„Die USA werden Grönland nicht übernehmen“, erklärte die dänische Sozialdemokratin zum Auftakt ihres Aufenthalts bis Freitag. Ein Besuch, der als Reaktion auf die Visite von US-Vizepräsident JD Vance gedacht ist. Der hatte in der vergangenen Woche auf dem US-Militärflughafen „Pittufik“ im Norden der Insel Dänemark die Kompetenz abgesprochen, Grönlands Sicherheit gewährleisten zu können. Dänemark verantwortet dies sowie die Außenpolitik des Gebiets, dessen Bevölkerung allerdings eine vollständige Unabhängigkeit anstrebt.
Nun hat Kopenhagen mit Nielsen, der nach den Wahlen Anfang März bald mit einer großen Koalition dem halbautonomen Land vorstehen wird, einen dänenfreundlichen Partner zur Hand, der es mit der nationalen Souveränität der Eisinsel langsam angehen will. Doch einfach wird das Verhältnis zwischen dem skandinavischen Land und seiner ehemaligen Kolonie auf keinen Fall.
Dies zeigt schon das Verhalten von Vivian Motzfeld, der amtierenden und künftigen Außenministerin. Sie kritisierte den Frederiksen-Besuch als zu früh, da die Regierung in Nuuk noch nicht vereidigt sei. Was jedoch weit schwerer wiegt – die Chefin der sozialdemokratischen Partei Simuit gab vor dem Besuch von Frederiksen dem chinesischen Medienunternehmen Xinhua ein Interview, bei dem sie erklärte, „dass die Verstärkung der Beziehung zu China“ eine Priorität sei.
Und damit, so warnt die dänische Zeitung Berlingske, gibt sie Donald Trump ein Argument in die Hand, den Druck zu erhöhen, Grönland der USA einzugemeinden. Denn der 78-Jährige argumentiert mit der Präsenz der Chinesen und Russen in der Arktis, Grönland sogar mit Waffengewalt unter Kontrolle zu bringen. Sicher ist, dass chinesische Bergbauunternehmen ein hohes Interesse am Abbau der Bodenschätze haben. Im Süden der Insel soll sich ein Fünftel des Weltbestands an „seltenen Erden“ befinden. Auch dies ist konträr zu US-Interessen.
Weißes Haus bereitet Offerte vor
Frederiksen muss jedoch auf die dänischen Wähler Rücksicht nehmen. Denn bislang erhielt die Insel mit den Einkommensquellen Fischfang und Tourismus jährlich umgerechnet 500 Millionen Euro, auch um einen Fürsorgestaat nach skandinavischem Modell aufrechtzuerhalten. Sollte nun Grönland aus der sogenannten „Reichsfolgegemeinschaft“ ausscheren, ist eine solche Unterstützung politisch nicht mehr haltbar. In den Gesprächen mit Nielsen muss die Dänin Zugeständnisse machen, um weiter als Partner attraktiv zu bleiben. Zwar wollen 85 Prozent der 57.000 Grönländer keine Amerikaner werden. Dies wollen auch die regierenden Parteien nicht, jedoch ist das Interesse an wirtschaftlichen Kontakten weiter präsent.
Nach Presseberichten soll im Weißen Haus eine Offerte an die Grönländer vorbereitet werden, die weit über der dänischen Zuwendung liege.
Bezeichnenderweise stand während des NATO-Treffens am Donnerstag das Thema „Grönland“ nicht auf der Agenda, sodass NATO-Generalsekretär Mark Rutte zu den Annektionsdrohungen der USA keine Stellung nehmen musste. Die Länder des „Nordischen Rats“ haben im Vorfeld der Tagung, bei der auch US-Außenminister Marco Rubio dabei war, ihre Solidarität mit Dänemark bekundet.
Das Interesse der USA an Grönland ist nicht neu. Bereits US-Präsident Andrew Johnson versuchte 1867 das über zwei Millionen Quadratkilometer große Gebiet sowie Island zu erstehen. Auch US-Präsident Harry S. Truman machte 1946 einen Anlauf, das arktische Eiland zu kaufen. Trumps Kaufvorschlag während seiner ersten Amtszeit im Jahr 2019 tat Mette Frederiksen noch als „absurde Idee“ ab. Ein Verhalten, was Trump wohl nicht verzeihen konnte.
De Maart
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