Dienstag23. Dezember 2025

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Alain spannt den BogenDie Solistes européens Luxembourg in Bestform

Alain spannt den Bogen / Die Solistes européens Luxembourg in Bestform
Wiedererwacht: Die „Solistes européens Luxembourg“ (SEL) überzeugten erstmals nach langer Zeit wieder Quelle: SEL

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Bis jetzt ist die 35. Spielzeit der „Solistes européens“ mit zwei weniger gelungenen Konzerten und einem ausgefallenen Konzert leider etwas dürftig verlaufen. Doch am 31. März präsentierte sich das Orchester unter Christoph König endlich wieder in Hochform.

Kaum waren sie wiederzuerkennen, die SEL: Von dem, was in den letzten Konzerten an Spielfreude, Professionalität und spielerischer Qualität gefehlt hatte, war heute nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, die SEL präsentierten sich nicht nur in spielerischer Bestform, auch die Kommunikation zwischen König und den Musikern war wieder präsent und die Lust am Spielen war an diesem Abend nicht zu überhören. Vielleicht lag es zum Teil auch daran, dass das Orchester stehend spielte und somit eine ganz andere musikalische Haltung einnahm, demnach auch viel konzentrierter und beweglicher spielte.

Das sehr gut besuchte Konzert vom 31. März war ein Überraschungskonzert mit dem Titel „Les trois Mozart“ und vier Werken, wovon nur zwei angekündigt waren. Das Konzert begann mit der 1. Symphonie von Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges, dem sogenannten „schwarzen Mozart“. Bologne wurde 1745 als Sohn eines reichen französischen Pflanzers und einer senegalesischen Sklavin in der französischen Kolonie Guadeloupe geboren. In jungen Jahren kam er mit seinen Eltern nach Paris, wo er die Erziehung eines Aristokraten genoss. Sehr schnell entwickelte sich Bologne zu einer der führenden Figuren im französischen Musikleben und galt als hervorragender Komponist, Violinist und Dirigent.

Frisch wie eh und je

Die Solistinnen Katia (l.) und Marielle Labèque (r.)
Die Solistinnen Katia (l.) und Marielle Labèque (r.) Quelle: SEL

Und in diesem Sinne ist es Christoph König hoch anzurechnen, dass er dem Luxemburger Publikum nun diesen genialen, aber leider fast vergessenen Komponisten vorstellt. Darüber hinaus ist dessen dreisätzige Symphonie Nr. 1 ein kleines Wunderwerk an zündenden Melodien voller Eleganz, Witz und guter Laune. Und das kam den SEL gerade recht. Virtuos und spielfreudig begegneten die Musiker dieser unbekannten, aber enorm reizvollen Symphonie, die König mit nie nachlassendem Drive dirigierte. Es folgte W.A. Mozarts Konzert für zwei Klaviere KV 365. Die Solistinnen waren Katia und Marielle Labèque, die das Werk mit funkelnder Energie und feinsten Nuancen zu interpretieren wussten. Beide sind mittlerweile Mitte siebzig, doch das spürt oder hört man an keiner Stelle. So jugendlich frisch, entspannt und lebensbejahend, wie die Schwestern das Werk von Mozart spielen, ist es ein musikalischer Hochgenuss. Beide bringen es immer wieder fertig, ihr Spiel so zusammenzubringen, dass beide Klaviere wie ein einziges Superinstrument klingen. Dies war ihre vierte Aufführung ihrer Tournee, vorher hatten sie das Werk mit der Tschechischen Philharmonie unter Semyon Bychkov, dem Ehemann von Marielle Labèque, bereits in Wien, London und Prag gespielt. Aber es machte den Schwestern sichtbar Spaß, dieses Konzert auch mit den SEL und Christoph König zu spielen. Jedenfalls stimmte das Zusammenspiel zwischen den beiden Solistinnen und dem Orchester bestens, sodass die Interpretation keine Wünsche offenließ.

Überraschung

Hundertprozentig dann auch das erste Überraschungswerk des Abends. Dabei handelte es sich um die c-Moll-Symphonie (1783) des wie Mozart 1756 geborenen Joseph Martin Kraus. Kraus, der „schwedische Mozart“, wurde in Deutschland geboren und studierte unter anderem in Mannheim. Im Alter von 22 Jahren ging Kraus dann nach Schweden, wo er es am Anfang schwer hatte, sich durchzusetzen. Kraus komponierte in vielen Gattungen; dazu gehörten ebenso geistliche Werke und Kantaten wie auch Lieder, Opern, Ballettmusik, Konzertarien, Kammermusik und 14 Symphonien.

Der Dirigent Christoph König (r.) ist sichtlich zufrieden mit der Performance der Musizierenden
Der Dirigent Christoph König (r.) ist sichtlich zufrieden mit der Performance der Musizierenden Quelle: SEL

Auch seine Werke sind wie die von Bologne größtenteils vergessen. Und leider zu Unrecht, wie man an diesem Abend hören konnte. Bereits die langsame, Haydn-ähnliche Einleitung machte hellhörig. Hier war ein Komponist mit einer ganz speziellen Ton- und Klangsprache am Werk. Die Musik entwickelte sich dann schlagartig und man wurde als Zuhörer immer wieder von der Vielseitigkeit und den fantasievollen Einfällen des Komponisten überrascht. König und die SEL spielten das Werk eher hintergründig, sodass auch den dunklen Momenten Raum gelassen wurde. Überhaupt war das Klangbild des Orchesters heute optimal eingestellt und bot eine selten zu hörende Klangtiefe. Die vielen Farbschattierungen, die König aus dem Orchester herausholte, fanden sich dann auch bei dem abschließenden Werk. Als zweites Überraschungsstück hatte man sich für die selten gespielte „kleine g-Moll“-Symphonie Nr. 25 KV 183 (1773) von Mozart entschieden, die durch das engagierte und dynamische Spiel des Orchesters einen hochkarätigen Schlusspunkt setzte. Insgesamt ein Konzert, bei dem wirklich alles stimmte und ein Programm, das der DNA des Orchesters hundertprozentig entsprach.