Freitag24. Oktober 2025

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RadsportReiseführer über das Kopfsteinpflaster: Mats Wenzel startet am Mittwoch beim Scheldeprijs

Radsport / Reiseführer über das Kopfsteinpflaster: Mats Wenzel startet am Mittwoch beim Scheldeprijs
Mats Wenzel (rechts) machte bei der Katalonien-Rundfahrt auf sich aufmerksam Fotos: Equipo Kern-Pharma/X

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Punktgleich in der Bergwertung mit Primoz Roglic und als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet: Mats Wenzels erstes Rennen auf WorldTour-Niveau verlief beeindruckend gut. Bei der Katalonien-Rundfahrt (24.-30. März) machte er auf sich aufmerksam. Nun will er mit seinem spanischen Team Kern-Pharma in Belgien angreifen. 

Im Radsport kann es manchmal ganz schnell und unerwartet gehen. Nach sieben Etappen bei der Katalonien-Rundfahrt war Mats Wenzel plötzlich punktgleich mit Weltklasse-Fahrer Primoz Roglic im Bergklassement. Zudem durfte der 22-Jährige nach der letzten Etappe in Barcelona noch auf das Podium steigen – er wurde als kämpferischster Fahrer der Rundfahrt ausgezeichnet. Zweimal hatte er es in die Ausreißergruppe geschafft, dort sammelte er dann auch den Großteil seiner Bergpunkte. Zwar kamen die Gruppen nicht im Ziel an, doch für sein erstes Rennen auf WorldTour-Niveau hat sich Wenzel mehr als nur gezeigt.

„Ich bin ohne Erwartungen in das Rennen gegangen“, sagt er. „Ich wusste nicht, wie meine Form ist. Der Anfang der Saison war nicht so gut, dann lief das Training wieder besser. Aber das muss nichts heißen. Ich wollte mich in Gruppen zeigen, das ist mir auch gelungen.“ Auf der letzten Etappe sammelte Wenzel noch mal fünf Punkte für das Bergtrikot. Doch Roglic, der die letzte Etappe und auch die Rundfahrt gewann, sammelte auf dem letzten Teilstück 18 Punkte – beide kamen nach der Etappe auf 36 Zähler. „Das ist schon viel wert für mich. Der Bergpreis war nicht mein Ziel, da rutscht man während einer Rundfahrt so rein. Wenn Roglic aber vorne wegfahren will und Punkte sammeln will, dann mache ich nichts.“ 

Viel positives Feedback

Insgesamt sei das Feedback, das Wenzel erhalten habe, sehr gut gewesen. „Ich habe bessere Rückmeldungen bekommen, als ich gedacht habe. Ich bin zufrieden, aber am Ende ist der kämpferischste Fahrer auch nur ein Trostpreis. Trotzdem habe ich von außen viel Wertschätzung dafür erhalten.“ Für Wenzel, der erst seit dieser Saison für das zweitklassige spanische Team Kern-Pharma fährt, war es das erste Rennen auf dem höchsten Niveau. „Ich habe gezeigt, dass ich da mitfahren kann. Ich bin aber kein Finale mitgefahren, das ist noch mal was anderes.“

Kämpferischster Fahrer der Katalonien-Rundfahrt: Mats Wenzel
Kämpferischster Fahrer der Katalonien-Rundfahrt: Mats Wenzel

Wenzel hat in diesem Jahr 20 Renntage in den Beinen – alle Rennen fuhr er in Spanien, darunter neun Eintagesrennen sowie zwei Etappenrennen (Katalonien-Rundfahrt und O Gran Camiño). Am Mittwoch steht mit dem Scheldeprijs (1. Pro) das erste Rennen in Belgien an. Für das spanische Team eher ungewöhnlich, an einem solchen Rennen mit Kopfsteinpflaster-Passagen teilzunehmen. „Ich habe mich auch gewundert, dass wir da starten. Das Team fährt für dieses Rennen immerhin 12,5 Stunden. Das ist schon ein großer Aufwand. Wenn wir solche Rennen aber nicht fahren, dann werden wir auch nicht besser.“ 

Mögliche Rolle als „Capitaine de route“

Wenzel wird am Mittwoch der einzige Nicht-Spanier in seinem Team sein. Als Luxemburger hat Wenzel immerhin mehr Erfahrung als die Spanier auf dem Kopfsteinpflaster. Auch deswegen könnte ihm eine Rolle als „Capitaine de route“ zugetragen werden, um seinen spanischen Kollegen über das Kopfsteinpflaster zu verhelfen. Auf den 202,8 Kilometern zwischen Terneuzen und Schoten steht eine Kopfsteinpflaster-Passage kurz vor der Einfahrt in den Schlussparcours an. Auf der finalen Runde, die viermal befahren wird, wartet dann jeweils ein Kopfsteinpflaster-Sektor auf das Feld. „Es ist nicht so, dass alle Spanier nur Bergfahrer sind“, schmunzelt Wenzel. „Aber ich bin bestimmt schon mehr Kopfsteinpflaster gefahren als die meisten meiner Mannschaftskollegen. Es wird ein Massensprint. Wir können ein paar Karten spielen.“ 

Die Favoritenrolle hat seine Mannschaft nicht. Soudal Quick-Step schickt Vorjahressieger Tim Merlier an den Start, Alpecin-Deceuninck startet mit Jasper Philipsen, den Sieger von 2021 und 2023. Mit Dylan Groenewegen (Jayco AlUla), Edward Theuns, Tim Torn Teutenberg (beide Lidl-Trek), Gerben Thijssen (Intermarché-Wanty), Sam Welsford (Red Bull-Bora-hansgrohe), Matteo Moschetti (Q36.5), Alberto Dainese (Tudor) oder Alexander Kristoff (Uno-X) sind viele weitere namhafte Sprinter am Start. 

Wenzel, der eigentlich mit einer guten Form die Katalonien-Rundfahrt verlassen hat, hatte in der vergangenen Woche gesundheitliche Probleme. „Die Form stimmt, aber ich war ein wenig krank. Ich weiß nicht, ob es eine Pollenallergie ist oder eine Erkältung. Es wäre das erste Mal, dass ich Probleme mit Pollen habe.“ Wenzel ist auch noch für die Ronde van Limburg (16.4.) und die Flèche Brabançonne (18.4.) geplant – sollte es mit der Allergie, falls es denn eine ist, nicht schlimmer werden. Mitte Mai bekommt er dann die nächste Chance bei der Ungarn-Rundfahrt (2. Pro).