Bereits die Erstklässler könnten auf den Schulunterricht verzichten, tragen sie doch alles Wissen, was sie brauchen, in der Hosentasche. Bevor ich den Eindruck eines Hinterwäldlers erwecke, möchte ich vorwegsagen, dass auch ich Handy & Co. als einen Fortschritt der Menschheit ansehe, für den in einem Klassenzimmer jedoch kein Platz ist.
Ich habe mir mal meine Gedanken gemacht, wieso der Unterrichtsminister nicht schon längst kraft seines Amtes mit einem Federstrich oder einem Faustschlag auf sein Pult die leidige Problematik kurzfristig gelöst hat. Politik darf nicht so einfach sein und so bin ich zu nachstehenden Überlegungen gekommen.
1. Das Handy in der Schule ist auf die Dauer zur Regel geworden. Wenn der Staat eine Regel ändern möchte, sind gewisse Prozeduren vorgeschrieben, die es einzuhalten gilt, da sie fest in der Verfassung verankert sind. Als Erstes stellt sich die Frage: Wer ist befugt, auf welche Art und Weise und zu welchem Moment die iPhones der Kinder zu beschlagnahmen? Das Lehrpersonal? In Anbetracht der Tatsache, dass in manchen höheren Klassen ein breitschultriger Jugendlicher belustigt auf eine ältere und bedeutend kleinere Lehrerin herabblickt, die ihm ein Stück seines Herzens herausreißen möchte, wird diese Möglichkeit fallen gelassen. Auch in den unteren Klassen muss mit heftiger Gegenwehr gerechnet werden. Es ist bekannt, dass manche Eltern sich bereits im Kindergarten einen Juristen zulegen, um ihr Kind vor der Willkür des Lehrpersonals zu schützen. An der Gründung einer Spezialkommission zusammen mit juristischen Beratern führt kein Weg vorbei.
2. Um an der Eingangstür den Schülern das begehrte Objekt zu beschlagnahmen, wäre ein einzelner, noch so muskulöser und angsteinflößender Beamte einer Sicherheitsfirma total überfordert, also müssten mindestens drei ran. Um Schlägereien zu verhindern, müssen auch hier Regeln festgelegt werden. Also eine weitere Kommission muss her. Vertreter der Menschenrechte, Lehrerdelegierte und der Jugendbeauftragte der Regierung werden versuchen, sich in unzähligen Sitzungen zu einer gerechten Lösung zusammenzuraufen.
3. In der heutigen Generation wurde einem Teil der Schüler bereits die Nachahmung eines iPhones in die Wiege gelegt und spätestens am dritten Geburtstag ein echtes mitsamt Ladegerät auf dem Geburtstagskuchen überreicht. Durch den jahrelangen Gebrauch ist bei allen Kindern eine Handysucht entstanden. Wie bei allen anderen Suchtformen, können schwere Entzugserscheinungen auftreten, wenn nicht eine fachgerechte Entwöhnung erfolgt. Die Betroffenen sind sich ihrer Handlungen nicht mehr bewusst. So wurden im Entzugsrausch auch schon Schulen in Brand gesetzt. Dieser Problematik wird sich eine weitere Kommission annehmen, an deren Sitzungen Suchtexperten die Politiker aufklären werden.
4. Um die traumatisierten Kinder vor schwerwiegenden, bleibenden Schäden zu bewahren, wird ein individuelles Programm erstellt werden. Dieses ist wichtiger als das Lernen und steht im Vordergrund. Erst nach Monaten kann der normale Schulbetrieb wieder aufgenommen werden.
Wenn demnächst das nach diesem Modell geschaffene Gesetz in Kraft treten wird, ist zu befürchten, dass durch lang anhaltende Schülerkrawalle und Demonstrationen das Land im Chaos versinken wird. Dann würde das Handy im Klassenzimmer noch das kleinere Übel sein.
De Maart
"Mein Handy und ich wissen alles." " Wo mündet der Nil?" "DAS müssen sie mein Handy fragen!"
Empfehle das Buch von Manfred Spitzer " Digitale Demenz " wobei es um die geistige Verblödung von Kindern geht,Kurzsichtigkeit inklusive.