Montag10. November 2025

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SüdosteuropaTrump-Fans kalt erwischt: US-Zollerhöhungen treffen populistisch geführte Staaten besonders hart

Südosteuropa / Trump-Fans kalt erwischt: US-Zollerhöhungen treffen populistisch geführte Staaten besonders hart
Der slowakische Premierminister Robert Fico (l.) muss ebenso wie sein ungarischer Kollege Viktor Orban zusehen, wie ihr Gesinnungsgenosse in Washington sie hängen lässt und handelspolitisch nicht verschont Foto: AFP/Ludovic Marin

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Verblüfft, sprachlos oder mit Schuldzuweisungen an die EU reagieren die Trump-Fans in Südost- und Zentraleuropa auf die US-Zollerhöhungen: Ausgerechnet die autoritär gestrickten Staatenlenker, die in dem US-Präsidenten einen Geistesverwandten wittern, trifft dessen Zollkrieg besonders stark.

Selbst Serbiens gewieftester Zahlenmanipulator zeigt sich über die Rechenkünste seines erklärten US-Vorbilds verblüfft. Die von US-Präsident Donald Trump verkündigte Zollerhöhung sei nach einer „merkwürdigen Formel“ berechnet, reagierte Staatschef Aleksandar Vucic auf den mit 37 Prozent höchsten US-Zollsatz in Europa: „Aber die Leute müssen sich keine Sorgen machen. Ich bin sicher, dass wir das in den nächsten drei Monaten im Gespräch mit Präsident Trump lösen werden.“

Vor allem Serbiens starke Rüstungsindustrie dürfte die hohe Abgabenlast beim US-Export direkt, die von Europas Automobilkonzernen abhängige Zulieferbranche indirekt treffen. „Nirgendwo auf der Welt“ sei die Unterstützung für Trump im Präsidentschaftswahlkampf so groß gewesen wie in Serbien, hatte sich Vucic im Herbst noch damit gebrüstet, einer der „ersten fünfzehn Weltleader“ zu sein, mit denen Trump nach seinem Wahlsieg telefoniert habe.

Doch ausgezahlt haben sich bisher weder sein „herzliches Telefonat“ noch sein enges Verhältnis zu dem von ihm mit Orden behängten US-Sonderbeauftragten Richard Grenell oder die Belgrader Morgengabe des von der NATO 1999 zerbombten Generalstabs, den Trumps Schwiegersohn Jared Kushner nahezu kostenfrei zur Errichtung eines Nobelhotels übernehmen darf. „Trumps Ohrfeige für Serbien“ titelte am Freitag bitter die Zeitung Nova.

Tatsächlich trifft Trumps Zoll-Feldzug ausgerechnet die autoritär gestrickten Staatenlenker in Südost- und Zentraleuropa besonders hart, die in Trump einen Gesinnungsgenossen wittern. In der von der Automobilindustrie stark abhängigen Slowakei machen beispielsweise die Peugeot-, Jaguar- und Kia-Werke sowie die Zulieferindustrie fast drei Viertel der Exporte in die USA aus.

Slowakei und Ungarn stark betroffen

Als „Europas Detroit“ sei die Slowakei durch die „drastischen Auswirkungen“ der US-Zölle am „stärksten gefährdet“, unkt das Webportal „aktuality.sk“: Es sei mit einem Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts um 2,5 bis drei Prozent in den nächsten drei Jahren zu rechnen: „Dies wird zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und Exportverlusten von hunderten Millionen Euro führen.“

Ähnlich wie die Slowakei und Tschechien ist auch Ungarn mit seinen Audi-, Mercedes- und Suzuki-Werken sowie der Zulieferindustrie stark von dem von den US-Zöllen besonders hart getroffenen Automobilsektor abhängig. Obwohl der von den USA angezettelte Handelskrieg dem erklärten Trump-Fan Viktor Orban ein Jahr vor der nächsten Parlamentswahl keineswegs gelegen kommt, hält sich Budapest mit Kritik an Washington auffällig zurück – und macht erneut in der EU den Sündenbock für das von Trump verursachte Ungemach aus.

„Europas Wirtschaft zahlt wieder einmal den Preis für die Inkompetenz von Brüssel“, wettert der russophile Außenminister Peter Szijjarto auf „X“: „Die EU-Kommission hatte zweieinhalb Monate, um zu verhandeln. Aber sie tat nichts.“ Was natürlich nicht stimmt, denn der für Handelsfragen zuständige EU-Kommissar Maroš Šefčovič, ein Slowake, war unentwegt mit der US-Regierung im Gespräch, um die Zölle abzuwenden. Vergebens.