meiner ehemaligen Mannschaft, dass ich noch einmal kandidiere. Ich konnte ja auch keine Kandidaten aus dem Stein schlagen. Beim Kongress in Düdelingen hat sich Charles bereit erklärt, meine Nachfolge zu übernehmen. Als Vizepräsident hatte jetzt ein paar Monate Zeit, um sich in die Funktion einzuarbeiten. Dies hat er mit großem Einsatz und Kompetenz getan, sodass der Übergang bestens vorbereitet ist. Da keine Gegenkandidatur vorliegt, wird Charles Muller der neue Präsident der FLTT sein, mit einer verjüngten Mannschaft. So haben Corinne Bremer, Gilles Michely, Frank Schreiber und Steve Schmol sich bereiterklärt, Verantwortung zu übernehmen.

Was geben Sie dem neuen Präsidenten und seiner Mannschaft mit auf den Weg?

Ich gebe ihnen nichts mit auf den Weg. Ein 70-Jähriger soll den Jungen keine Vorschriften machen. Die Zeit ist eine andere. Ich wünsche mir natürlich eine positive Entwicklung des Tischtennis und habe keine Zweifel daran, dass sie sich modern aufstellen werden, mit neuen Wegen in der Kommunikation und der Innen- und Außendarstellung. Am Samstag werde ich nicht auf die 27 Jahre zurückblicken und auch keine lange Rede halten, so wie ich das sonst getan habe. Vielleicht schreibe ich ja einmal meine Memoiren. Ich erinnere mich noch gut an den Skandal-Kongress 1998 in Ettelbrück, als ich gewählt wurde. Danach haben wir zwei Jahre daran gearbeitet, um aus der desaströsen Finanzsituation herauszukommen. Eine wichtige Etappe war die Organisation des europäischen Qualifikationsturniers im Jahr 2003, die uns erlaubt hat, finanziell besser dazustehen. Nach einem weiteren Olympia-Qualifikationsturnier im Jahr 2012 sind wir ebenfalls stolz darauf, dass wir fünf Jahre später die Mannschafts-EM in Luxemburg organisieren konnten.